Grazie

  • Random House Audio
  • Erschienen: Januar 2008
  • 20
  • Köln: Random House Audio, 2008, Seiten: 6, Übersetzt: Brod, Oliver
Grazie
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Jörg Kijanski
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2008

'Die Furie treibt erneut ihr Unwesen

Im Forest Park von Portland wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die schon vor einiger Zeit gestorben ist. Da sich bereits einige Tiere ihrer angenommen haben, ist zunächst unklar, ob es sich um ein Kapitalverbrechen handelt. Dennoch übernimmt Detective Archie Sheridan, der erst seit einigen Monaten wieder im Dienst ist, die Ermittlungen. Nach seinem letzten Fall "Beauty Killer" war er lange Zeit krank geschrieben, doch nun ist er wieder gesund, zumindest offiziell.

Während Sheridan und seine Leute versuchen, die Identität der toten Frau herauszufinden, bereiten die Journalisten Quentin Parker, ein routinierter Polizeireporter, und dessen aufstrebende Kollegin Susan Ward einen Artikel vor, der es in sich hat. Der hoch angesehene Senator Lodge hat vor vielen Jahren sein damals 14-jähriges Kindermädchen Molly Palmer sexuell misshandelt und dies will der Herald nun der Öffentlichkeit in einem Enthüllungsbericht mitteilen. Parker und Ward treffen jedoch zuvor noch Lodges Anwalt, um ihm Gelegenheit zu geben, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Doch der Senator lehnt jede Stellungnahme ab.

Am nächsten Tag erhält Sheridan im Forest Park von einem Jungen ein Vogelnest, was nicht weiter schlimm wäre, wären beim Bau des Vogelnestes nicht auch menschliche Haare verwendet worden. Auf der Suche nach einer weiteren Leiche stoßen die Ermittler auf einen menschlichen Knochen, der auf ein drittes Todesopfer schließen lässt. Drei Leichen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt?

Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Einen Tag nach Auffinden der Frauenleiche sterben Parker, der Journalist, und Senator Lodge als beide in Parkers Wagen von einer Brücke stürzen. Aber was hatte Lodge in Parkers Wagen zu suchen? Warum hatte Parker zu diesem Zeitpunkt 2,4 Promille? Und als wäre dies alles noch nicht genug, findet Ward die Identität der Frauenleiche heraus: Molly Palmer.

Doch in all dem Trubel plagen Sheridan viel größere Probleme, denn der Serienmörderin Gretchen Lovell ist die Flucht aus dem Gefängnis gelungen und diese bedroht nun Sheridans Familie...

Der zweite Roman um Archie Sheridan und Gretchen Lovell enttäuscht in mehreren Punkten

 Furie, das Debüt von Chelsea Cain, sorgte angesichts des doch außergewöhnlichen Plots für eine positive Überraschung, doch die Fortsetzung Grazie dürfte die meisten Leser/innen enttäuschen. Dies liegt vor allem daran, dass die drei Leichen im Forest Park sowie der Tod des Senators Lodge bzw. des Journalisten Parker zwar den Aufhänger der Geschichte bilden, danach aber bis kurz vor Ende des Romans beinahe in der Versenkung verschwinden. Ermittlungen werden angedeutet, finden aber für die Leser nachvollziehbar nicht statt.

Stattdessen steht einmal mehr Gretchen Lovell im Mittelpunkt des Geschehens. Ihr gelingt die Flucht aus dem Gefängnis, wobei die Details ihrer Flucht eher undurchsichtig bleiben. Überhaupt ist der Roman an zu vielen Stellen völlig überkonstruiert bzw. werden Ereignisse einfach als gegeben dargestellt. Wen interessieren schon Einzelheiten, wer prüft schon nach, ob es wirklich so gewesen sein kann. Derartige Punkte gab es (nur vereinzelt) auch schon im Debüt, doch da konnte die ungewöhnliche Handlung die Schwachstellen locker überspielen. In der Fortsetzung gelingt dies jedoch nur noch ansatzweise, da hier zu grob skizziert wurde.

Neues aus dem Privatleben von Sheridan, dessen Figur stark überzogen dargestellt wird

Wer Furie in positiver Erinnerung hat, sollte trotz der genannten Schwächen zugreifen, denn mehrere Fragen, die in ersten Teil unbeantwortet blieben, werden hier aufgeklärt. Zudem widmet sich die Autorin auch ausführlich den privaten Problemen des Protagonisten Archie Sheridan, dessen völlig überzeichnetes Verhalten mehr als einmal zu Irritationen beim Leser führen dürfte. Allein die Hassliebe zu Gretchen reicht als Erklärung jedenfalls nicht aus.

Sein Privatleben liegt weitgehend in Trümmern, obwohl er mit seiner Ex-Frau Debbie wieder zusammen lebt. Nach wie vor bestimmen jedoch Kodein- und Vicodintabletten seinen Alltag, dass er wieder in seinem Job arbeiten darf ist ein schlechter Witz. Welcher Arzt kann so daneben liegen fragt man sich, aber die Story will ja weitergehen.

Für "Gretchen-Fans" sicher ein (zwangsläufiges) Muss, ansonsten darf man gespannt auf das nächste Buch von Chelsea Cain warten, in der sich zeigen wird, wie ihre schriftstellerische Zukunft verlaufen wird.

Grazie

Chelsea Cain, Random House Audio

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