Ein unvermeidlicher Mord

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 2001
  • 7
  • Markham, Ontario: Viking, 1989, Titel: 'A Necessary End', Seiten: 317, Originalsprache
  • München: Ullstein, 2001, Seiten: 431, Übersetzt: Andree Hesse
  • Berlin: Ullstein, 2003, Seiten: 431
  • Berlin: Ullstein, 2006, Seiten: 431
  • Berlin: Ullstein, 2008, Seiten: 431
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Peter Kümmel
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Solider Krimi ohne Überraschungen

 

"Ach, wie schön wäre jetzt ein netter britischer Mord auf dem Dorfe, dachte Banks, genau so einer wie in den Romanen: eine überschaubare Gruppe von fünf oder sechs Verdächtigen, ein zweifelhaftes Testament und keine Eile, um das Puzzle zusammenzusetzen. Aber so ein Glück hatte er nicht."

 

...denn Inspector Banks hatte etwa hundert Verdächtige. Also kein "britischer Mord"? Man sollte sich da nicht täuschen lassen. Denn in Peter Robinsons Krimi ist wirklich alles "very british", die Polizeibeamten, die Charaktere, die dörfliche Idylle, nur die Vorgaben sind ein wenig außergewöhnlich. Auf den ersten Blick kein "netter britischer Mord", sondern ein Mord während einer Anti-Atomkraft-Demonstration, die aus den Fugen geraten ist. Nachdem die Polizei endlich wieder alles unter Kontrolle hat, bleibt der junge Constable Gill erstochen zurück.

Aber das Ganze entwickelt sich dann schließlich doch in eine völlig andere Richtung. Und schließlich bleibt die übliche Handvoll Verdächtiger übrig: da sind zum einen die Bewohner von Maggies Farm, eine bunt zusammengewürfelte Truppe von Aussteigern - besonders auffällig dabei der junge vorbestrafte Punk Paul - sowie der Organisator der Demo, Dennis Osmond, der ausgerechnet mit einer guten Freundin des Inspektors zusammenlebt, was bereits für Konfliktpotential sorgt.

Doch die größten Konflikte lauern für Inspektor Banks aus einer ganz anderen Richtung. Zur Bearbeitung des Falles setzt man ihm Superintendent Burgess vor die Nase, wegen seiner rücksichtslosen Methoden überall verhasst und Banks leider schon bestens bekannt.

Das Miteinander und Gegeneinander der beiden Ermittler mit ihren persönlichen Auseinandersetzungen und dem gleichzeitigen Bemühen, den Fall zu lösen, bildet dann auch das Kernstück des Romans. Das Zusammenraufen der beiden bei vielen gemeinsamen Bieren ni der Dorfkneipe mit gleichzeitigem Distanzhalten wirkt fast schon ein wenig komisch, zeigt aber deutlich, dass eine gewisse Kompromissbereitschaft im Berufsleben unabdingbar ist. "Ein unvermeidlicher Mord" ist ein absolut leises Buch, dem es vor allem an Tempo mangelt. Es lebt einzig und allein von Robinsons hervorragend dargestellten Charakteren. Der Leser bekommt von jeder der einzelnen Personen ein genaues Bild und die Beziehungen untereinander sind psychologisch gut beschrieben. Die Figuren sind so treffsicher und vielschichtig beschrieben, dass sie in krassem Gegensatz zur Schwarz-Weiß-Betrachtungsweise von Superintendent Burgess stehen.

Realitätsnähe ist die Stärke des Romans, Überraschungen fehlen leider fast gänzlich. Als Whodunit gestartet gleitet das "Wer?" gegen Ende hin fast ins Nebensächliche ab und das "Warum?" gerät in den Vordergrund. Die Auflösung wird ebenso unspektakulär präsentiert wie die gesamte Handlung.

Wer einen Pageturner sucht, der ist hier falsch. "Ein unvermeidlicher Mord" ist ein solider Kriminalroman mit einem subtilen Geflecht von Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren, aber alles andere als ein Reißer.

Ein unvermeidlicher Mord

Peter Robinson, Ullstein

Ein unvermeidlicher Mord

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