Ausgejodelt

  • Folio
  • Erschienen: Januar 2000
  • 8
  • Wien; Bozen: Folio, 2000, Seiten: 228, Originalsprache
  • Bergisch Gladbach: Bastei Lübbe, 2002, Seiten: 301, Originalsprache
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Wolfgang Weninger
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Ein leicht und locker zu lesendes Krimivergnügen

Lifestyle-Journalismus ist das Metier von Mira Valensky. Und was liegt näher als sich im Dunstkreis der Stars der volkstümlichen Musik umzusehen und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, wie die Lieblinge des Fernsehvolkes ihr privates Leben verbringen?

Der erste Eindruck unserer Kummer gewöhnten Mira hat auch schon tödlichen Charakter, denn direkt vor ihren Füssen liegt Downhill-Sepp. Eben noch in seiner glitzernden Möchtegerntracht auf der Bühne gesungen, liegt er jetzt für immer schweigend am Boden seiner Garderobe und ein kleines Mädchen mit blonden Zöpfen beobachtet alles mit entsetztem Blick. Sonst ein Frohsinn-Girl auf der Bühne muss sie mit ansehen, wie der Polizeiapparat anzulaufen beginnt. Mord oder nicht Mord ist die Frage, der natürlich auch Mira Valensky nachgeht.

Dass hier jemand seine mörderischen Finger im Spiel hat, stellt sich unzweifelhaft heraus, als während der Proben zu einer Show der Regisseur der Sendung von einem Schweinwerfer erschlagen wird. Irgendjemand muss Zugang zu den abgeschirmten Bereichen des Showbusiness haben, und mit ziemlicher Sicherheit gehört der- oder diejenige zum Tross des Volksmusikzirkus. Überall kann Mira, die sich in den Moderator der Show Joe Platt verliebt hat, nicht gleichzeitig sein und so schleust sie ihre Putzfrau Vesna unter die Bediensteten des Veranstalters ein, denn gemeinsam muss der Mörder oder die Mörderin doch zu finden sein ...

Eva Rossmann nimmt in ihrem dritten Fall um die Reporterin Mira Valensky "Ausgejodelt" die Volksmusikszene aufs Korn und hat dabei jede Menge Gelegenheit zu zeigen, wie man sich mit österreichischem Schmäh über alles lustig machen kann, ohne dabei beleidigend oder diskriminierend zu werden. Jede einzelne Figur, die der Autorin aus der Feder geflossen ist, zeigt eine perfekte Karikatur dessen, was sich im musikalischen Fernsehtreiben rund um das volkstümliche Musikgeschäft in unseren Landen abspielt. Ständig ertappt man sich beim Lesen, wie man Vergleiche zu existierenden Showstars und Sternchen sucht, und manches Mal glaubt man auch fündig zu werden.

Bei allem Witz, den Frau Rossmann in diesem Krimi umwerfend einfließen lässt, darf man aber nicht den Kriminalfall vergessen, der im gegenwärtigen Buch wesentlich origineller ist als in den Vorgängern "Wahlkampf" und "Kaltes Fleisch". Bei diesem Roman macht es einfach Spaß, mit Mira Valensky zu recherchieren und mit zu raten. Mira ist chaotischer denn je, kocht leider viel zu wenig und bringt doch wesentlich mehr Privatsphäre ein. Das tut dem ganzen Roman gut und macht die Person der Mira Valensky von Mal zu Mal sympathischer.

"Ausgejodelt" ist ein wirklich vergnügliches Exemplar von einem Krimi, das sich jederzeit mit der amerikanischen Konkurrenz um Janet Evanovich und Laura Levine messen kann. Allerdings sind Handlungsabläufe und Personen wesentlich glaubhafter dargestellt, praktisch wie aus dem Leben gegriffen. Man spürt, dass Frau Rossmann aus dem Journalismus kommt und auch entsprechende Recherchen im todernsten Showmilieu rund um Einschaltziffern und Starallüren gemacht hat.

Diese leicht und locker zu lesende Krimivergnügen kann man uneingeschränkt empfehlen. Auch wer noch kein anderes Mira-Valensky-Abenteuer gelesen hat, kann der Handlung ohne Probleme folgen und wer diesen Roman gelesen hat, wird sicherlich auch auf die anderen sechs Bände neugierig werden.

Ausgejodelt

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