Tödliche Manga

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2003
  • 13
  • New York: HarperCollins, 2000, Titel: 'The floating girl', Seiten: 293, Originalsprache
  • München; Zürich: Piper, 2003, Seiten: 381, Übersetzt: Sonja Hauser
  • München; Zürich: Piper, 2004, Seiten: 381
Tödliche Manga
Tödliche Manga
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Sabine Reiß
76°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2003

Weder Spannungsexplosionen noch tiefenpsychologische Elaborate

Manga: setzt sich zusammen aus den Zeichen "man" = spontan, witzig und "ga" = Bild.

Und das Attribut witzig passt auch auf die Tokio-Krimis von Sujata Massey. Tödliche Manga ist die Nummer vier in der Reihe um die Antiquitätenhändlerin Rei Shimura, die halb Amerikanerin und halb Japanerin ist und in Tokio als Amateur-Detektivin alles auf den Kopf stellt - und Nummer drei für mich. Im Klartext: dies ist mein dritter Roman der Autorin.

Rei ist nicht nur Antiquitätenhändlerin, sie hat auch noch einen Nebenjob bei der gaijin-Times, einer Zeitschrift für die in Japan lebenden Ausländer. Da der Besitzer der Zeitung sein Konzept umstellen möchte und ihre Antiquitäten-Kolumne nicht mehr gefragt ist, recherchiert Rei in der Manga-Szene und bald fällt ihr ein dojinshi auf, das äußerst kunstvoll gezeichnet ist (Anm.: ein dojinshi ist ein Manga, das von Manga-Fans gezeichnet wird und wo oft eigene Geschichten für die Lieblingsfigur erfunden werden). Der Künstler dieser sogenannten Showa-Story, die die Geschichte von Mars-Girl weiterentwickelt, ist allerdings nicht aufzufinden und als sie endlich einen Freund von ihm auftreiben kann, wird dessen Leiche im Mars-Girl-Kostüm kurz nach ihrem Gespräch mit ihm aus dem Fluss gezogen. Rei ist nun nicht mehr nur an ihrer Geschichte für die gaijin-Times interessiert, sondern will wissen, wer für Nicky Larsens Tod verantwortlich ist. Dafür ist sie auch bereit, sich näher mit den yakuza - der japanischen Mafia - zu befassen.

Und wieder wurde ich ganz gut unterhalten, ohne Tiefgang, aber auch sehr kurzweilig. Allerdings scheint sich das Konzept zumindest bei mir abzunutzen oder der Einfallsreichtum der Autorin lässt nach, denn der Erstling Die Tote im Badehaus hat mir eindeutig am besten gefallen, dicht gefolgt vom zweiten Band Zuflucht im Teehaus. Das Ende war dieses Mal etwas flach und schien mir an den Haaren herbeigezogen, ansonsten gibt es keine großen negativen Punkte.

Ohne Tiefgang, das heißt nicht, dass die Krimis so seicht sind, dass sie nicht empfehlenswert wären, aber sie rufen weder Spannungsexplosionen hervor noch sind tiefenpsychologische Elaborate. Die Autorin hat sich aber in jedem ihrer Bücher eines Themas angenommen, über das man gerne mehr erfährt. Dabei strapaziert sie die Nerven des Lesers nicht über Gebühr mit einem Fachjargon, sondern erklärt nur das Wesentliche, bleibt für einen echten Manga-Fan aber sicherlich zu sehr an der Oberfläche. Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden, ohne dass Langeweile aufkommt, da keine langwierigen Erklärungen benötigt werden und kein großer Bezug auf die vorigen Geschichten genommen wird.

Immer wieder nimmt Sujata Massey aber Bezug auf die japanische Kultur und die Tradition und schildert auch den Zwiespalt, in dem Rei mit ihrer Herkunft steckt. Besonders deutlich wird dies an zwei Stellen im Buch, wo Rei sich mit der Manga-Figur Mars-Girl vergleicht, die ins Japan der 30er Jahre gereist ist, da sie wie die Außerirdische nicht richtig dazugehört.

Als nettes Zwischendurch ist Tödliche Manga sicherlich empfehlenswert, auch wenn Band eins einen größeren Lesespaß garantiert, wo die Idee noch unverbrauchter ist.

Tödliche Manga

Sujata Massey, Piper

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