Eifel-Schnee

  • Grafit
  • Erschienen: Januar 1996
  • 16
  • Dortmund: Grafit, 1996, Seiten: 244, Originalsprache
  • Daun: TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch, 2008, Seiten: 8, Übersetzt: Jacques Berndorf
  • Dortmund: Grafit, 2014, Seiten: 254, Originalsprache
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»Sag mal, Baumeister, was war das für ein Brand heute nacht? « »Es hat zwei junge Leute erwischt. Sieht nach Doppelmord aus. « »Mit anderen Worten, du recherchierst schon? « Rodenstock wirkte gierig. »Nein. Und ich weiß nicht, ob ich einsteigen soll. Erst sind sie getötet worden. Wie, weiß ich nicht. Dann ist ihnen Heroin gespritzt worden. Warum, weiß ich nicht. Dann wurde ihnen die Bude überm Kopf angezündet. Frag mich nicht, was das alles soll. Wenn es einen Oscar für Dämlichkeiten gäbe, müßte dieser Täter eine kriegen.« Am heiligen Abend verbrennen Ole und Betty in einer Feldscheune. Das junge Paar war in jeder Disco der Eifel bekannt und immer gut drauf.

Weihnachten in der Eifel und den freischaffenden Journalisten Siggi Baumeister erwartet ein Doppelmord hoch drei. Mitten in der Nacht ruft der 10-jährige Schappi bei Baumeister an und erklärt ihm, sein Bruder Ole und dessen Freundin Betty seien tot und würden noch brennen. Im Prinzip wurde das junge Paar gleich dreimal getötet: zuerst wurde ihnen das Genick gebrochen, dann wurden sie mit Heroin vollgepumpt und anschließend wurde ihnen die Scheune, in der sie sich häuslich eingerichtet hatten, über dem Kopf abgefackelt.

Sturmfreie Bude für Baumsteier

Eigentlich wollte Baumeister seine sturmfreie Bude geniessen, denn Freundin Dinah verbringt die Feiertage bei ihren Eltern. Und dann muß er sich mit einem solch unerklärlichen Mord herumschlagen. Er kannte die Ermordeten nicht, aber der kleine Schappi erklärt ihm, sein Bruder wollte sich mit Baumeister treffen. Warum, das weiß er jedoch auch nicht.

Doch sehr schnell merkt er, dass er sich mitten in der Drogenszene befindet und daß seine geliebte Eifel auf diesem Gebiet gar nicht so idyllisch ist wie sie scheint. Berndorf, selber Ex-Alkoholiker, lässt seine Figuren in dieser Geschichte oft als Moralapostel auftreten. Haschisch wird gegenüber dem schlimmen Alkohol verharmlost und nur, wer Heroin spritzt, ist wirklich süchtig. Ein brisantes Thema, das der Autor da angepackt hat, doch in der Verarbeitung liegt er so manches Mal etwas daneben. Das Thema Legalisierung von weichen Drogen ist immer aktuell, doch macht es sich Berndorf teilweise etwas zu einfach.

Die Story zieht weite Kreise. Wo sitzen die Drahtzieher und wer ist in die dunklen Geschäfte verwickelt? Und welche Rolle spielt der zwielichtige Polizist Kremers in dem Fall?

Der Roman lebt von seinem Tempo - wann schlafen Baumeister und Rodenstock?

Wie alle Eifel-Krimis von Berndorf lebt "Eifel-Schnee" von seinem unglaublichen Tempo. Dies müssen auch seine Protagonisten Baumeister und Rodenstock so ab und an mal einsehen, wenn sie dann doch fast gar nicht mehr zum Schlafen kommen. Außergewöhnlich, dass Baumeister die Eifel auch mal verlässt. Hier muß er sogar bis nach Holland, wo der große Drogenboss sitzt. Und auf dieser Reise taucht auch zum ersten Mal Emma auf, die die Eifelkrimi-Fangemeinde von nun an als Rodenstocks Lebensgefährtin begleiten wird.

Der Plot ist trotz seiner globalen Verstrickungen übersichtlich, doch manchmal etwas zu durchsichtig aufgebaut.

Mit Baumeisters Musikgeschmack kann ich mich übrigens weitgehend anfreunden. Das Repertoire seines Erfinders scheint da breit gefächert zu sein. Trotzdem kann es ja mal vorkommen, dass man Rod Stewart "Dancing Mathilda" statt "Waltzing Mathilda" singen lässt. Vielleicht kann der Verlag dies bei der nächsten Ausgabe korrigieren.

"Nun bin ich ganz ratlos. Ich habe plötzlich gar nichts mehr zu meckern. Berndorfs Krimi, mit allem ausgestattet, was einen über die vielen Seiten spannt, ohne daß man schlapp macht, handelt von der Drogenszene in der Provinz, auf dem Lande. Und detailliert und dicht, facettenreich und einleuchtend, wie das beschrieben ist, möchte man nicht viel dagegen halten, dass es so nicht sei. Ich fürchte, Berndorf hat kaum übertrieben." (Westdeutscher Rundfunk)

"Außer spannender Unterhaltung bietet der Autor ein großes Sittengemälde der Provinz" (Badische Neueste Nachrichten)

Eifel-Schnee

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