Das Haus der Lügen
- Aufbau
- Erschienen: Mai 2024
- 2
Leider nur Mittelmaß.
Trude Teige hat bei uns in letzter Zeit vor allem durch ihre beiden Familienromane „Als Großmutter im Regen tanzte“ und „Großvater atmete mit den Wellen“ Aufsehen erregt. Doch in Norwegen gilt sie auch als eine ganz hervorragende Krimi-Autorin. Das deutsche Publikum kann sich davon in der Serie rund um Journalistin Kajsa Coren und ihrem Lebensgefährten Polizist Karsten Kjølås überzeugen. Mit „Das Haus der Lügen“ liegt bereits der 7. Band dieser Serie vor, doch braucht man seine Vorgänger nicht unbedingt gelesen zu haben um zurecht zu kommen.
Ein Gewaltverbrechen bringt das Leben von Kajsa und Karsten durcheinander
Kajsa erhält mitten in der Nacht einen Anruf: Ihre Studienfreundin Anki wurde vergewaltigt und braucht ihre Hilfe. Das verwundert Kajsa etwas, denn die beiden hatten schon seit Jahren keinen Kontakt mehr. Und dann zieht Anki auch noch bei Kajsa und Karsten ein. Das stellt Karsten vor ein Problem, denn er und sein Team ermitteln in diesem Fall. Als weitere Vergewaltigungen nach dem gleichen Muster passieren, ist klar, dass ein Serientäter am Werk ist. Anki will, dass Kajsa einen Dokumentarfilm über sie, ihre bis dato ungeklärten Schmerzschübe und ihren Versuch nach der ihr angetanen Gewalt wieder Fuß zu fassen dreht. Doch Kajsa merkt schnell, das mehr hinter allem steckt. Zusätzlich muss die Identität menschlicher Knochen geklärt werden, die in einem Waldstück gefunden wurden und vielleicht auch noch in den Fällen der Vergewaltigungen eine Rolle spielen.
Der Plot verschenkt Potential
Das Ganze lässt sich ziemlich spannend an. In manchmal allzu kurzen Kapiteln begleiten wir die Ermittler Beth Ross und Tom Lohne, ihren Chef Karsten und natürlich Kajsa. Doch Teige hat sich auch dazu entschlossen, den Täter immer wieder zu Wort kommen zu lassen. Das allerdings nimmt ziemlich viel Spannung aus der Geschichte, denn schnell ist klar, warum er die Taten begeht, auch wenn man seine Identität nicht erahnen kann. Erst der Schluss offenbart in einer unvorhersehbaren Wendung, wer der Vergewaltiger ist. Packend sind dagegen Kajsas Recherchen zu dem Dokumentarfilm. Immer tiefer gräbt sie sich in Ankis Leben und befördert so manches Unglaubliche und Tragische ans Licht, das ihr gefährlich wird. Wenn der ganze Krimi auf diesem Niveau gehalten wäre, hätte er wesentlich spannender sein können.
Nicht genügend ausgefeilte Figuren
Man erfährt so einiges über die Figuren: Kajsa hatte Brustkrebs und kämpft immer noch mit Erschöpfung und jetzt kommt auch noch die Sorge um Karsten hinzu, der Schmerzen im Arm hat, die scheinbar nicht nur von einer Entzündung kommen. Karsten hat auch Angst vor dem Ergebnis der Untersuchungen und will gleichzeitig in seinem Job alles richtig machen. Beth ist eine empathische Ermittlerin und Anki ziemlich undurchschaubar. Das alles sind sehr vielversprechende Figuren. Dennoch hat man immer das Gefühl, bei ihnen nur an der Oberfläche zu kratzen. Allen fehlt eine Tiefe, die sie vervollständigen und zu wahren Charakteren formen würde.
Fazit
Trotz aller Kritik ist „Das Haus der Lügen“ lesenswert. Auch wenn es sich nicht zu hohem Niveau aufschwingt, ist das Buch genau das richtige zum Entspannen und zur guten Unterhaltung zwischendurch. Und wer wissen will, wie es mit Karsten und Kajsa weitergeht, muss sowieso den nächsten Band lesen, der ganz bestimmt wieder einen interessanten Fall parat halten wird.
Trude Teige, Aufbau
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