Marina Heib

»Das Schreiben ist ein einsames Geschäft.«

11.2011 Leider. Denn eigentlich fände es Marina Heib schon nett, im Café Kaffee und Kuchen zum Schreiben gereicht zu bekommen. Aber sie braucht dafür Ruhe. Und dann kommt sie auch mal auf solche Ideen, wie ihre SoKo für einen klassischen Thriller zu beurlauben.

Krimi-Couch: Wenn man in Wäldern und zwischen Bergwerksstollen im Saarland aufgewachsen ist, wie kommt man dann auf die Idee, Philosophie und Orientalistik zu studieren?

Marina Heib: Die Philosophie stellt Fragen nach Sinn und Sein – darauf kommt man im Saarland zwangsweise, weil in der Sturm- und Drangphase Wälder und Grubenstollen nicht mehr genügen …Scherz beiseite. Mich hat schon immer interessiert, was ich nicht verstehe. Deswegen Philosophie. Orientalistik kam dazu, weil ich die Wüste und das nomadisierende Leben der früheren Stammesgemeinschaften faszinierend finde, und die arabische Sprache und Geschichte für bemerkenswert halte.

Krimi-Couch: Ist es ein kurzer Schritt von der Arbeit als Filmkritikerin und Drehbuchautorin zur Schriftstellerei? Oder sind das doch zwei verschiedene Welten?

Marina Heib: Es sind zwei verschiedene Welten, weil etwa Drehbücher fürs Fernsehen unter Produktionsbedingungen hergestellt werden, die – ebenso wie die unabdingbare Orientierung am Zielpublikum – einen meist sehr engen Rahmen vorgeben. Andererseits ist es die gleiche Welt, weil es bestenfalls darum geht, Geschichten zu erzählen, die auf die eine oder andere Art berühren. Ich mag beides, und ich bin der Meinung, dass ich durch das Drehbuchschreiben einiges gelernt habe, was mir beim Bücherschreiben nützt, auch wenn das für Literatur-Puristen eine schockierende Bemerkung sein mag.

»Ich versuche, visuell und spannend zu schreiben, aber es muss Raum bleiben für das «Kopfkino» des Lesers.«

Krimi-Couch: In den Romanen um die Soko Bund geht es immer recht brutal und blutig zu. Sind Sie da ein wenig durch das Fernsehen vorgeprägt – oder schreiben Sie einfach so, wie sie es selbst gerne lesen würden?

Marina Heib: Filme haben bestimmt Einfluss auf mich, da der Film nach dem Lesen und Schreiben meine nächste Leidenschaft ist – auch ein wunderbares Medium, Geschichten zu erzählen. Aber ein Buch funktioniert anders. Es gibt dem Leser Gelegenheit, seinen eigenen »Film« zu sehen. Ich versuche, visuell und spannend zu schreiben, aber es muss Raum bleiben für das »Kopfkino« des Lesers.

»Ich eigne mich leider nicht zum Caféhaus-Schreiber.«

Krimi-Couch: Viele Autoren bevorzugen es, Einzelromane zu schreiben, weil sie sich nicht durch eine Serie fesseln lassen wollen. Bei Ihnen hat man den Eindruck, dass es Spaß macht, die Figuren ihrer Reihe weiter zu entwickeln und durch das Leben zu begleiten. Kommen Sie von der Soko Bund überhaupt noch los?

Marina Heib: Für mich ist es spannend, meine Figuren über einen längeren Zeitraum zu begleiten und zu sehen, wie sie sich anhand der ihnen gestellten Aufgaben entwickeln. Die Soko Bund ist noch nicht auserzählt, ich habe noch einige Ideen in der Schublade, mit denen ich Christian Beyer und seine Kollegen konfrontieren möchte. Dennoch plane ich, auch mal einen klassischen Thriller zu schreiben. Meine Soko bekommt Urlaub, wird aber nicht gekündigt!

Krimi-Couch: Gibt es bevorzugte Zeiten und Orte für sie, um an einem Buch zu schreiben? Und wodurch lassen Sie sich am leichtesten ablenken?

Marina Heib: Ich eigne mich leider nicht zum Caféhaus-Schreiber, obwohl ich das nett finde, wenn man Kaffee und Kuchen gereicht bekommt. Aber ich schreibe nur zuhause. Da habe ich alle Ruhe, die ich brauche, und kann meine verbeulten Jogginghosen tragen, die mir öffentlich etwas peinlich wären. Ablenken lasse ich mich von Freunden, die mit mir Kaffee trinken gehen wollen. Weil es eben doch schön ist im Café. Nur nicht zum Schreiben. Oder ich spiele schnell mal eine Runde Sodoku. Oder der Hund will raus. Oder es läuft ein guter Film. Oder ich gehe mit Freunden essen. Oder …Ich wundere mich gerade, dass ich überhaupt je ein Buch fertig bekomme.

Krimi-Couch: Hamburg ist ihre Wahlheimat geworden. Fühlen Sie sich in Norddeutschland richtig wohl – oder ist da noch Sehnsucht nach dem beschaulichen Saarland vorhanden?

Marina Heib: Ich fühle mich nicht nur wohl in Hamburg, ich bin glücklich. Ich liebe die Stadt, die Nähe zum Meer, das platte Land, den weiten Blick, den Wind und die Menschen. Meine Verbundenheit mit dem Saarland wird dadurch nicht geschmälert.

»Das Schreiben ist ein einsames Geschäft, und Rezensionen sind eine unpersönliche Angelegenheit.«

Krimi-Couch: Lesereisen sind für Autoren mitunter eine anstrengende Sache. Warum ist Ihnen der Kontakt zu den Leserinnen und Lesern besonders wichtig?

Marina Heib: Das Schreiben ist ein einsames Geschäft, und Rezensionen sind eine unpersönliche Angelegenheit. Es ist einfach ungeheuer spannend, auf einer Lesung zu sehen und zu spüren, ob die Geschichte, die man sich ausgedacht hat, das Publikum erreicht. Wenn das klappt, ist es eine große Freude und eine fantastische Motivation, weiter zu schreiben.

Krimi-Couch: Nachdem nun »Parasiten« auf dem Markt ist, arbeiten Sie sicher schon am nächsten Buch. Mögen sie schon ein wenig verraten, worum es darin geht?

Marina Heib: Vielleicht wird schon das nächste Buch der oben erwähnte klassische Thriller werden. Über den Inhalt möchte ich nur so viel verraten: Todesangst wird über eine vermeintliche Idylle hereinbrechen.

Krimi-Couch: Marina Heib, wir danken Ihnen, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben und wünschen Ihnen auch für Ihre zukünftigen Romane viel Erfolg.

Das Interview führte Andreas Kurth im November 2011.

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