Belsazars Ende

  • Grafit
  • Erschienen: Januar 1993
  • 3
  • Dortmund: Grafit, 1993, Seiten: 211, Originalsprache
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Thomas Kürten
76°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Gewogen und zu leicht befunden

Ein Jahr nach dem "Königsschiessen" brachten Leenders/Bay/Leenders ihren zweiten Krimi vom Niederrhein heraus. Qualitativ schafft das Trio damit einen bemerkenswerten Sprung, denn zum einen ist der Fall an sich interessanter, zum anderen gewinnt das Privatleben von Kommissar Toppe hier noch mehr an Gewicht. Und genau hierin sollte der spätere Erfolgsgarant für die Serie begründet sein.

Der Tod von Menetekel

Ein weit über die Stadtgrenzen von Kleve bekannter Künstler wird mit tödlichen Kopfverletzungen in seinem Atelier gefunden. Er stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Die Spuren am Tatort sind mehrdeutig. Wieso ist Blut bis an die gegenüber liegende Wand gespritzt? Was ist mit der Wodka- und der Sektflasche? Wer hat versucht, den Rollcontainer aufzubrechen und warum? Und wieso ist erst bei Eintreffen des Krankenwagens ein Mann durch den Garten eines Nachbarn geflohen?

Das Team um Kommissar Toppe ermittelt in verschiedene Richtungen. Da tauchen Fotos von Lolita-Orgien im Atelier des Künstlers auf. Da erscheint das aktuelle Projekt des Künstlers am Amphitheater oberhalb der Stadt in Zwielicht. Da taucht der Name eines Mannes auf, der als Kind vor dem Naziregime fliehen musste und einiges über den Vater des Künstlers zu wissen scheint. Und immer wieder diese Botschaft an den Künstler: Menetekel - gewogen und zu leicht befunden.

Aus dem Leben gegriffen

Unterdessen läuft die Ehe Toppes unweigerlich auf eine Krise hinaus. Der Kommissar hat keine Zeit mehr für seine Familie und vergisst Einladungen bei Freunden. Die Gespräche mit Ehefrau Gabi werden aneinander vorbei geführt. Der Hexenkreis schließt sich dadurch, dass er dem privaten Stress durch zusätzliche Arbeit im Büro entkommen will. Dort wiederum läuft er wieder häufiger der jungen Astrid Steendijk über den Weg, die sich nach wie vor brennend für ihn interessiert. Es kommt zu dem, was Toppe im "Königsschiessen" noch soeben vermeiden konnte.

Nebenschauplätze erhalten ebenfalls Gewicht. So wird ein Unfall, bei dem Toppe eine Katze überfährt, zum behördlichen Hindernislauf. Hier wird der ganz normale Wahnsinn des Alltags eingefangen. Nicht zuletzt dadurch, schaffen die drei Autoren es spielend, ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Toppe und Co. werden zu greifbaren, authentischen Typen und Sympathieträgern. Lokalkolorit und der Bezug zur Stadtgeschichte leisten ebenfalls ihren Anteil, um aus Belsazars Ende einen rundum gelungenen Niederrheinkrimi zu machen.

Belsazars Ende

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