Bullenpeitsche

  • Droemer
  • Erschienen: Januar 2013
  • 4
  • München: Droemer, 2013, Seiten: 224, Originalsprache
  • München: Droemer, 2016, Seiten: 223, Originalsprache
Wertung wird geladen
Andreas Kurth
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2013

Das Böse geht verschlungene Wege

Staatsanwältin Chastity Riley muss sich mit ihrem Ermittlungsteam um einen brisanten Fall kümmern. Zwei Streifenpolizisten eine junge Mutter und ein älterer Kollege kurz vor der Pensionierung sind in einem Park in den Elbvororten mit einer automatischen Waffe erschossen worden. Zeugen haben Nobelkarossen gesehen, und deren Besitzer ist ein Immobilienlobbyist. Weil er in mancherlei Hinsicht illegal unterwegs ist, will er aussagen, um nicht in größere Probleme hineinzugeraten. Es dauert nicht lange, und Chas und ihren Mistreitern ist klar, dass ihr Erzfeind, der so genannte Albaner, bei der ganzen Angelegenheit seine Finger im schmutzigen Spiel hat. Der aussagewillige Zeuge verschwindet spurlos, es gibt einen Anschlag auf die Ermittlungsgruppe, und ein weiterer Zeuge und Beteiligter begeht scheinbar Selbstmord. Die Ermittler haben mehr als Schwierigkeiten dabei, in diesem Sumpf aus Korruption, illegalen Geschäften, Kinderprostitution und anderen Unappetitlichkeiten einigermaßen den Überblick zu behalten.

Die Truppe gehört in den Kiez

Es gibt Roman-Reihen, da ist man als Leser ab der ersten Seite der neuen Folge wieder voll im Geschehen. Weil man die Figuren kennt und schätzt, weil das Umfeld überschaubar und bekannt ist. Und man sich irgendwie wie bei alten Kumpeln fühlt. Die Bücher um die Hamburger-Staatsanwältin Chastity Riley gehören in diese Kategorie. Simone Buchholz hat hier eine überaus authentische Figur geschaffen, die zusammen mit ihrem Freundeskreis nirgendwo sonst ihre Kreise ziehen könnte. Chas, ihr Nachbar und Gelegenheitslover Klatsche, ihre Freundin Carla und deren frisch Angetrauter Rocco, aber auch die Polizisten Calabretta, Inceman und andere die gesamte Truppe gehört einfach in den Kiez um die Reeperbahn. Viele deutsche Krimis haben auf dem Cover einen Aufdruck, um zu zeigen, wo die Handlung spielt. Eifel, Oberbayern, Ostfriesland - wo auch immer. Das ist bei den Werken von Simone Buchholz überflüssig. Auch wer Hamburg nicht kennt, kann hier ziemlich schnell feststellen, wo sich alles abspielt. Und wer schon in Hamburg gelebt hat, wird diese Hommage an den Kiez und die Hansestadt insgesamt genießen.

Eine sympathische Protagonistin

Ein kleines Problem ergibt sich allerdings. Simone Buchholz versteht es, ihre Reihe wirklich ausgezeichnet fortzusetzen. Mit der inzwischen fünften Folge wird es allerdings immer schwieriger, neu einzusteigen, ohne die vorherigen Romane gelesen zu haben. Es ist nicht unmöglich, aber der Lesegenuss wird deutlich geschmälert, wenn man die bisherigen Ereignisse und losen Fäden nicht kennt. Auch für Neueinsteiger ist Chastity Riley gleich eine sympathische Protagonistin. Die Tochter eines Amerikaners und einer Deutschen identifiziert sich mit ihrer Stadt und vor allem ihrem Viertel derart intensiv, dass man ihre entsprechenden Liebeserklärungen nur noch schmunzelnd zur Kenntnis nimmt. Offenbar steckt in Chas so einiges von Simone Buchholz, zumindest im Hinblick auf die Liebe zu St. Pauli. Das lässt die Autorin nicht nur in die Dialoge einfließen, sondern sie baut auch gleich noch zwei neue Polizisten in die Geschichte ein, die Namen von St.-Pauli-Bundesligaprofis tragen. Mehr geht fast nicht.

Doppelmord als Aufhänger

Der Doppelmord an zwei Polizisten dient der Autorin lediglich als Aufhänger, um den "ewigen" Kampf von Polizei und Justiz gegen das sich krakenartig ausbreitende Verbrechen in der Hansestadt zu schildern. Es geht mal wieder um den Erzfeind der Ermittlertruppe um Chastity Riley den so genannten Albaner. Es sind zwar auch Immobilienschieber und korrupte Politiker mit am Set, aber letztlich geht es um die Jagd nach dem ganz großen Bösewicht, der den Kiez und damit wichtige Teile Hamburgs unter Kontrolle hat.

Wie immer in dieser Reihe geht es auch wieder um tiefe und verwirrende Gefühle. Aber Simone Buchholz lässt auch das Schicksal hart zuschlagen wo genau wird natürlich noch nicht verraten. Aber damit setzt die Autorin ein kräftiges Ausrufezeichen. Der schnoddrige Schreib- und Dialogstil  machen das Buch und die Geschichte nicht nur authentisch und unterhaltsam, sondern wirken in der Gesamtsicht auch gewissermaßen unvermeidbar. Eine Protagonistin wie Chas muss in dieser Umgebung so sein, so denken und so reden. Alles andere wäre völlig deplatziert. Und deshalb ist mein Fazit eindeutig: Das Gesamtkunstwerk bietet feinste Unterhaltung.

Bullenpeitsche

Simone Buchholz, Droemer

Bullenpeitsche

Deine Meinung zu »Bullenpeitsche«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren