Ostfriesenangst

  • Jumbo
  • Erschienen: Januar 2012
  • 43
  • Hamburg: Jumbo, 2012, Übersetzt: Klaus-Peter Wolf
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Jörg Kijanski
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2011

Weit mehr als ein Regionalkrimi.

Kopfschütteln und Entsetzen. Wie konnte Bollmann mit seiner ihm anvertrauten Schulklasse nur eine Wattwanderung von Norddeich nach Norderney wagen, noch dazu ohne Wattführer? So kam es zur Katastrophe, denn immer mehr Schüler wandten sich während des Ausflugs von ihrem Lehrer ab und versuchten sich auf eigene Faust an Land zu retten. Doch Bollmann wollte nicht umkehren, bis zuletzt nur noch drei Schüler bei ihm waren und ihn ebenfalls in letzter Sekunde verließen. Ann Kathrin Klaasen und ihre Kollegen von der Kripo Aurich stehen vor einem Rätsel. Ertrank der Lehrer oder nutzte ein Schüler die günstige Gelegenheit und half beim Ableben Bollmanns nach? Zunächst gilt es jedoch die Leiche des Vermissten zu finden und als kurz darauf ein Toter im Watt gefunden wird gibt es eine große Überraschung. Der Mann wurde mit zwei Kugeln erschossen und es ist nicht Bollmann.

Es stellt sich heraus, dass der erschossene Mann ein Ermittler des BKA ist. Dieser war mit vier weiteren Kollegen zur Bewachung von Gert Eichinger eingesetzt. Eichinger, ein brutaler Serienvergewaltiger, ist erneut auf freiem Fuß, soll aber als Wiederholungstäter auf Schritt und Tritt bewacht werden. Nun fehlt von ihm jede Spur und offenbar konnte er sich die Schusswaffe des Polizisten aneignen bevor er diesen erschoss. Unterdessen wird der Schüler Sascha Kirsch verdächtigt, mit dem Tod seines verhassten Lehrers zu tun zu haben, denn obwohl er nicht auf der Klassenfahrt dabei war, befindet er sich vor Ort. Allerdings nur um seine Freundin Laura heimlich zu treffen; in Panik ergreifen beide die Flucht vor der Polizei. Als Sascha und Laura ausgerechnet Eichinger über den Weg laufen, nehmen die Ereignisse dramatische Züge an und auch sonst gerät in dem beschaulichen Landstrich die Welt aus den Fugen &

Von den Usern der Krimi-Couch wurde Ostfriesensünde zum besten Kriminalroman des Jahres 2010 gewählt und folgerichtig mit dem Krimi-Blitz ausgezeichnet (siehe hierzu auch den Beitrag unter Krimi-Couch- TV). Ostfriesenangst ist bereits der sechste Fall für Ann Kathrin Klaasen und so gibt es mit zahlreichen vertrauten Personen ein munteres Wiedersehen. Natürlich spielt die Handlung einmal mehr in Ostfriesland, unter anderem auf Norderney, Wangerooge und in Aurich, dies verrät ja schon der Buchtitel. Doch wenngleich die Örtlichkeiten und einige Angewohnheiten der Bevölkerung für reichlich Lokalkolorit sorgen, so fällt dieser ebenso angenehm wie zurückhaltend aus. Von wegen "nur ein Regionalkrimi".

Bei dem Plot selbst entpuppt sich die auf dem Buchrücken enthaltene Inhaltsangabe schnell als kleine Mogelpackung, denn die sich eingangs aufdrängenden Fragen, werden weitestgehend bis Seite 100 aufgeklärt. Nun gibt es ganz andere Probleme: Warum schickt das BKA nur eine Hand voll Ermittler zur Überwachung eines gefährlichen Wiederholungstäters und wieso kann dieser den Profis entkommen? Auch scheinen die BKAler nicht sehr an einer Zusammenarbeit mit der örtlichen Kripo interessiert zu sein, was alsbald den Argwohn von Ann Kathrin Klaasen nach sich zieht. Der Plot wird zunehmend facettenreicher, allerdings steigt der Spannungsbogen nur bedingt. Was passiert und wer inwieweit für was verdächtig ist, erfährt der Leser recht früh und so bleiben nur wenige Punkte in dieser Hinsicht offen. Vielmehr geht es um die Fragen wie es weitergeht, wer wann gefasst wird und was bis dahin womöglich noch passiert. Sprich die einzelnen Handlungsstränge warten darauf, zusammengeführt und / oder aufgelöst zu werden.

Letztlich ist Ostfriesenangst ein unterhaltsamer (Regional)Krimi mit durchweg ansprechenden Figuren. Vor allem die Protagonisten Klaasen, Weller und ihr Chef Ubbo "Marzipan" Heide sind interessant gezeichnet und garantieren, dass die Leser auch die nächsten Fälle (Ostfriesenmoor soll im März 2013 erscheinen) verfolgen werden. Allein mit der eingebauten Schleichwerbung übertreibt es der Autor zu auffällig. So liest an einer Stelle eine Frau einen Krimi von Klaus-Peter Wolf (geschenkt), gleich mehrfach erwähnt wird der bis dato weitgehend unbekannte Krimi Otternbiss von Regine Kölpin (spielt auf Wangerooge und ist bei Leda erschienen) und selbst auf ein Ihnen bekanntes Internetportal wird hingewiesen. Na ja, so schlimm ist Werbung dann doch nicht; führt bei der Bewertung aber selbstredend nicht zu Bonuspunkten. Und falls es Sie interessiert, das Lieblingscafe (oder der aktuelle Werbepartner?) des Autors ist offenbar das Café ten Cate in Norden. Ups, war das jetzt etwa Schleichwerbung auf der Krimi-Couch?

Ostfriesenangst

Klaus-Peter Wolf, Jumbo

Ostfriesenangst

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