Ostfriesenkiller

  • Jumbo
  • Erschienen: Januar 2007
  • 54
  • Hamburg: Jumbo, 2007, Seiten: 3, Übersetzt: Klaus-Peter Wolf
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Lars Schafft
71°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2007

Für den Strandkorb

Norden, Ostfriesland: Als ob Kommissarin Ann Kathrin Klaasen mit ihrer Ehekrise nicht schon genug um die Ohren hätte! Frei nach Sherlock Holmes - "Arbeit ist das beste Mittel gegen Sorgen" - kommt ihr der neue Fall gar nicht so ungelegen. Ulf Speicher, der Chef des Vereins "Regenbogen", welcher sich um die Betreuung behinderter Menschen kümmert, wird mitten während eines Schäferstündchens kaltblütig erschossen.

Das nächste Opfer wird mit einem Schwert erschlagen und bei den zwei Toten soll es beileibe nicht bleiben. Alle Spuren führen zurück zum Verein mit den hehren Zielen... 

Ostfriesenkiller von Klaus-Peter Wolf, mehrfach prämierter Kinderbuch- und Drehbuchautor (unter anderem von so manchem ARD-Tatort), ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe - die ideale Lektüre für einen sonnigen Tag im Strandkorb. Flott geschrieben mit einem besonderen Händchen für das Kino im Kopf. Da lässt sich jemand, der schnelle Schnitte und viel Handlung aus dem Effeff beherrscht, nichts vormachen.

Mit Ann Kathrin Klaasen ist Wolf eine sympathische Figur gelungen, aus der trotz der zahlreichen Szenen aus dem Privatleben allerdings sicherlich noch einiges herauszuholen ist. Und das ist der Knackpunkt an diesem ansonsten rundum gelungenen Krimi-Erstling: Die Balance zwischen Ermittlungsarbeit und Gefühlswelt der Kommissarin passt noch nicht so richtig. Auf der einen Seite packt Wolf sehr viel in die gut 300 Seiten, auf der anderen Seite wünscht man sich gelegentlich das, was auch der Fahrtrinne von Norddeich nach Norderney gut täte: ein wenig mehr Tiefe.

Sehr spritzig sind hingegen die Passagen gelungen, in denen Wolf mit einem Augenzwinkern verrät, wo seine Wurzeln liegen:

 

Überhaupt war ihr Leben als Kriminalkommissarin bis jetzt viel unspektakulärer verlaufen als in jedem ARD-Tatort.
Wenn mein Leben verfilmt würde, dachte sie, manchmal fast neidisch auf ihre TV-Kollegen, würden die Zuschauer überhaupt zu mir halten? Bin ich jemand, mit dem man sich identifizieren kann?

 

Ja, das ist sie, die Kommissarin Klaasen. Eine, die Autor Wolf im Leben stehen (manchmal auch fallen) lässt und der man gerne nochmal auf Ermittlungstour hinter den Deichen folgt. Denn unterm Strich kann Wolf gut plotten und hat eine sehr individuelle Art, Spannung zu erzeugen. Ein bisschen mehr Roman als Drehbuch und an den Szenen vertiefen, die einen Kriminalroman ausmachen. Dann klappt´s schon mit Klaasen in Serie.

Was eigentlich wenig mit dem Buch selbst zu tun hat, dennoch aber auffällt: die Paralellen zu Jacques Berndorf. Dass sowohl Berndorf alias Michael Preute als auch Klaus-Peter Wolf aus dem Ruhrpott (Duisburg und Gelsenkirchen) kommen, ihre Krimis aber am "schönsten Arsch der Welt" bzw. an der Waterkant ansiedeln, ist sicher nur ein amüsanter Zufall. Ob sich der Fischer-Verlag allerdings mit der Titelgebung Ostfriesenkiller einen Gefallen getan hat, wagen wir doch etwas zu bezweifeln. Heißt der Nachfolger doch Ostfriesenblut und damit wird klar, wohin die Fähre ablegen soll. Berndorfs Krimis sind streng nach dem Schema Eifel-Blues, Eifel-Gold etc. betitelt. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Ostfriesenkiller

Klaus-Peter Wolf, Jumbo

Ostfriesenkiller

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