Der Tod greift nicht daneben

  • Argon
  • Erschienen: Januar 2015
  • 4
  • Berlin: Argon, 2015, Übersetzt: Jörg Maurer
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Andreas Kurth
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2015

Eigenwillige Hände, tödliche Häcksler und clevere Praktikanten

Im Kurort mit dem Doppelname kommt es zu einem merkwürdigen Todesfall. Ein nach Deutschland umgesiedelter Schwede, einst Mitglied der Jury für den Nobelpreis für Medizin, wird bei einem tragischen Unfall in seinem eigenen Garten getötet. Bertil Carlsson und seine Ehefrau waren bestens integriert, tanzten Schuhplattler und gehörten diversen Vereinen an. Und so wird das Ableben des beliebten Immigranten allgemein betrauert.

Kommissar Jennerwein und seine cleveren Kollegen mögen allerdings nicht an einen Unfall glauben, und ermitteln überaus hartnäckig, auch gegen erhebliche Widerstände. Akribische Untersuchungen in der Gerichtsmedizin und einige Ungereimtheiten im Umfeld des Toten nähren den Verdacht der Polizisten, aber die schwierigen und mühsamen Nachforschungen fördern einerseits etliche Merkwürdigkeiten zu Tage, und bringen andererseits Jennerwein selbst in höchste Gefahr – wie dem Leser bereits im Prolog vermittelt wurde.

Auch für Menschen nördlich des Weißwurst-Äquators lesbar

Jörg Maurer ist als Autor von Kriminalromanen ein echtes Phänomen. Er liefert mit seinen Büchern nahezu gleichbleibende Qualität, und verbindet dabei enorme Spannung mit überaus amüsanter Unterhaltung.

Was ihn vor allem aus der Masse der Autoren hervorhebt, die ihre Romane in Bayern – oder Süddeutschland im weitesten Sinne – angesiedelt haben, ist seine in meinen Augen wirklich gute Mischung zwischen mundartlicher und landsmannschaftlicher Komik und gutem kriminalistischem Plot.

Maurer überbetont weder das eine noch das andere, seine Bücher sind auch für Menschen, die nördlich des Weißwurst-Äquators sozialisiert wurden lesbar und verständlich. Wer also Zweifel hat, dass ein erfolgreicher Kaberettist auch gute Kriminalromane schreiben kann, wird von Jörg Maurer ein ums andere Mal eines Besseren belehrt.

Zumal seine etwa im Jahrestakt geschriebenen Werke regelmäßig die vorderen Plätze der Bestsellerlisten belegen. Bei den Lesern der Krimi-Couch hat Maurer ausnahmslos gute Noten bekommen, bei den Rezensenten bis auf eine Ausnahme ebenfalls.

Das Ermittler-Ensemble vermag insgesamt zu unterhalten

Dabei gelingt es Maurer durchaus, seine Figuren weiter zu entwickeln, ihnen neue Eigenarten zu verleihen. Die Ermittler im Team des eigenwilligen Kommissars Hubertus Jennerwein haben in jedem Roman ein unterschiedliches Gewicht, und der Hauptkommissar ist keinesfalls der unumstrittene Star der Truppe. Es ist vielmehr das Ensemble insgesamt, dass zu unterhalten vermag, und das auch in unterschiedlicher Gewichtung zur Lösung der verzwickten Fälle beiträgt.
Dialoge und Situationskomik bleiben dabei nicht auf Slapstick-Niveau, sondern haben zuweilen richtig Tiefgang. Maurer erlaubt sich dabei auch Anspielungen auf andere Romane und Autoren, ohne dabei allzu aufdringlich zu sein. Spannung und Unterhaltung werden auf unterschiedlichen Ebenen entwickelt, und der Autor bietet seinen Lesern so unterhaltsames Lesekino der feinsten Art.

Spannung bleibt auch bei Abweichungen vom roten Faden erhalten

Richtig klasse sind im neuen Roman die kleinen Nebengeschichten. Da sind die jugendlichen Straftäter, die sich als Praktikanten in der Gerichtsmedizin verdingen dürfen – und sich dort als überaus clever erweisen. Und dann ist da die naive Romantikerin, die in einer rumänischen Berghütte ein wichtiges Puzzle-Teilchen für die Lösung des Falles findet.

Hinzu kommen die Beiträge der urlaubenden Team-Mitglieder. Maurer knüpft wieder einmal ein weites Netz, um zu einer Lösung zu kommen. Und das versteht er so gut, dass es dem Leser dabei trotz aller Abschweifungen nicht langweilig wird. Das gelingt leider nur wenigen Autoren. Die allermeisten vergaloppieren sich verbal, wenn sie vom roten Faden ihres Plots abweichen – das passiert Jörg Maurer nicht.

Maurer ist ein Menschenkenner und guter Beobachter

Seine Spielereien mit der Sprache verraten seinen beruflichen Hintergrund, aber Maurer zeigt auch immer wieder, dass er ein Menschenkenner und guter Beobachter seiner Mitmenschen ist.

Für die Fans seiner Serie baut er zudem so manches Schmankerl in seine Romane ein, indem er versteckte Anspielungen einstreut, und bekannte Akteure am Rande eine witzige Rolle spielen lässt. Da sind beispielsweise die Graseggers, das kriminelle Bestatter-Ehepaar, der „ewige" Ganove Karl Swoboda und vieles mehr. Diese charmanten Details heben die Bücher von Jörg Maurer aus der Masse der mundartlichen und sonstigen Regional-Romane heraus. Das Lesevergnügen ist nahezu garantiert, und man freut sich am Ende bereits auf die zu erwartende Fortsetzung.

Der Tod greift nicht daneben

Jörg Maurer, Argon

Der Tod greift nicht daneben

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