Die Godin

  • Eichborn
  • Erschienen: Januar 1997
  • 4
  • Frankfurt am Main: Eichborn, 1997, Seiten: 286, Originalsprache
  • München: Goldmann, 1999, Seiten: 280, Originalsprache
  • München: Goldmann, 2001, Seiten: 280, Originalsprache
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2004

Auch der dritte Teil der Kajetan-Reihe überzeugt

Frühsommer 1924: Paul Kajetan ist schon seit einiger Zeit nicht mehr bei der Polizei, aus deren Dienst er entlassen wurde, nachdem er mit einem Vorgesetzten aneinander geraten war. Doch die neue Arbeit in einer Filmfirma ist ebenfalls nicht von langer Dauer und so schlägt er sich mehr schlecht als recht durch das Münchener Leben; viele Versuche bei einer Detektei eine Anstellung zu finden bleiben zunächst erfolglos. Über Umwege gerät Kajetan in das Umfeld der Unterweltgröße Fritz Urban, dem unter anderem der Strich um den Bahnhof herum gehört und der sich gerade ein kriegsähnliches Duell mit seinem größten Widersacher liefert. Nur widerwillig macht Kajetan bei einer seiner zwielichtigen Unternehmungen mit und verliebt sich ein wenig in Urbans Gefährtin Mia. Doch noch bevor er sich über sein Gefühlsleben gegenüber der jungen Mia und den sich daraus ergebenden Konsequenzen gegenüber Urban endgültig klar wird, stirbt Mia an einer Überdosis Kokain. Aber warum sollte sich Mia umbringen, bat sie Kajetan doch noch am Vortag um Hilfe? Kajetan lässt der Mias Tod keine Ruhe und so macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit, wobei er auf ein zwanzig Jahre lang zurück liegendes Verbrechen stößt …

 

"Seit ich in Sarzhofen bin, plagt mich die Geschicht. Sie werdens mir nicht glauben, aber ich hab die Krätzen deswegen gekriegt. Immer hab ich gewußt, daß da was ist. Wie ein unguter Geist ist es zwischen den Leuten gewesen, jeder hat was geahnt, aber keiner was gewußt. Ich hab wieder und wieder die Protokolle durchgeschaut. Da sind Widersprüche drin gewesen, die jedem, auch wenn er noch weniger Hirn hat wie der alte Sinzinger, auffallen hätten müssen. Und ein Protokoll hat gleich ganz gefehlt."

 

Die Godin, dritter Teil der preisgekrönten Paul-Kajetan-Reihe von Robert Hültner ist anfangs ein bisschen sperrig oder sagen wir gewöhnungsbedürftig. Zunächst wird ein ungeklärter Mordfall aus dem Viererjahr (1904) vorgestellt, welcher sich in Sarzhofen ereignet hat. Dann erhält man ausführliche Eindrücke in Kajetans momentane Lebenssituation, die sich später mit Einblicken in die Münchner Unterwelt (Urban) abwechseln und zwischendurch spielt auch noch das Gefängnis in Ödstadt eine Rolle. Dieses eigentümliche Gemisch sorgt erst einmal für Verwirrung, denn wie diese scheinbar völlig unterschiedlichen Erzählstränge zusammen hängen, erfährt man erst auf den letzten rund fünfzig Seiten. Dies geschieht dann allerdings wieder in einer Brillanz, für die es schon der Raffinesse eines Autors vom Format des Robert Hültner bedarf. Der Tod von Mia geschieht erst nach der Hälfte des Romans, so dass dieser bis dahin (vermeintlich) kleinere Längen hat. Doch die glänzenden Dialoge zwischen den zahlreichen Figuren sorgen mit dafür, dass man gut und weitgehend kurzweilig unterhalten wird, bevor dann auf den letzten hundert Seiten das Tempo ordentlich anzieht. Für diejenigen, die der bayerischen Sprache nicht all zu mächtig sind, finden sich am Ende des Buches mehrseitige Worterklärungen. So erfährt man auch erst gegen Ende des Buches, was es mit der titelgebenden "Godin" auf sich hat (sofern man den Begriff nicht schon vorher kannte).

 

"Ich muß doch wieder eingestellt werden, wenns eine gibt auf der Welt, eine Gerechtigkeit, oder?"
Eine - was…?"

 

Mit diesen Fragen endet Die Godin, auf deren letzter Seite man erfährt, warum Kajetan aus dem Polizeidienst entlassen wurde und ob dies zu Recht geschah. Ob er wieder den Weg in den Polizeidienst findet, werden die folgenden Romane zeigen.

Die Godin

Robert Hültner, Eichborn

Die Godin

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