Zu wenig Zeit zum Sterben

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2023
  • 4

- Eddie Flynn 1

- Übersetzung: Fred Kinzel

- Originaltitel: "The Defence"

- Taschenbuch

- 448 Seiten

Zu wenig Zeit zum Sterben
Zu wenig Zeit zum Sterben
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Thomas Gisbertz
90°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2023

Besser als jeder Blockbuster!

„Tun Sie genau, was ich sage, oder ich jage Ihnen eine Kugel in den Rücken.“ Mit diesen Worten bedroht ein russischer Killer den New Yorker Strafverteidiger Eddie Flynn auf der Toilette eines Diners. Doch es kommt noch schlimmer. Mit einer Bombe am Körper findet Flynn sich kurze Zeit später in der Limousine des Mörders und Drogenhändlers Olek Volchek wieder, seines Zeichens Kopf der Russenmafia. Eddie soll ihn vor Gericht als Anwalt vertreten. Volchek ist wegen eines Auftragsmordes angeklagt. Der Prozess beginnt bereits in einer Stunde. Aber dem Mafiaboss geht es weniger um einen Freispruch. Eddie soll eine Bombe im Gerichtssaal deponieren, um den Kronzeugen Little Benny in die Luft zu sprengen. Als Druckmittel haben Volcheks Männer Eddies 10-jährige Tochter Amy entführt. Zusätzlich hat der New Yorker Anwalt nur 31 Stunden Zeit, den Zeugen zu töten. Morgen um 16 Uhr hat Volchek die letzte Chance, das Land heimlich zu verlassen. Für Eddie bedeutet dies 31 Stunden, um die Russenmafia auszutricksen und seine Tochter zu retten. Nur hat er keinen blassen Schimmer, wie er dies anstellen soll.

Erster Band der Eddie-Flynn-Reihe

Autor Steve Cavanagh wuchs in Belfast auf und zog mit 18 Jahren nach Dublin, wo er Jura studierte. Er arbeitete als Tellerwäscher, Türsteher, für einen Sicherheitsdienst und als Call-Center-Agent, bevor er einen Job bei einer großen Anwaltskanzlei in Belfast annahm. In seiner irischen Heimat machte sich Steve Cavanagh als erfolgreicher Bürgerrechtsanwalt einen Namen und war in zahlreiche prominente Fälle involviert. Inzwischen konzentriert er sich auf seine Arbeit als Autor.

Steve Cavanaghs Thrillerserie um den New Yorker Anwalt Eddie Flynn umfasst nun mehr sieben Bände. Nachdem die ersten beiden Teile der Reihe („Zu wenig Zeit zu sterben“, „Gegen alle Regeln“) 2015/2016 zunächst bei Blanvalet erschienen, werden sie nun in diesem Frühjahr ebenso wie der bislang noch nicht ins Deutsche übersetzte dritte Band „Liar“ vom Goldmann Verlag veröffentlicht. Erst im Dezember 2022 erschien mit „Fifty-Fifty“der fünfte Teil der Serie. Der sechste Band „The Devil‘s Advocate“ erschien 2021 im englischen Orion Books-Verlag, der auch bereits den siebten Band „The Accomplice“ 2022 publizierte. Einen Termin für die Veröffentlichung in Deutschland liegt noch nicht vor, dürfte aber beim großen Erfolg der Reihe nicht lange auf sich warten lassen.

Packende Story

Schnallen Sie sich an und machen Sie sich auf eine atemraubende Story gefasst. Sie werden das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen. Was Cavanagh mit seinem ersten Band der Eddie-Flynn-Reihe liefert, ist bestes Popcornkino. Die Geschichte kommt nahezu ohne Zeitsprünge aus und schildert die Ereignisse am Gericht und in der näheren Umgebung nahezu in Echtzeit. Ein unfassbar hohes Erzähltempo, jede Menge Action und finstere Schurken. Man wird von der ersten Seite an bestens unterhalten. Man darf allerdings das Vorgehen der Figuren nicht allzu kritisch hinterfragen. Auch die Story ist sicherlich nicht neu und die Mafia wurde in Romanen von Mario Puzo oder Lorenzo Carcaterra facettenreicher dargestellt. Aber hier geht es um den kleinen Anwalt und ehemaligen Betrüger Eddie Flynn, der es alleine mit den Gangstern aufnimmt. Er besitzt einen schärferen Verstand und beweist vor allem mehr Cleverness als sämtliche Ermittler zusammen. Dass dieses Konzept funktioniert und wunderbar aufgeht, liegt vor allem am wendungsreichen Plot und dem kurzweiligen Erzählstil des Autors.

Anderer Sound

Wer die Bände 4 und 5 bereist kennt, wird merken, dass Cavanaghs Schreibstil beim ersten Fall von Eddie Flynn zwar ebenso flüssig, aber weniger differenziert ist. Die Figurenzeichnung ist noch relativ grob, lassen sich doch nahezu alle Figuren in Gut und Böse unterscheiden. Grautönen gibt es kaum. Auch rückt Flynns Arbeit als Anwalt vor Gericht noch weniger in den Fokus der Handlung. Die für ihn typische Ermittlungsarbeit fehlt fast vollkommen. Aber all das vermisst man nicht, da man von der Story einfach mitgerissen wird. Dazu trägt auch bei, dass man einiges aus Eddies Vergangenheit erfährt. Vor über einem Jahr begang er vor Gericht einen folgenschweren Fehler - und schwor sich danach, niemals mehr einen Fall zu übernehmen. Seinen Kummer versuchte er im Alkohol zu ertränken. Dank einer erfolgreichen Entziehungskur ist der Anwalt gerade erst wieder auf dem Weg der Besserung, als es ihn gezwungener Maßen wieder an das Chambers Street Courthouse verschlägt. Unterstützung erhält er von „alten“ Bekannten wie dem Richter Harry Ford und seinem ehemaligen Kumpel und Gangsterboss Jimmy Fellini, die man aus den Folgebänden bereits ebenso kennt wie den FBI-Agentin Bill Kennedy.

Fazit

Ein atemraubender, unterhaltsamer und extrem spannender Auftakt der Eddie-Flynn-Reihe. Ein Roman, der packender ist als jeder Actionfilm aus Hollywood. Cavanagh brennt ein Action-Feuerwerk ab. Es gibt nichts fesselnderes, als sich mit dem New Yorker Anwalt auf Verbrecherjagd zu begeben. Eine Reihe, die ihresgleichen sucht.

Zu wenig Zeit zum Sterben

Steve Cavanagh, Goldmann

Zu wenig Zeit zum Sterben

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