Düsterbruch

  • Bastei Lübbe
  • Erschienen: Januar 2011
  • 3
  • Köln: Bastei Lübbe, 2011, Seiten: 350, Originalsprache
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Jörg Kijanski
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2011

Wäre der Roman eine Aktie, sollte man (spätestens) jetzt einsteigen.

Kriminaloberkommissarin Pia Korittki von der Bezirkskriminalinspektion Lübeck hat nur noch rund zwei Wochen Dienst, dann erwartet sie ihr erstes Kind. Da kommt ein vermeintlicher Selbstmord aus dem abgelegenen Dorf Düsterbruch gerade recht. Dort wollte Jörg Seesen mit seiner Verlobten Oxana Markow gerade letzte Details ihrer bevorstehenden Hochzeit durchsprechen als plötzlich Jörgs Mutter Hedwig in verwirrtem Zustand und mit Blutspuren im Gesicht die Kirche betritt. Wie sich später herausstellt, stammt das Blut lediglich von einem Huhn. Hedwig hatte kurz vor ihrem denkwürdigen Auftritt in der Kirche ihre Nachbarin Mona Falke besucht, die gerade beim Schlachten war. Am nächsten Morgen findet Jörg seine Mutter mit aufgeschnittenen Pulsadern tot in ihrem Bett, doch alle Untersuchungen deuten eindeutig auf Selbstmord hin; der Fall wandert somit ins Archiv.

Rund ein halbes Jahr später: Felix, sechs Monate alt, ist Pias ganzer Stolz, wenngleich noch unklar ist, wem sie den Glückstreffer zu verdanken hat. Hinnerk, ihrem Ex-Freund, dem sie den Laufpass gab, nachdem dieser ihrer Schwester Nele zu nahe kam oder Marten, ihrem Ex-Partner, mit dem sie eine womöglich folgenreiche Nacht verbrachte. Kaum wieder im Dienst geht es erneut in die Nähe von Düsterbruch, wo auf einem berüchtigten Parkplatz ein Auto samt Fahrer verbrannte. Bei dem Toten handelt es sich um André, den erst kürzlich aus der Haft entlassenen Sohn von Mona Falke. Diese will Düsterbruch umgehend verlassen, wird jedoch in ihrem eigenen Haus erschossen. Pia vermutet den Täter unter den Dorfbewohnern, während ihr Kollege Nathan Lessing vom BKA seine eigene Theorie hat, denn Oxanas Bruder soll enge Kontakte zum organisierten Verbrechen in Russland haben…

Ländliche Idylle? Nicht bei Eva Almstädt. Verschworene Dorfgemeinschaft? Das schon eher, schließlich hat jeder seine (sprichwörtliche) Leiche im Keller. Mit Düsterbruch wird KOK Korittki erneut aufs Land geschickt, wo längst nicht alles friedlich ist. Auch wenn man unter sich ist und die Besitzverhältnisse geklärt scheinen, die menschlichen Schwächen sind selbst hier allgegenwärtig und Eva Almstädt entblättert diese als würde sie eine Zwiebel schälen. Neu dabei ist, dass im vorliegenden Fall selbst die russische Mafia ins Spiel kommt, was nicht so recht zum platten Land passen mag.

Ebenfalls neu ist die private Situation der durch und durch toughen Protagonistin, die neuerdings ihr auf den Kopf gestelltes Privatleben mit ihrem Job in Einklang bringen muss. Wer hier den Überblick behalten möchte tut gut daran, die Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen (was im vorliegenden Fall ohnehin empfehlenswert ist). Korittkis "Männerverbrauch" lässt zudem den Schluss zu, dass dieser auch in Zukunft noch für einige Turbulenzen sorgen wird. Dessen ungeachtet ist Korittki eine Figur, die inzwischen ihre Leser/Innen im Handumdrehen für sich gewinnt und von Fall zu Fall sympathischer wird, zumal sie sich zielsicher in einem von Männern dominierten Berufsfeld durchzusetzen versteht, ohne dabei gleich zur radikalen Emanze zu mutieren.

Die Handlung geht hohes Tempo, die Ermittlungen werden umfassend dargestellt und selbst das Seitenverhältnis zwischen Berufs- und Privatleben ist akzeptabel. Die gelungene Darstellung des ach so friedlichen Landlebens hatten wir ja schon. Alles in Allem eine lobenswerte Weiterentwicklung der Serie, bei der lediglich die "russische Komponente" negativ auffällt. Fakt ist, dass man (Frau) sich auf die Fortsetzung freuen darf. Hoffentlich bald.

Düsterbruch

Eva Almstädt, Bastei Lübbe

Düsterbruch

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