Und die Toten lässt man ruhen

  • Grafit
  • Erschienen: Januar 1990
  • 3
  • Dortmund: Grafit, 1990, Seiten: 166, Originalsprache
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Thomas Kürten
66°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Wie alles begann

Georg Wilsberg ist in den Verfilmungen des ZDF inzwischen zu einem der beliebtesten privaten Ermittler Deutschlands geworden. Durch das Fernsehen erst richtig bekannt geworden, haben sich auch die jüngsten Romane Jürgen Kehrers gut verkauft. Warum also nicht einmal die Uhren zurückdrehen in das Jahr 1990, jenes Jahr, indem der erste Wilsberg-Krimi erschien.

Schon damals ist Wilsberg der sympathische Looser-Typ. Als Rechtsanwalt hat er bereits wegen Unterschlagung seine Zulassung verloren, als Privatdetektiv mangelt es an Aufträgen und der Alternativjob als Münz- und Briefmarkenhändler wirft auch keine Erträge ab. Das einzige, was er jemals erfolgreich abgeschlossen hat, scheint seine Scheidung zu sein.

Nach 20 Jahren

Mal wieder in Geldnöten, erhält er den Auftrag, die Umstände des Todes eines Bauunternehmers zu untersuchen. Dumm nur, dass der Fall schon 20 Jahre zurück liegt und nur der Bruder des Toten an der damals entworfenen Selbstmordtheorie seitdem zweifelt. In seinen Augen war es die Schwägerin, die den Ausstieg der Firma aus den damals per Schmiergeld zugeteilten, lukrativen Aufträgen der Stadtverwaltung verhindern wollte. Und anscheinend stößt Wilsberg tatsächlich in eine Wunde, denn er erfährt schmerzhaft am eigenen Leib, dass es Menschen gibt, die etwas gegen seine Ermittlungen haben. Hauptkommissar Stürzenbecher, der einzige, der nach dem unehrenhaften Ende seiner Rechtsanwaltskarriere noch halbwegs mit ihm befreundet ist, entdeckt, dass es damals bei den Nachforschungen der Polizei größere Unregelmäßigkeiten gab...

Erfolgsrezept

Die Zutaten eines Wilsberg-Krimis waren schon damals dieselben wie heute. Der ungemein Sympathie weckende Looser und Überlebenskünstler, die junge, hübsche Frau, in die er sich im Laufe seiner Ermittlungen verguckt, der eigentlich stets von ihm genervte Stürzenbecher und eine gesunde Prise des trockenen, westfälischen Humors. Nur einige wenige Details haben sich in den letzten 15 Jahren geändert. Den Briefmarkenladen hat er wohl inzwischen aufgegeben und es gibt auch keinen Chaosstudenten Willi mehr (seine Rolle scheint mir in der Verfilmung übrigens durch Chaosstudentin Alex übernommen zu sein), der für ihn den Laden hütet.

"Und die Toten lässt man ruhen" ist mit seinen rund 160 Seiten genau die unkomplizierte Kriminallektüre, für die man Jürgen Kehrer inzwischen lieben gelernt hat: Nach Erhalt seines Auftrags macht sich der Detektiv daran, mit diversen Menschen zu sprechen, sich Informationen auch schon mal illegal zu verschaffen, um am Ende den Täter zu präsentieren. Es ist einer von nur drei Original-Romanen, die für das Fernsehen verfilmt wurden. Die anderen Wilsberg-Fernsehkrimis wurden vom Autor speziell für die Verfilmung geschrieben. Der Mordfall selber (es war damals natürlich kein Selbstmord) ist treffend angelegt, der Lokalkolorit wohldosiert. Leichte Krimikost mit einem inzwischen unverwechselbaren Privatdetektiv.

Und die Toten lässt man ruhen

Jürgen Kehrer, Grafit

Und die Toten lässt man ruhen

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