Ein Haus voller Lügen

  • Goldmann
  • Erschienen: Oktober 2019
  • 3

Conny Lösch (Übersetzung)

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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2020

John Rebus überzeugt auch in seinem 22. Fall

2006 verschwand der Privatermittler Stuart Bloom. Jetzt wurde in den Poretown Woods bei Edinburgh sein Leichnam gefunden, oder besser gesagt das, was nach über zehn Jahren noch übriggeblieben ist. Die Ermittlungen leitet DCI Graham Sutherland, der DI Siobham Clarke in sein Team holt. Diese hatte die letzten Monate reichlich Ärger mit den Ermittlern Steele und Edwards von der Anti-Corruption-Unit, kurz ACU. Wie sich zeigt waren die Beiden auch an den damaligen Ermittlungen beteiligt, genau wie John Rebus, der sich seit einigen Jahren im wohlverdienten Ruhestand befindet, sich dort aber zu langweilen scheint.

Rebus nimmt Kontakt zu seiner früheren Mitarbeiterin auf, möchte von Siobhan über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten werden. Kein Wunder, denn damals ging wohl einiges nicht mit rechten Dingen zu, zahlreiche Beschwerden vor allem von Blooms Mutter gingen bei der Polizei ein.

Diese fordert erneut Gerechtigkeit und ruft die Presse auf den Plan. Derweil soll sich DI Malcolm Fox, der nach Gartcosh zur Major Unit, dem Zentrum von Police Scotland, versetzt wurde, die damaligen Ermittlungen ansehen und herausfinden, inwieweit damals unsauber ermittelt wurde.

Rebus, Clarke und Fox ermitteln in altbewährter Manier

Die Ermittlungen im Fall Bloom führen zu einem Filmproduzenten, der sich damals wie heute einen harten Kampf mit Sir Adrian Brand lieferte. So werden auf verschiedenen Ebenen im Hintergrund die Strippen gezogen, doch da gibt es noch die beiden Großmeister dieses Genres: John Rebus und sein ständiger Widersacher Big Ger Cafferty, unumstrittene Nummer Eins von Edinburghs Unterwelt. Natürlich liefern sich die beiden in die Jahre gekommenen Herren wieder köstliche, verbale Duelle. Die Gespräche gehören einmal mehr zu den Highlights des Romans, der immerhin schon der 22. der John-Rebus-Serie ist.

Auch wenn Rebus zu Gunsten von Clarke teilweise in den Hintergrund treten muss, so ist der alternde Ex-Ermittler unstrittig der Star. Dass er früher teils mit unsauberen Methoden gearbeitet hat, erweist sich jetzt als Problem, doch wie sollen Ermittler an Erkenntnisse im kriminellen Milieu kommen, wenn sie keine Informationen mit der Gegenseite austauschen?

Für den „Old School-Ermittler“ ist Fußarbeit wichtiges Polizeihandwerk

John Rebus ist komplett „Old School“, mit moderner Technik will er nichts zu tun haben, für ihn gilt Fußarbeit als maßgebendes Polizeihandwerk. Seine alten Gewohnheiten musste er jedoch inzwischen weitgehend umstellen. Tabak und Alkohol weichen Nikotin-Kaugummi und alkoholfreiem Bier, dazu viel Bewegung mit seinem Hund Brillo. Privat gibt es nichts Neues, gelegentlich trifft er sich mit einer Pathologin, die aus früheren Bänden bereits bekannt ist.

Neben dem aktuellen, sprich über zehn Jahre alten Fall, wird Clarke von Dallas Meikle belästigt, dessen Neffe Ellis aus seiner Sicht unschuldig im Gefängnis sitzt. Dummerweise hat Ellis jedoch den Mord an seiner Freundin vor Gericht gestanden. Rebus soll sich den alten Fall noch einmal ansehen und im Gegenzug ergibt sich vielleicht mit Hilfe von Dallas die Chance, den korrupten Polizisten Steele und Edwards etwas anzuhängen. Doch Ellis denkt gar nicht daran, seine Aussage zu widerrufen.

Fazit:

Langjährige Leser von John Rebus/Ian Rankin wissen, was sie erwartet. Ein alternder Ex-Cop mit teils „unkonventionellen“ Methoden. Auch im neuen Band ist die Geschichte noch nicht wirklich in der Gegenwart angekommen, sondern im „alten Edinburgh“ verortet. Lediglich ein Hinweis auf den Brexit deutet an, dass der Roman nicht vor etlichen Jahren spielt. Computertechnik findet kaum Erwähnung, die klassische Polizeiarbeit wird hingegen haarklein beschrieben, Befragungen und andere Gespräche bilden den Großteil der Handlung. Wie bei Serien üblich, ist der Personenkreis bei Polizei und Verbrechern hinlänglich altbekannt. Man könnte Ian Rankin also vorwerfen, dass es kaum Neuigkeiten gibt. Allein, dieser Ansatz verfängt nicht, denn das hier alles gefühlt irgendwie so ist wie es schon immer war, ist in unserer turbulenten Gegenwart eine gute Nachricht. Für Fans von John Rebus sowieso.

Ein Haus voller Lügen

Ian Rankin, Goldmann

Ein Haus voller Lügen

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