Blutige Verehrung

  • Blanvalet
  • Erschienen: Dezember 2023
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Blutige Verehrung
Blutige Verehrung
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Sabine Bongenberg
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2024

Nach 46 Folgen kommt auch mal eine Durststrecke.

Es ist ein sehr alter Film, der an einem düsteren Wintertag irgendwann im Jahr 2060 im Kino vorgeführt wird. Ein Regisseur namens Alfred Hitchcock zeigt hier in schmerzhafter Ausführlichkeit, wie eine junge Blondine in einer Dusche erstochen wird und gleichzeitig untermalen nervtötende kreischende Geigentöne die brutale Handlung. Kein Auge im Kino, das nicht an der Leinwand klebt und so bemerkt niemand, dass sich ein reales Verbrechen im Kino abspielt. Eine Zuschauerin wird niemals wieder das Tageslicht erblicken, hat ihr doch jemand einen Eispickel ins Genick geschlagen.

Lieutenant Eve Dallas von der New Yorker Polizei nimmt die Ermittlungen auf und stellt bald schier Unglaubliches fest: Die Ermordete war scheinbar ein Zufallsopfer, aber dennoch war die Tat alles andere als spontan oder willkürlich. Es wird ein Mord kopiert, den die Autorin Blaine DeLano in einem ihrer Krimis beschrieben hatte. Dallas stellt bald fest, dass es nicht der erste Roman dieser Autorin war, der im echten Leben nachgestellt wurde und treibt die Ermittlungen energisch an. Denn unglücklicherweise hat Blaine DeLano diverse Krimis geschrieben und sollten alle Morde nachgestellt werden, dann ist noch mit weiteren Opfern zu rechnen.

Seit 46 Bänden ein festes Team mit festen Gewohnheiten

Seit ihrer Geburtsstunde hat Eve Dallas mittlerweile einiges erlebt. Vom misshandelten Straßenkind entwickelte sie sich zur erfolgreichen, eiskalten Ermittlerin und fand sogar über ihren Beruf die Liebe ihres Lebens. Insgesamt 46 Bände erzählen mittlerweile von ihrem bemerkenswerten Leben und für die unermüdliche Eve scheint es kein Rasten und kein Ruhen zu geben. Das ist allein schon ein Punkt, den der Leser alsbald lernt: Auch wenn die Polizei einmal im Feierabend ist, ist das keine richtige Pause. Offensichtlich sieht der Dienstplan nämlich keinerlei Vertretungsregelungen vor und sobald das Signal ertönt, steht jeder mit dem berühmten alten Gewehr bei Fuß.

Robb - alias Nora Roberts - lässt ihre Romane in der nahen Zukunft spielen. Allzu viel hat sich seit heute ehrlich gesagt nicht geändert, sieht man davon ab, dass viele Mahlzeiten bequemerweise aus einem - je nach vorhandenem Haushaltsgeld - mehr oder weniger gut bestücktem "Autochef" stammen. Ich verstehe daher ehrlich gesagt diesen Zeitsprung nicht so ganz, aber da die Vorgabe ja seit 46  Bänden funktioniert, hat sie ja offensichtlich ihre Berechtigung.

Seit vielen Bänden spielt hier auch eine feste "Mannschaft" mit und natürlich ist dabei Eves Ehemann Roarke zu nennen, der seinen Weg aus den Slums von Dublin zu einem der reichsten Männer der USA - oder möglicherweise zu DEM reichsten Mann der USA - machte - aber dennoch die romantischen Züge des Heathcliff aus "Wuthering Heights" trägt. Feste Bestandteile sind auch der störrische Butler Summerset und die immer noch verliebten Kollegen Peabody und McNab. Aber auch hier sollte schon einmal gewarnt werden - der Butler gönnt sich endlich seinen wohlverdienten Urlaub und auch über die Kollegen wird relativ wenig erzählt. Allzu viele Wiedersehen werden in diesem Band nicht gefeiert.

Distanzierter Krimi

J.D. Robb lässt ihre Ermittlerin mit guter alter Polizeiarbeit ihren neuen Fall lösen. Dabei unterscheidet sie sich nicht viel von den Romanen die sich mit Polizeiarbeit in der Gegenwart befassen, sieht man davon ab, dass es offensichtlich kein Problem ist, wenn sich auch Eves Ehemann in ihre Arbeit mit einbringt. Dennoch wirkt vieles an den Ermittlungen distanziert oder unterkühlt und vermochte mich nicht so recht mitzureißen.

Möglicherweise war diese Kälte der Autorin auch bewusst, baut sie doch Im Kontrast dazu gelegentliche heiße Sexszenen zwischen Eve und Roarke ein und erzählt von ihren Vorsätzen in jedem Zimmer des gigantischen Stadtpalastes , den die beiden offensichtlich allein und nur mit ihrem Butler zusammen bewohnen, den Geschlechtsverkehr auszuüben.  Ein Schelm, wen die häusliche Situation an die Grundidee von "Beauty and Beast" erinnert.

Natürlich kann nach 46 Bänden nicht mehr alles neu, sexy und aufregend sein. Vieles wirkt aber einfach zu routiniert und entsprechend fester Abläufe abgespult. Auch die Auflösung der Verbrechen vermochte mich mit der für meinen Geschmack zu blassen Darstellung des Mordenden nicht ganz zu überzeugen

Fazit

Dieser routiniert abgespulte Krimi in einer langen Serie erzählt nicht viel Neues und leider fehlen auch gute alte Bekannte. J.D. Robb kann es sicherlich besser - oder sollte vielleicht auch einmal darüber nachdenken, ob selbst unverwüstliche Polizistinnen irgendwann vielleicht ihren Ruhestand verdient haben.

Blutige Verehrung

J. D. Robb, Blanvalet

Blutige Verehrung

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