Der Lüge schöner Schein

  • Knaur
  • Erschienen: Januar 2006
  • 7
  • London: Colllins, 1973, Titel: 'Ruling Passion', Seiten: 255, Originalsprache
  • München: Knaur, 2006, Seiten: 392, Übersetzt: Silvia Visintini
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Sabine Reiß
74°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2006

Alptraum am Wochenende oder Wochenende mit Alptraum

Der Name von Reginald Hill wird oft in einem Atemzug mit dem seines Autorenkollegen Ian Rankin genannt. Wer es sich leicht macht, zieht diesen Vergleich aufgrund der Tatsache, dass beide männliche Autoren sind und ihre Krimis auf der Insel spielen. Weitere Gemeinsamkeiten springen zunächst nicht ins Auge, schickt Rankin doch ein gemischtes Team in den Ring, während Hill ganz auf die Spürnase zweier Männer setzt, natürlich in der bewährten Kombination Chef Untergebener.

Das Dorfidyll, das keines ist

Detective Sergeant Peter Pascoe ist auf dem Weg zu einem Wochenendausflug und Treffen mit alten Freunden. Seine Ankunft am Cottage wird aber nicht mit einem herzlichen Willkommen honoriert, sondern mit einem grausigen Fund. Die Gastgeberin Rose sowie die beiden bereits angereisten Gäste Tim und Charles wurden mit einer Schrotflinte erschossen und von Colin, Roses Ehemann, gibt es keine Spur. Peter befindet sich nun in der Situation, die Ermittlungen nur als Zeuge statt als Polizist zu unterstützen. Detective Superintendent Backhouse, der ermittelnde Beamte, zieht recht schnell den Schluss, dass Colin der Schuldige sei und seine Frau und seine beiden Freunde erschossen hat. Peter und seine Freundin Ellie glauben dagegen an die Unschuld ihres Freundes, sind jedoch machtlos. Da bleibt es ihnen nur, sich selbst ein wenig umzuhören, bis Peter Pascoe wieder nach Hause muss, um die Ermittlungen in einer Serie von Einbruchdiebstählen fortzuführen.

Pascoe und sein Chef Dalziel sind ein unschlagbares Team. Dalziel hat zwar eine ganz schön freche Schnauze und ist ein ungehobelter Klotz, aber er vertraut seinem Sergeanten, dessen Beförderung zum Inspector im Übrigen gerade im Gange ist. Es dauert zwar eine Weile, bis man sich mit den beiden Figuren vertraut gemacht hat, wenn man zuvor noch kein anderes Buch von Hill gelesen hat, doch dann springt der Funke über.

Auch bei der Story setzt die Spannung mit einem gewissen Verzögerungseffekt ein. Zwar empfand ich es als recht einfallsreich, den Polizisten persönlich zu involvieren, da einer seiner Freunde der Hauptverdächtige ist, doch insgeheim hätte ich mir mehr erwartet. Das vielgepriesene Absurde, Skurrile vermisse ich ein wenig. Auch bemüht der Autor an einem Punkt den Zufall etwas zu sehr und die Verbindung der beiden Handlungsstränge liegt nicht gerade auf der Hand.

Überraschend zeitlos

Ohne Hills andere Bücher zu kennen, wage ich zu behaupten, dass "Der Lüge schöner Schein" einer seiner durchschnittlichen Krimis ist. Dazu muss man sich natürlich bewusst machen, dass dieses Buch schon 33 Jahre auf dem Buckel hat und an dritter Stelle der hochgelobten Serie um das Polizistenduo steht. Hill wäre sicherlich nicht so lange am Ball geblieben, hätte er sich nicht weiterentwickelt. Warum die deutsche Veröffentlichung aber so lange auf sich warten ließ, ist mir schleierhaft.

Die Lektüre ist dabei überraschend zeitlos. Dieser Roman hätte gut und gern auch erst im letzten Jahr verfasst werden können, nichts deutet auf vergangene Zeiten hin. Diese Tatsache könnte man als Beweis dafür werten, dass Reginald Hill schon damals zu den Könnern gehörte, dass er womöglich seiner Zeit weit voraus war oder dass der Whodunit immer noch nach strengen Regeln zelebriert wird, die immer noch gelten. Denn dass wir hier einen lupenreinen Whodunit vorfinden, das lässt sich zweifelsfrei sagen.

Für Einsteiger in die Serie ist der vorliegende Krimi ganz sicher geeignet. Kritische Punkte fallen mir bis auf die erwähnten Zufälle keine ein. Insgesamt macht das Buch Lust auf mehr von Dalziel und Pascoe, was schon ein Pluspunkt ist.

Der Lüge schöner Schein

Reginald Hill, Knaur

Der Lüge schöner Schein

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