Eifel-Kreuz

  • Grafit
  • Erschienen: Januar 2008
  • 32
  • Daun: TechniSat Digital, Radioropa Hörbuch, 2006, Seiten: 8, Übersetzt: Jacques Berndorf
  • Dortmund: Grafit, 2008, Seiten: 315
  • Dortmund: Grafit, 2014, Seiten: 315, Originalsprache
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Peter Kümmel
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2006

Eifel fast wie immer

Ein neuer Eifel-Krimi von Jacques Berndorf, im Grafit-Verlag mittlerweile der dreizehnte aus der Reihe um den Journalisten Siggi Baumeister, da kann man sich auf Vertrautes und Bewährtes einstellen - doch halt! Was ist das? Ein Augabe im Hardcover-Format. Gut, der Eindruck ist gediegener. Sollte das auch für den Inhalt zutreffen? Die Sammler zumindest werden wenig begeistert sein, wenn neben ihren 12 Taschenbüchern nun plötzlich ein gebundenes Exemplar Platz nehmen muß - vom Geldbeutel ganz zu schweigen.

Gleich zwei Morde auf einmal trägt Kriminalrat a.D. Rodenstock dieses Mal an seinen Freund Siggi heran. Für diesen genau das Richtige, um wieder aus seinem bereits wochenlang andauernden tranigen Zustand zu erwachsen und den Freundeskreis wieder mit seiner Anwesenheit zu beglücken.

Für Eifel-Krimi-Neulinge (falls es solche immer noch geben sollte): Dieser Freundeskreis von Siggi Baumeister, der Kommissar Kischkewitz halboffiziell bei der Aufklärung von Verbrechen unterstützt, besteht zur Zeit neben dem bereits erwähnten Rodenstock aus dessen Frau Emma sowie Tante Anni, die zwar bereits über achtzig, aber außer ein paar kleineren Leiden noch fit wie ein Turnschuh ist. Alle drei sind ehemalige Kriminalisten. Gemeinsam führen sie ihre Ermittlungen, indem sie andere Ansatzpunkte als die Polizei suchen, und natürlich sind sie damit auch erfolgreicher als diese.

Neben diesen bereits erwähnten Personen sammeln sich im Verlauf der Handlung weitere Leute an, die zur Aufklärung beitragen können - darunter meist eine attraktive Frau, mit der Siggi eine mehr oder weniger komlizierte Beziehung eingeht - und so sitzt man bis zum Ende des Buches dann oft in immer größer werdender Runde - meist in Siggis Haus - zusammen, bis nach ein paar hektischen Tagen mit wenig Schlaf schließlich wieder Ruhe in der Eifel einkehren kann. Leider kommt Siggi meist körperlich nicht ganz ungeschoren aus einem solchen Abenteuer heraus, da er seine Nase natürlich manches Mal zu tief in Angelegenheiten steckt, die sich als nicht ganz ungefährlich herausstellen.

Das Schweigen in der Eifel

In einem verlassenen Gebäude wird der 18-jährige Sven Dillinger gefunden, erst erschossen, dann gekreuzigt. Nur wenige Kilometer entfernt liegt die Leiche der ebenfalls erschossenen Gabriele Sikorski. Zunächst ist nicht klar, ob die beiden Morde etwas miteinander zu tun haben. Dies ändert sich jedoch, als festgestellt wird, daß die Tatwaffe in beiden Fällen die gleiche war. Doch was die beiden Toten miteinander zu tun hatten, das bleibt weiter unklar.

Sven Dillinger war Schüler einer streng katholischen Eliteschule. Doch er war als unangepasst verrufen und bekannt als Aufwiegler gegen dort herrschende Sitten und Gepflogenheiten. Die Mitglieder der Clique, mit der Sven seine Freizeit verbrachte, halten sich mit Auskünften sehr zurück und auch andere Informationen erhält Siggi quasi nur hinter vorgehaltener Hand. Mit einem der Lehrer, Pater Rufus, hatte sich Sven wohl angelegt, doch an diesen Lehrer ist nicht heranzukommen, da er zufälligerweise (?) nach diesen Geschehnissen versetzt wurde. Svens Vater, ein reicher Anwalt, scheint über seinen Sohn gar nichts zu wissen. Svens Lehrer Thomas Steil erhängt sich kurz nachdem Siggi mit ihm gesprochen hat. Steil wurde entlassen, da sein Lebenswandel - er lebte von seiner Frau getrennt und hatte eine Freundin - nicht mit der katholischen Kirche vereinbar war.

Gabriele Sikorski dagegen war in der Eifel ein unbeschriebenes Blatt. Sie kam aus Bonn, ebenfalls aus reichem Elternhaus, doch über ihre Beziehung zu Sven herrscht weiter Unklarheit, bis eine Radaraufnahme aus der Nähe der polnischen Grenze auftaucht, die Sven und Gabriele gemeinsam im Auto zeigt.

Ein gewagter Plot

Natürlich wird es für einen Serienautor von Mal zu Mal schwerer, sich wieder eine spannende Story zusammen zu basteln, und so fällt der Plot schon ziemlich gewagt aus. Berndorf hat sich für das Eifel-Kreuz ein heikles Thema ausgesucht und spart nicht mit Kritik an der katholischen Kirche, erwähnt pädophile Priester, bringt Verbindungen ins Rotlicht-Milieu ins Spiel, Menschenhandel, Geldwäsche in Millionenhöhe und sorgt schließlich dafür, daß irgendwo zwischen polnischen Killern und einer geheimnisvollen jugendlichen Clique auch die zwar in sich stimmige, aber trotzdem nicht ganz so plausible Lösung des aktuellen Falles zu finden ist. Erfreulich bei der ganzen Geschichte, daß Siggi Baumeister mal ohne körperliche Blessuren aus der Sache heraus kommt.

Besonders gut zum Thema passend sind auch die privaten Dinge, mit denen Siggi konfrontiert wird. Seine Tochter stellt fest, daß sie homosexuell ist. Eine Tatsache, mit der einige nicht so ganz klar kommen, doch Siggi hat Verständnis.

Bleibt festzuhalten: Wer sich bisher mit den Eifel-Krimis nicht anfreunden konnte, der sollte auch von diesem die Finger lassen. Wer gerne mal einen Eifel-Krimi liest, der kann hier nichts falsch machen: Eifel-Kreuz zählt für mich zu den besseren Werken der Serie. Und der wahre Eifel-Krimi-Fan lässt sich sowieso nicht von dem beeinflussen, was ich hier von mir gebe.

Eifel-Kreuz

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