Der Junge, der Rache schwor (Kajsa Coren 1)

Die Norwegerin Trude Teige ist schriftstellerisch ein Allround-Talent. Neben ihren Romanen, die gleich die Bestsellerlisten eroberten, schreibt die Journalistin, Autorin und TV-Moderatorin auch Krimis. 2009 begann sie mit einer Reihe rund um die norwegische Fernsehjournalistin Kajsa Coren. Bis 2022 erschienen 7 Bände, die alle ins Deutsche übersetzt wurden. Jetzt erscheint eine Neuauflage der Erfolgsserie beim Aufbau Taschenbuch Verlag.

Kajsa Coren recherchiert zum ersten Mal

Auf einem Hof in der Nähe von Oslo wird ein altes Ehepaar grausam getötet. Die Journalistin Kajsa Coren arbeitet eigentlich schon längst nicht mehr im Kriminalbereich, doch als sich die Anzeichen mehren, dass diese Morde mit ihren Recherchen zu unhaltbaren Zuständen in norwegischen Kinderheimen zusammenhängen könnten, nimmt sie die Spur auf. Immer tiefer wühlt sie sich in die erschütternde Materie ein und bringt damit sich und ihre Familie in Gefahr.

Zu oberflächlich und offensichtlich

Trude Teige hat mit ihren Romanen „Als Großmutter im Regen tanzte“ und „Und Großvater atmete mit den Wellen“ bewiesen, dass sie interessant und einnehmend schreiben kann. Doch für Kriminalromane reichen ein in gutem Stil geschriebener angenehmer Plot nicht, man muss diesen hier auch packend und spannend umsetzten können. Davon kann bei dem ersten Band der Kajsa-Coren-Reihe leider nicht die Rede sein. Schon der Titel impliziert die Lösung, die man dann auch im Plot ständig vorgehalten bekommt. Selbst die scheinbare Wendung zum Schluss dürfte, zumindest für eingefleischten Krimifans, absolut keine Überraschung sein.

Spannung kommt leider nicht auf

Dass man den Täter schon sehr früh erahnen kann, nimmt schon einen Großteil der Spannung aus der Geschichte. Dennoch hätte die Suche nach ihm noch so einiges Packende haben können. Doch Teige verirrt sich in vielen Wiederholungen, lässt den Stress einer arbeitenden Mutter ein wenig zu oft einfließen und greift dann sogar noch nach dem ultimativen Strohhalm einer Entführung. Das ist nicht nur sehr unrealistisch, sondern der endgültige Spannungskiller. Da haben andere Nordic-Noirs wesentlich mehr zu bieten. Dass die Serie in Norwegen einen solchen Erfolg feierte, ist für mich nicht ganz nachzuvollziehen.

Fazit

Neuauflage der Erfolgsserie aus Norwegen. Wie Kajsa Coren ihren ersten Fall angeht, kann man durchaus lesen, doch es gibt wesentlich packendere Krimis aus dem hohen Norden, die mit durchgehend spannendem Plot mehr überzeugen können, als „Der Junge der Rache schwor“.