Die Wacholderteufel

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2006
  • 4
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2006, Seiten: 249, Originalsprache
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Sabine Reiß
48°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2006

Zu einfallslos

Kriminalkommissarin Wencke Tydmers ist ledig und schwanger. Da sie sich offenbar bei ihrer Arbeit wie immer zuviel zugemutet und einen Schwächeanfall erlitten hatte, hat ihr Mitbewohner Axel Sanders für sie einen Aufenthalt in einer Klinik für werdende Mütter arrangiert. Den dort tätigen Psychologen hatte er bei einem Coaching kennen gelernt und war begeistert von ihm. Wencke fühlt sich in der Sazellum-Klinik fehl am Platz und Anschluss finden will sie sowieso nicht. Nur der Bekanntschaft mit ihrer Tischnachbarin Nina Pelikan, die mit ihrem zehnjährigen Sohn Mattis angereist ist, kann sie nicht aus dem Weg gehen.

Nina erzählt ihr, dass sie in der Vergangenheit jemanden getötet hat, und Wencke glaubt, dass sie sich damit nur wichtig machen möchte. Auch die Geschichte mit den vor ihrem Fenster randalierenden Wacholderteufeln, mystische Figuren aus dieser Region, und den Drohungen in Form eines Zeitungsausschnitts mit einem Bericht über den Selbstmord einer Patientin der Sazellum-Klinik nimmt sie der jungen Mutter nicht ab. Doch als Mattis am zweiten Morgen zum Frühstück erscheint und seine Mutter vermisst, die mit nichts anderem am Leib als ihrem Schlafanzug verschwunden ist, macht sich die Polizisten - im Gegensatz zur Klinikleitung - doch ihre Gedanken. Gut, dass sie so umsichtig war, ihrem Auricher Kollegen Axel bereits am Vortag einen Pappbecher und den Zeitungsausschnitt zu schicken, damit diese auf Fingerabdrücke untersucht werden. Erstaunliches kommt zutage...

Die Atmosphäre ist gelungen,...

Sandra Lüpkes Schreibstil ist recht einfach gehalten. In ihm findet sich das, woran meines Erachtens die deutsche Krimiunterhaltung an einigen Ecken krankt, es warten einige Plattitüden auf den Leser. Dennoch ist das Buch flüssig lesbar und wartet zudem wie die anderen Bücher der Autorin auch mit ganz viel Lokalkolorit auf. Zur Abwechslung wurde die Handlung etwas entfernt von Ostfriesland und Nordsee in den Teutoburger Wald verlegt.

Drei Monate hat sie nach eigener Aussage an Die Wacholderteufel geschrieben, beim  vorigen Krimi Halbmast waren es fünf Monate; eine Woche hatte sie in Bad Meinberg verbracht, um sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Dies ist ihr gelungen: Sie beschwört das Mystische des Teutoburger Walds und der Externsteine herauf und gibt das Leben in einer Kleinstadt mit den Schwierigkeiten wider, die die Provinz so mit sich bringt.

...aber die Figuren sind zu eindimensional

Ein wenig mehr Zeit hätte die Autorin jedoch meines Erachtens für die Ausarbeitung des Plots und der Mitwirkenden aufwenden können. Auch wenn die Charakterisierung ihrer Hauptfigur schon fertig war, immerhin agiert Wencke Tydmers bereits zum vierten Mal als Protagonistin, sind die anderen Personen doch etwas zu eindimensional gezeichnet, so z.B. der Psychologe, der wirklich in jedes Wort seiner Patientinnen etwas hineininterpretiert. Schließlich sind die Damen zur Erholung in der Klinik für werdende Mütter. Auch Nina Pelikan erscheint als ziemlich einfältig.

Der Handlungsverlauf ist in einigen Teilen sehr vorhersehbar, wenn auch nicht ganz bis zum Schluss, und bietet kaum Überraschungen. Irgendwie fehlt die Leichtigkeit, mit der Sandra Lüpkes den Leser in ihren vorigen Büchern dazu brachte, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Auch das Motiv ist doch ziemlich konstruiert, so berührend die Thematik, auf die ich hier nicht näher eingehen will, auch sein mag.

Fazit: Auch hier wird leichte Kost geboten, was ich bereits den vorigen Bänden attestierte, doch es fehlt die Würze und die Substanz, um richtig satt zu machen.

Die Wacholderteufel

Sandra Lüpkes, Rowohlt

Die Wacholderteufel

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