Shaft und der Karneval der Killer

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 1975
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  • New York: Bantam, 1974, Titel: 'Shaft´s Carnival of Killers', Originalsprache
  • Frankfurt am Main; Berlin; Wien: Ullstein, 1975, Titel: 'Shafts Karneval für Killer', Seiten: 125, Übersetzt: Franz Kiel
  • Bielefeld: Pendragon, 2006, Seiten: 183, Übersetzt: Emanuel Bergmann
Shaft und der Karneval der Killer
Shaft und der Karneval der Killer
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Bernd Neumann
74°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2007

Tidyman hat in seinen nur 56 Lebensjahren einiges für die Ewigkeit geschaffen

1971 wurde er mit einem Film-Oscar gekürt. Für French Connection - Brennpunkt Brooklyn (1971) mit dem unvergessenen Gene Hackman als Jimmi "Popeye" Doyle sowie Roy Schneider (Buddy "Cloudy" Russo) in den Hauptrollen schrieb Ernest Tidyman das prämiierte Drehbuch. Die darin verewigte legendäre Verfolgungsjagd ist ein Stück Filmgeschichte und noch heute hat sich der Streifen im Ranking der "Top-100 aller Kinofilme" festgewurzelt.

Fast zeitgleich entwickelte Tidyman eine Krimireihe, in der erstmals in der traditionsreichen amerikanischen Kriminalgeschichte ein farbiger Privatdetektiv als Hauptakteur geschaffen wurde: John Shaft. Shaft wurde 1971 auch prompt verfilmt und zum erfolgreichsten Streifen der Blaxploitation-Ära. Der gleichnamige Filmmusiktitel (interpretiert von Isaac Hayes) ist mittlerweile ein zeitloses Stück Tambla Motown-Musikgeschichte.

Ernest Tidyman hat mit seiner sieben Krimis umfassenden Shaft-Serie ein gehöriges Stück an der Geschichte des Black Noir mitgeschrieben.

Sein Protagonist Shaft ist schon ein besonderer Typus. Er ist seit vierzehn Jahren im Besitz einer Lizenz als Privatdetektiv. Die Vorgehensweise bei seinen Ermittlungen sind nicht unbedingt legal und alles andere als ein Paradebeispiel an christlicher Nächstenliebe. Er ist ein schier unbezwingbarer Brocken, eine unerschrockene und hoch effiziente Kampfmaschine. Zugleich hat er aber auch den spröden Charme, der Frauenherzen zum Schmelzen bringt. Mit konstanter Regelmäßigkeit scharwenzelt eine Schöne um ihn herum. Bei aller kaltschnäuzigen, wieselflinken und vernichtenden Brutalität ist Shaft ein Sympathieträger im einsamen Kampf um Aufklärung, Recht und Ordnung.

Tidyman präsentiert uns einen John Shaft, der hart, cool und selbstbewusst ist. James Browns "Say it loud, i'm black and proud!" ist Lebensmaxime dieses schwarzen Privatdetektivs. Um in Harlem bestehen zu können, muss man die Instinkte eines Raubtieres haben. Im finsteren Großstadtdschungel überleben nur dominante Alfa-Tiere. Man gewinnt den Eindruck, dass dieser Typ eine Galionsfigur darstellt und zum Vorbild für viele Ghetto-Rapper avanciert ist. Nicht von ungefähr spielt im filmischen Shaft-Remake von 2000 Busta Rhymes höchstpersönlich mit.

Der Pendragon-Verlag legt uns mit Shaft und der Karneval der Killer den sechsten Fall des harten Einzelkämpfers vor die Augen, vielversprechend als "erstmals ungekürzt und unzensiert".

Urlaub im Knast

In diesem Krimi will John Shaft sich bei einem Kurzurlaub auf Jamaika vom stressigen Job im Schmelztiegel Harlem eigentlich nur ein wenig erholen und an den sonnigen Stränden neue Kraft tanken. Jedoch wird ihm diese Idylle ziemlich schnell vergällt, als er in eine Schlägerei verwickelt wird, bei der er kräftig zulangt. Unwissentlich sind die beiden von ihm zusammengefalteten Prügelknaben jedoch dummerweise Polizisten in Zivil, denen er damit eine Fahndung deftig vermasselt. Im Gefängnis bietet ihm der Polizeichef als gentleman-agrement einen Urlaubsjob an, den er lieber gar nicht ausführen möchte.

Aber um größeren Ärger zu vermeiden, bleibt ihm keine andere Wahl, als sich um Leib und Wohl des Premierministers zu kümmern, auf den angeblich ein Attentat verübt werden soll. Shafts Aufgabe besteht darin, die vermeidlichen Attentäter vorzeitig aufzuspüren und unschädlich machen.

Das wird im Laufe der Handlung leichter gesagt als getan, denn neben bedrohlichen Molotowcocktails und hoch wirksamen Pfeilgiftattacken hat John Shaft in erster Linie gegen ein undurchsichtiges Netz von Intrigen und verschwörerischen Lügen zu kämpfen.

Shaft kann man nur lieben oder ablehnen

Auch wenn der Plot des Krimis etwas sehr dünn ist, die Story arg zerstückelt wirkt und das zügige Ende den Leser irgendwie nicht so richtig zufrieden stellt hat auch dieser sechste John Shaft wieder seine Stärken in einem unwiderstehlichen Sprachwitz. Szenen wie der spontan angeleierte "flotte Dreier" in der Bar eines Billighotels oder die Beschreibung der rasanten Autofahrt mit einer attraktiven Frau am Steuer und einem total verängstigtem John Shaft als um sein Leben bangenden Beifahrer sind garantierte Lachattacken.

Selbst bei dreimaligem Lesen verlieren sie nichts von ihrer äußerst witzigen und beim Krimi so selten zu findenden spaßigen Schreibe. Man gewinnt den Eindruck, dass Übersetzter Emanuel Bergmann sehr viel Freude und Eigeninitiative dabei hatte.

Wem das knapp zehn Eurp wert sind, der kann Tidymans "Shaft und der Karneval der Killer" beruhigt kaufen. Ein kurzweiliges Lesevergnügen auf für damalige Zeiten typischen maximal 200 Seiten gespickt mit vielseitiger Action sei hiermit versichert. Die Veröffentlichung des letzten Shaft-Krimis Shaft und die Geldwäscher im Pendragon-Verlag wird nicht lange auf sich warten lassen.

Shaft und der Karneval der Killer

Ernest Tidyman, Ullstein

Shaft und der Karneval der Killer

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