Nordlicht - Tod in den Fluten

  • Blanvalet
  • Erschienen: Juli 2023
  • 1
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Thomas Gisbertz
84°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2023

Spannender Fall des deutsch-dänischen Ermittlerteams

Trotz Dauerregens und Starkwinds entscheiden sich die Firmenbosse der Sønderjylland Bank, dass ihr alljährliches Kundenevent, ein Segeltörn auf dem Traditionssegler „Valeria“ auf der Flensburger Außenförde, stattfinden soll. Während die Crew alle Hände voll zu tun hat, das Schiff auf Kurs zu halten, feiern die Bankmitarbeiter mit den geladenen Gästen, unter ihnen erfolgreiche Jungunternehmer, Top-Manager und Wirtschaftsgrößen, feuchtfröhlich unter Deck. Das Event soll wie jedes Jahr für positive Publicity sorgen. Doch kurz, nachdem die „Valeria“ erneut kräftig durchgeschüttelt wurde, entdeckt man die junge Bankerin Saskia Niekamp in den Fluten der Förde. Alle Versuche, sie aus dem Wasser zu ziehen, schlagen fehl. Wenige Tage später wird ihr Leichnam am Strand von Sønderby an der dänischen Küste angespült. Doch was zunächst wie ein tragischer Unfall aussieht, entpuppt sich bei der Untersuchung der Toten als Mord. Dies wiederum ruft die Sonderheit des deutsch-dänischen Ermittlerteams um Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg auf den Plan. Während ihrer Suche nach dem Täter müssen sie sich mit einem aalglatten Bankdirektor, einem erfolgreichen Segler, einem arroganten Fregattenkapitän und gut betuchten Bankkunden herumschlagen. Doch auch die Tote schien etwas zu verbergen. Erst als man eher durch Zufall auf die Verbindung zu einem alten, ungelösten Fall stößt, kommt das Ermittlerteam den wahren Hintergründen auf die Spur.

Fortsetzung der Küstenreihe

Die gebürtige Hamburgerin Anette Hinrichs weiß auch mit dem fünften Band ihrer NORDLICHT-Reihe mehr als zu überzeugen. Man kann ihre Romane blind kaufen und wird nicht enttäuscht werden. Es gibt derzeit sehr wenige Autoren, die auf einem derart konstant hohen Niveau schreiben. Hinrichs versteht es meisterhaft, die Leser mit einer spannenden Handlung, einem starken Ermittlerteam und einem atmosphärisch dichten Erzählstil zu fesseln. Besonders die detailreiche, liebevolle Beschreibung der Küstenregion, ihrer Menschen und der Ortschaften zeigt einmal mehr, wie viel Mühe sich Anette Hinrichs mit ihren zahlreichen Recherchereisen macht. Man spürt auf jeder Seite, wie sehr die Autorin ihre Figuren und Romane liebt.

Das Zusammenspiel der deutsch-dänische Sonderkommission ist absolut stimmig und die Figurendarstellung ebenso facettenreich wie authentisch. Nachdem die Zusammenarbeit des länderübergreifenden Ermittlerteams im sehr emotionalen vierten Band „Die Toten im Nebel“ beruflich wie privat auf eine harte Probe gestellt wurde, stellt der aktuelle Band eine Art „Übergangsroman“ dar. Inhaltlich werden neue Impulse gesetzt, die in den nächsten geplanten Fortsetzungen sicherlich noch an Bedeutung gewinnen dürften. Dazu zählt auch, dass Rasmus Nyborg mit Maja Eriksen eine neue Chefin erhält. Ausgerechnet die Frau, mit der der Ermittler im Rahmen seiner Ausbildung an der Polizeischule ein Verhältnis hatte und die ebenso wie er mittlerweile geschieden ist.

Beste Krimiunterhaltung

In eindrucksvoller Weise verbindet Hinrichs erneut Elemente des deutschen Kriminalromans mit denen des skandinavischen Thrillers. Allerdings geht es bei der Autorin weniger gewaltsam und brutal zu. Stattdessen überzeugt die deutsch-dänische Sondereinheit erneut mit gründlicher Ermittlungsarbeit. Dass trotzdem nie Langeweile aufkommt, liegt vor allem am sehr flüssigen und inhaltlich abwechslungsreichen Erzählstil der Autorin. Dabei ist die Handlung gewohnt clever konstruiert. Genauso wie die Ermittler tappt der Leser lange hinsichtlich der Frage nach dem Motiv des Mörders im Dunkeln. Der Leser weiß stets so viel wie die Ermittler, da der Roman ausschließlich aus deren Perspektive erzählt wird. Dies sorgt nicht nur für ausreichend Spannung, sondern lässt auch den Leser zum Ermittler werden.

Dabei überzeugt die Autorin mit einem feinen Gespür für ihre Figuren und deren Handeln. Besonders die genaue, empathische Darstellung der Charaktere ist eine große Stärke der Autorin und hebt allein deswegen die Reihe aus der breiten Masse der Kriminalromane wohltuend heraus. In den Mittelpunkt rückt diesmal auch die Beziehung zwischen Vibeke und Rasmus, da die deutsche Ermittlerin nach der letzten Zusammenarbeit mit dem dänischen Kollegen von Zweifeln gequält wird. Besonders ihre Sorge, dass alles, was sie seit Monaten zu vergessen versucht, jetzt wieder an die Oberfläche gespült wird, und die Angst, damals versagt zu haben, lassen Vibeke zunächst auf Distanz zu Rasmus gehen. Doch der dänische Ermittler zeigt sich einfühlsamer und teamfähiger als gedacht.

Fazit

Anette Hinrichs ist ohne Zweifel aktuell eine der besten deutschsprachigen Krimiautorinnen. Den Beweis liefert sie erneut mit ihrem aktuellen Roman. Spannung, ein cleverer Plot und ein starkes Ermittlerteam sind die Zutaten für den packenden Kriminalroman. Anette Hinrichs überzeugt mit „Tod in den Fluten“ auf ganzer Linie.

Nordlicht - Tod in den Fluten

Anette Hinrichs, Blanvalet

Nordlicht - Tod in den Fluten

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