Mörderisches Idyll

  • Folio
  • Erschienen: Januar 2004
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  • Wien: Folio, 2004, Titel: 'Karibik all inclusive', Seiten: 240, Originalsprache
  • Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2007, Titel: 'Mörderisches Idyll', Seiten: 253, Originalsprache
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Wolfgang Weninger
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2004

Bierernst die Leichen plaziert, spitzbübisch mit den Augen gezwinkert

Vesna Krajner, die bosnische Reinigungsfrau der Journalistin Mira Valensky hat einen Urlaub in die Karibik gewonnen, den sie alleine antritt, weil die Reise der Begleitperson so viel gekostet hätte, als hätte man gleich im Duett gebucht. Aber das versprochene Luxushotel entpuppt sich als eher heruntergekommener Schuppen, dessen einziges Highlight der französische Spitzenkoch Marcel ist. Leider wurde dem Hotel "Golden Sand" zu allem Überdruss auch noch der Blick auf Meer und karibischen Sandstrand geraubt, denn direkt davor hat man den Hotelklotz "Pleasure" hingesetzt, durch den nicht nur die Umsätze zurück gehen, sondern dessen Betreiber darüber hinaus nichts lieber sähen, als wenn das "Golden Sand" der Vergangenheit angehören würde.

All dies berichtet Vesna in einer E-Mail an Mira Valenksy, die zuhause in Wien winterliche Frostbeulen an der Seele bekommt. Freund Oskar hat sich eine Neue angelacht und das Wetter ist deprimierend. Als Vesna so nebenbei erwähnt, dass es auch Leiche im karibischen Paradies gibt, gerät Mira in leichte Panik. Doch ihr Chefredakteur, bei dem sie sich ausweint, zaubert noch ein Journalistenticket für das "Peasure" aus dem Ärmel und Mira düst schon am nächsten Tag ins Warme, mit der Aufgabe einen positiven Bericht über das Superhotel zu schreiben.

Ab ins Superhotel - zur Leiche im Pool

Die Hotelleitung ruht in den Händen eines Schweizers und einer Einheimischen, die nicht nur über den zauberhaften Namen Angela la Croix verfügt, sondern ein ebenso zauberhafter Anblick ist. Leider ist ihr Benehmen weniger zauberhaft und schlussendlich treibt sie mit dem Gesicht nach unten im Swimmingpool. Allerdings nicht aus eigenem Antrieb sondern mit einem Messer im Rücken.

Für die Inselpolizei ist klar, dies kann nur jemand aus dem "Golden Sand" gewesen sein, entweder einer der dort untergebrachten Öko-Aktivisten, die für die Erhaltung der Schildkrötengebiete und gegen den riesigen Hotelkomplex kämpfen, oder es war Mira Valensky, die sich auf bewährte Art überall einmischt und auch ein Motiv hätte, denn ....

Der Folio-Verlag präsentiert Karibik all inclusive von Eva Rossmann, mittlerweile der sechste Roman aus der Mira-Valensky-Krimi-Serie. Und vielleicht auch der bisher Beste?

Land und Leute unter die Lupe genommen

Bei der Vorstellung in der Wiener Buchhandlung Kuppitsch ließ Frau Rossmann keine Gelegenheit aus, ihr Faible für die Karibik zu beteuern, in der sie sich nicht nur auf ausgetretenen Touristenpfaden bewegt hat, sondern auch Land und Leute genauer unter die Lupe genommen hat. Vor allem dieses Ingredienz der kochwütigen Autorin gibt dem neuen Kriminalroman seine unbestreitbare Würze. Dazu kommt, dass Eva Rossmann nicht nur bierernst ihre Leichen in der Landschaft präsentiert, sondern auch mit humorigen Kommentaren und spitzbübischem Augenzwinkern die gar nicht immer so Erfolgsfrau Mira Valensky gelegentlich an die Grenzen ihres Kombinationsvermögens gelangen lässt.

Die Spannung hält sich in diesem Buch ein wenig zurück. Die Ausgangssituation ist noch einigermaßen originell, das Ende aber ist für den geübten Krimileser schon reichlich früh vorhersehbar. Dies tut aber dem Lesespaß keinerlei Abbruch, weil Karibik all inclusive auf seinen 247 Seiten mehr von der liebevollen Charakterisierung der Personen und ihren nur allzu menschlichen Regungen lebt. Darüber hinaus kann man sich die Örtlichkeiten sehr bildlich vorstellen, denn Frau Rossmann beschwört mit ihren Worten ein lustvolles Ambiente herauf, das durch die im Anhang beschriebenen Rezepte aus der Karibik ein geschmackvolles Finish erzielt.

Obwohl Frau Rossmann in ihrer Lesung betonte, dass sie eigentlich nicht vorhatte, an ihren Roman einen Rezeptteil anzuhängen, den sich Leser ihres letzten Krimis "Ausgekocht" schon gewünscht hätten, hat sie hier angesichts der exotischen Zutaten eine Ausnahme gemacht. Und dazu muss man der Vollständigkeit halber erwähnen, dass Eva Rossmann zur Buchpräsentation das karibische Büfett selbst gekocht hat. 1A!!!

Passend zur Karibiksaison

Karibik all inclusive ist ein unterhaltsames Buch für den entspannten Feierabend, ohne große Schnörkel und geistige Anstrengung zu lesen, das eigentlich schon im Frühsommer als perfekte Urlaubslektüre auf den Markt hätte kommen sollen. Aber die Karibiksaison beginnt ja erst und vielleicht holt sich manch einer den Gusto auf St. Jacobs sowohl in literarischer als auch kulinarischer Hinsicht mit dem neuen Krimi von Eva Rossmann.

Mörderisches Idyll

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