Todsünde

  • Limes
  • Erschienen: Januar 2004
  • 61
  • London: Bantam, 2003, Originalsprache
  • München: Limes, 2004, Seiten: 411, Übersetzt: Andreas Jäger
  • München: Blanvalet, 2006, Seiten: 411
  • Augsburg: Weltbild, 2005, Seiten: 411
  • Köln: Random House Audio, 2009, Seiten: 6, Übersetzt: Michael Hansonis
Todsünde
Todsünde
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Peter Kümmel
49°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2004

Viel private Probleme - wenig Ermittlung

Rizzolis erster Fall "Die Chirurgin" war ein Thriller der Spitzenklasse, der Nachfolger "Der Meister" leider nur ein schwacher Abklatsch, spannungsarm und mit einem müden Finale. Deshalb kommt Band drei der Reihe schon eine gewisse wegweisende Bedeutung zu.

Man spricht zwar allgemein von der Jane Rizzoli-Reihe, doch alleiniger Mittelpunkt ist die Detektivin der Bostoner Mordkommission in dieser Serie nicht. Während im Aufmacher die titelgebende Chirurgin Catherine Cordell die eigentliche Protagonistenrolle übernahm, rückte Rizzoli in "Der Meister" mehr ins Rampenlicht, doch in "Todsünde" tritt sie wieder ins zweite Glied hinter der Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles.

Verbrechen hinter abgeschlossenen Klostermauern

Hinter den abgeschlossenen Mauern des Nonnenklosters Graystones Abbey hat sich ein brutales Verbrechen ereignet. In der Kapelle wird die Novizin Camille in den frühen Morgenstunden erschlagen aufgefunden. Auch die ältere Schwester Ursula findet man mit eingeschlagenem Schädel. Sie ist noch am Leben, liegt aber im Koma. Es gibt keinerlei Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens und auch ein Motiv für das Verbrechen ist nicht ersichtlich.

Eine erste Überraschung ergibt die Obduktion. Die junge Schwester befindet sich zwar bereits seit mehreren Jahren im Kloster, doch es steht außer Zweifel, daß sie vor kurzem ein Kind geboren hat. Der einzige Mann, der im Kloster verkehrt, ist Pater Brophy. Allerdings war Camille vor etwa neun Monaten zu Besuch bei ihrer Familie, könnte also durchaus während dieser Zeit schwanger geworden sein. Hier deutet sich also doch ein Motiv für den Mord an. Man durchsucht das Kloster und wird fündig: Unter dem Eis des Ententeichs entdeckt man ein totes Baby.

Das FBI bringt Klarheit in den Fall

Wer nun Ermittlungen hinter den Klostermauern erwartet und das Aufdecken von jahrelang gehüteten Geheimnissen, der liegt falsch. Was uns Tess Gerritsen nun bietet, sind die privaten Probleme ihrer beiden Hauptpersonen. Dr. Isles wird von ihrem Ex-Mann belästigt, den sie seit drei Jahren nicht gesehen hat. Sie erliegt schließlich dessen Werben und einer Versöhnung scheint nichts im Wege zu stehen. Jane Rizzoli dagegen fühlt sich überhaupt nicht wohl und klappt sogar während der Obduktion zusammen. Ein Schwangerschaftstest bringt die Ursache für das Unwohlsein ans Tageslicht. Wir erinnern uns zurück an "Der Meister" - ein forscher FBI-Agent names Gabriel Dean riss nicht nur die Ermittlungen an sich, sondern beeindruckte auch einen weiblichen Detective so sehr, daß dies zu einer Affäre führte, deren Ergebnis sich nun offenbart. Für Rizzoli eine Katastrophe, da sie mit Kindern überhaupt nicht kann und sich ein Kind auch nicht mit ihrer beruflichen Karriere vereinbaren lässt.

Auf polizeiliche Ermittlungen wartet man auch im weiteren Verlauf vergebens. Es wird ein wenig obduziert und dabei mit ungewohnt viel Medizinerlatein um sich geworfen. Ansonsten bleibt das Privatleben von Isles und Rizzoli im Vordergrund. Dies ändert sich erst auf den letzten hundert Seiten, als sich das FBI - natürlich in Gestalt von Gabriel Dean - einschaltet und erste Zusammenhänge offenbart. Die Auflösung des Falles bekommt man dann häppchenweise vorgeworfen und darf am Ende eigentlich nur noch darauf gespannt sein, ob es für unsere beiden Heldinnen ein Happy-End gibt.

Krimitechnisch bietet uns die Autorin einen eher müden Showdown, einen Täter, der sich bereits weit vor dem Ende abzeichnete und leider nicht für alle offenen Fragen eine Antwort. "Todsünde" bestätigt nicht nur die Abwärtstendenz der Rizzoli-Serie, sondern ist insgesamt eines der schwächsten Bücher von Tess Gerritsen.

Todsünde

Tess Gerritsen, Limes

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