Gefährliches Wiedersehen

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2009
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  • London: Piatkus, 2000, Titel: 'A Study in Death', Originalsprache
  • München: dtv, 2009, Seiten: 256, Übersetzt: Werner Löcher-Lawrence
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Wolfgang Franßen
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2008

Von Drachen und Ehefrauen

Crowby gibt es nicht. Doch niemand würde bezweifeln wollen, dass es irgendwo auf der Welt einen DCI Jacobson einen DS Kerr gibt. Männer kennen deren Probleme mit Frauen. Insbesondere Ehefrauen. Dem einen ist seine längst weggelaufen, der andere denkt daran sich zu trennen und wird überrascht.

Dem in Kilmarnock geborenen Autor Iain McDowall spürt man die Lust am Entwerfen seiner Geschichten an. Wer sich auf seine Kriminalromane einlässt, darf nicht davon ausgehen, gemütlich durch einen Plot zu spazieren. McDowall liebt den Sprung, den Szenenwechsel. Das verwirrt zuweilen, dient jedoch der Spannung.

Dass ein Mann nach einer gescheiterten Liebe, sich auf nichts mehr einlassen will, lieber den lockeren Umgang pflegt, sollte man ihm nicht verübeln. Gebranntes Kind scheut das Feuer. Als der Historiker Dr. Roger Harvey erschlagen aufgefunden wird, stellt sich natürlich die Frage, besaß der Mann überhaupt Feinde? Hier braucht McDowall nicht zu erfinden. Jeder weiß, es gibt keinen Menschen, der keine hat. Eigentlich ist Gefährliches Wiedersehen ein klassischer Kriminalroman. Die Ermittler führen Erfragung durch, kämpfen sich durch Wohnungen, begegnen Nachbarn mit Skepsis und dürfen sich glücklich schätzen, dass ein Einbrecher die Leiche gefunden hat. Wer weiß, wie lange Dr. Roger Harvey sonst noch dagelegen hätte, und er sieht jetzt schon ziemlich mitgenommen aus.

Der gute Tod

Gefährliches Wiedersehen ist der vierte Kriminalroman, der ins Deutsch übersetzt worden ist. Schon in dem weithin beachteten Zwei Tote im Fluss, in dem der Mord an einem Farbigen als Selbstmord kaschiert wird, widmet sich McDowall der Seele des Kleinstadtlebens. Was man nicht will, darf nicht sein. In seinem neuen Roman lautet die Prämisse eher: Man sollte sich besser zweimal überlegen, wen man verlässt.

Die Liebe hört zumeist nicht mir der Trennung auf. Dass McDowall das Privatleben seines Detektives an seinem Leidmotiv spiegelt, hat nichts mit dem bewährten Muster skandinavischer Krimis zu tun, in denen man froh sein darf, dass die Helden im Kampf gegen das Verbrechen, sich selbst nicht richten oder vom Regen erschlagen werden. McDowalls Paar ist ein Teil Crowbys. Allseits bekannt. Mit zu viel Wissen über die Einwohner ausgestattet.

Liebschaften

Beim Mord handelt es sich um eine Tat, die eine gewisse Portion Zorn voraussetzt, zumeist im Affekt ausgeführt. Wen hat Harvey gereizt? Laura Gregory, die in einem Frauenhaus arbeitet und ironischerweise selbst zur Gewalt neigt? David Mitchell, der verschwundene Nachbar. Die Tatwaffe wird schließlich die entscheidende Spur zum Mörder auslegen. Allesamt Zugaben, die nicht unbedingt spektakulär sind. McDowall versteht es, eine bekannte Geschichte zu variieren, zu schneiden, in die Facetten seiner Figuren zu splitten.

Er schreibt in der Tradition eines John Harvey und Ian Rankin. Seine Geschichten sind nicht so literarisch ambitioniert wie die von P.D. James oder Val McDermid. Er wirkt jünger, frischer, filmischer und setzt voraus, dass seine Leser Willens sind, abgerissenen Neben-, wie Hauptsträngen zu folgen.

Die Midlife-Crisis ist bei ihm zum Lebenselixier geworden. Triebfeder und Hemmschuh zugleich, hält sie die Lust an der Aufklärung des Verbrechens aufrecht. Vier Tage begleiten müssen da zur Aufklärung reichen. Sonntags ist es soweit. Denn am Montag fängt die neue Woche an.

Gefährliches Wiedersehen

Iain McDowall, dtv

Gefährliches Wiedersehen

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