Der letzte Agent

  • Bastei Lübbe
  • Erschienen: Januar 1993
  • 10
  • Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 1993, Seiten: 280, Originalsprache
  • Hillesheim: KBV, 2005, Seiten: 280, Originalsprache
  • Daun: TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch, 2006, Seiten: 8, Übersetzt: Georg Jungermann
  • Frankfurt am Main: Fischer, 2011, Seiten: 288, Originalsprache
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Peter Kümmel
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2005

Außer für Berndorf-Fans absolut entbehrlich

Ich wollte, ich wäre Siggi Baumeister. Überall hätte ich Freunde, von denen ich alles haben kann. Autos leihen, kein Problem. Wenn das erste von Kugeln zersiebt zurückbleibt, borge ich mir eben den Wagen vom nächsten Freund. Eine warme Mahlzeit ist auch überall drin. Natürlich wäre auch mein Besitz Allgemeingut. Ob da meine Tante Anni käme, von der ich noch nie zuvor etwas gehört habe oder eine hübsche Mordverdächtige, bei der sich meine Beschützerinstinkte rührten, für jeden wäre bei mir ein Platz frei.

Auch wenn Jacques Berndorfs Baumeister-Romane autobiographische Züge tragen, so ab und an trägt er schon sehr dick auf. Der Journalist Siggi Baumeister ist es auch im dem wieder neu aufgelegten Altwerk aus dem Jahr 1993, der spätestens alle fünfzig Seiten über eine neue Leiche stolpert. Zwar spielt die Story bereits ein Jahr nach dem Mauerfall, doch tut dies der Tatsache keinen Abbruch, dass DDR-Spione fleißig weiter spionieren und es so scheint, als ob sie nicht mitgekriegt hätten, dass das Land, für das sie im Einsatz waren, nicht mehr existiert.

Irgendwie ist es verständlich, dass das Buch bei seinem ersten Erscheinen flopte, denn von seiner Glaubwürdigkeit rangiert "Der letzte Agent" zusammen mit "Eifel-Feuer" am unteren Ende der Baumeister-Krimis. Auch hier sind BKA, MAD, BND etc. in den Fall verwickelt, ermitteln planlos so vor sich hin, doch Siggi Baumeister darf schalten und walten wie er will, ist immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, zieht die nicht immer nachvollziehbaren logischen Schlüsse und kommt so nach und nach auf des Rätsels Lösung, die für den unbedarften Leser dagegen alles andere als logisch, sondern eher als mühsam konstruiert erscheint.

Wenn man dies alles aber nicht so tierisch ernst nimmt, hat man mit der Story viel Spaß und spannende Unterhaltung. Angefangen hat alles mit einem Waldspaziergang, den Baumeister mit seiner Katze unternommen hat. Dabei stolperte er mal wieder - wie so oft - über eine Leiche. Diese Leiche jedoch sah schon ziemlich ungewöhnlich aus, denn deren riesiger aufgeblähter Bauch bestand aus rosafarbenem Kunststoff.

Originelle Todesarten in Kriminalromanen können mich noch immer faszinieren, und diese Art zu töten war für mich neu. Eine Schaumstoffmasse wurde auf die Größe einer Patrone zusammengepresst und mit einer Art Lack überzogen. Wird diese Kugel abgeschossen und prallt auf, so reißt der Lack und die Schaumstoffmasse quillt im Sekundenbruchteil auf. Egal wo die Kugel trifft, sie wirkt tödlich, denn das getroffene Gewebe zerreißt sofort. Klingt fies und ist es mit Sicherheit auch.

Ansonsten bleibt für Berndorf-Kenner nicht viel zu sagen übrig. Baumeisters väterlicher Freund Rodenstock fehlt leider in dieser Geschichte völlig. Man vermisst ihn schon ein wenig. Dafür aber taucht Tante Anni aus Berlin zum ersten Mal auf. Ein Wiedersehen gab/gibt es im zeitlich späteren Band Eifel-Liebe. Hier allerdings wirkt Tante Anni noch ziemlich blaß und bleibt mehr als ältliches Wesen mit mütterlicher Fürsorge in Erinnerung, die Siggi immer wieder Essen aufdrängt.

Abschließend bleibt zu sagen: Für Berndorf-Fans ist "Der letzte Agent" Pflichtlektüre, für alle anderen absolut entbehrlich.

Der letzte Agent

Jacques Berndorf - der Eifel-Krimi-Guru, Bastei Lübbe

Der letzte Agent

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