Mord im März

  • Lübbe
  • Erschienen: Januar 2005
  • 0
  • Kopenhagen: Borgen, 1984, Titel: 'Mord i marts', Seiten: 201, Originalsprache
  • Bergisch Gladbach: Lübbe, 2005, Seiten: 271, Übersetzt: Bernd Kretschmer
Mord im März
Mord im März
Wertung wird geladen
Sabine Reiß
77°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2004

not bad

Es ist strittig, ob Dänemark nun zu Skandinavien gehört oder nicht, aber ich denke es ist unstrittig, dass der Däne Dan Turèll keine typischen skandinavischen Krimis schreibt. Wer also eine Art dänischen Wallander erwartet, der sollte hiermit gewarnt sein. Das fängt schon damit an, dass der Protagonist Journalist und kein Polizist ist. Seinen Namen kennen wir nicht. Er ist geschieden, seine Ex-Frau ist inzwischen verstorben (näheres dazu in Mord auf Malta) und seine Lebensgefährtin Gitte erwartet ein Kind. Diese Tatsache beunruhigt ihn, da er immer ein unabhängiges Leben geführt hat. Eine Anstellung bei der Kopenhagener Zeitung "Bladet" hat er abgelehnt, ist aber dort nach wie vor als freier Mitarbeiter tätig. Dem Alkohol spricht er gern und oft zu, insbesondere Whisky ist das Allheilmittel, und einen Großteil seiner Zeit verbringt er in Bars. Er ermittelt nicht im engeren Sinne, sondern gerät durch seine Tätigkeit als Journalist in Kriminalfälle, natürlich immer auf der Suche nach einer Story.

Erzählen Sie es dem Bladet

Als er wieder einmal bei seinem Chefredakteur vorbeischaut, drückt dieser ihm einen Zettel in die Hand. Die Aktion "Erzählen Sie es dem Bladet" ist ein voller Erfolg und so gehen Unmengen von nebensächlichen Geschichten und Hinweisen in der Redaktion ein. Um einen davon soll er sich kümmern: "Wo ist Eric Liljencrone?" Er findet Liljencrone, einen angesehenen Kunstmäzen, tot in seiner Wohnung. Er hatte am Vortag noch ein Treffen mit einem seiner Protegés, einem jungen Künstler namens Willy Fontana, dem er einen Scheck über 40.000 Kronen ausgestellt hat. Die Schwester des Verstorbenen zeigt keine übergroße Trauer. Noch während die Polizei die Wohnung bewacht, wird dort eingebrochen und es werden zwei sehr wertvolle Gemälde aus der großen Sammlung gestohlen.

Unser Journalist verabredet sich mit dem Kunstkritiker vom Bladet in seiner Wohnung, um Erkundigungen über Willy Fontana und Liljencrone einzuholen. Danach macht er sich auf zur Stammkneipe von Fontana, wo er von einem jungen Mann angebaggert wird, der zu wissen vorgibt, wo sich der Künstler aufhält. Draußen wird der Reporter jedoch von diesem mit einem Schraubenschlüssel angegriffen und kann sich geradeso retten. Darauf muss er erst einmal einen Whisky trinken und als er wieder zu der Stelle kommt, wo der Kampf stattgefunden hat, liegt dort eine Leiche, nämlich die des Kunstkritikers...

Unter drei Toten geht es nicht

Wo die Aufklärung der Verbrechen in "Mord auf Malta" noch durch einige Zufälle geprägt war, gibt der Reporter hier der Polizei schon einige Hinweise, was der Geschichte insgesamt ein wenig mehr Struktur verleiht. Seine enge Zusammenarbeit mit Polizeiinspektor Ehlers wird aber hin und wieder dadurch getrübt, dass er Informationen zurückhält, z.B. meldet er den Fundort der Leiche nur anonym und heuert einen Einbrecher im Ruhestand an, damit er ihm Zutritt zu einer Wohnung verschafft. Die Geschichte ist insgesamt spannend aufgemacht, wenngleich diese auch auf den letzten Seiten etwas zu schnell abflacht.

Dan Turèll legt dennoch ein ganz schönes Tempo vor. Die ganze Story spielt sich innerhalb von drei Tagen ab und es ist eigentlich immer etwas los. Dazu zählt z.B. auch, dass die Menge der Toten gemessen am Umfang der Geschichte eigentlich recht hoch ist. Mit weniger als drei Leichen kommt der Autor wohl nicht aus, auch das konnte ich schon in einem der Vorgängerromane erfahren. Die Schilderungen sind aber alles andere als brutal. Die Story von "Mord im März" ist zwar nicht herausragend, aber bietet rasante Unterhaltung im Stil amerikanischer hardboiled Krimis - made in Denmark.

Mord im März

Dan Turèll, Lübbe

Mord im März

Deine Meinung zu »Mord im März«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren