Das Mädchen seiner Träume

  • Diogenes
  • Erschienen: Januar 2009
  • 21
  • New York: Atlantic Monthly, 2008, Titel: 'The Girl of His Dreams', Seiten: 276, Originalsprache
  • Zürich: Diogenes, 2009, Seiten: 8, Übersetzt: Jochen Striebeck
  • Zürich: Diogenes, 2010, Seiten: 352, Übersetzt: Christa E. Seibicke
Das Mädchen seiner Träume
Das Mädchen seiner Träume
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Ines Dietzsch
50°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2009

Das tägliche Allerlei des Commissario Brunetti

Donna Leons jüngster Roman um den venezianischen Commissario beginnt mit einem traurigen Anlass. Guido Brunettis Mutter ist verstorben und wird zu Grabe getragen. Tage darauf sieht sich der Commissario erneut mit dem Tod konfrontiert. Im Kanal wird die Leiche eines Mädchens angespült. Die Gerichtsmedizin stellt Tod durch Ertrinken fest und es gibt Schürfwunden an Händen und Beinen der Toten.

Was ist der Kleinen zugestoßen und warum wird sie von niemandem vermisst? Die Beamten ermitteln, dass es sich um ein Roma-Mädchen handelt, welches in einem Wagen-Lager vor der Stadt mit ihren Eltern und Geschwistern lebte. Anhand des bei der Toten gefundenen Schmucks lässt sich zweifelsfrei das Haus ausfindig machen, von dem aus das Mädchen in den Kanal fiel. Wurde sie bei ihrer Diebestour überrascht und verunglückte auf der Flucht oder hat das Mädchen jemand ins Wasser gestoßen? Brunettis Recherchen in der Wagenburg gestalten sich zäh, die Bewohner spucken nach dem Polizisten und sind zu keinem Gespräch bereit. Eine Spur, die der engagierte Commissario verfolgt, führt in höchste politische Kreise, in denen auch sein Vorgesetzter verkehrt.

Obwohl Brunettis siebzehnter Fall für mich die erste Begegnung mit dem Commissario aus der Lagunenstadt war, kamen mir die Personen und das Setting sehr vertraut vor. Das mag zum einen daran liegen, dass ich die Stadt gut kenne oder aber, weil die Geschichte mit einer längeren Szene aus dem privaten Umfeld Brunettis beginnt. Man lernt die Familie kennen und Donna Leon eröffnet an dieser Stelle einen Nebenschauplatz. Nach der Beerdigung von Brunettis Mutter erscheint Padre Antonin in der Questura und bittet Brunetti, sich über einen zwielichtigen Sektenführer zu erkundigen. Der Commissario stellt sogleich Nachforschungen über den vermeintlichen Scharlatan an und Signorina Elettra hilft Brunetti mit einigen Auskünften auch über den Padre.

Alltag in der Lagunenstadt

An Spannung mangelt es in diesem neuen Buch aus der Feder der erfolgreichen Autorin. Vielmehr plaudert Donna Leon über das tägliche Leben ihres populären Commissario. Familie Brunetti beim Essen, Familie Brunetti beim Einkaufen, Familie Brunetti beim Ausgehen, ein Kaffee hier, ein Prosecco dort, Gespräche mit den Kindern - alles ganz normaler Alltagskram vor einer romantischen Kulisse. Der eigentliche Fall des Mädchens, welches den Commissario bis in seine Träume verfolgt, beginnt erst nach 130 Seiten. Die Untersuchung ihres Todes ist gespickt mit kleinen Reibereien unter Kollegen und Brunettis Manipulationen des Vice-Questore.
Donna Leon spart nicht mit System-Kritik und prangert den Umgang der Italiener mit den nomadi an. Guido Brunetti funktioniert in seiner Rolle als sympathischer Held in einem harmonischen Leben.

Ein gewisser Unterhaltungswert ist dem Roman nicht abzusprechen, jedoch Krimi-Spannung? - Fehlanzeige. Bei den Fans von Donna Leon wird der Roman dennoch gut ankommen, denn die wissen wohl nach sechzehn Büchern, worauf sie sich einlassen.

Das Mädchen seiner Träume

Donna Leon, Diogenes

Das Mädchen seiner Träume

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