Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski

  • Simader
  • Erschienen: Januar 1995
  • 4
  • Frankfurt am Main: Simader, 1995, Seiten: 200, Originalsprache
  • München: Goldmann, 1998, Seiten: 183, Originalsprache
  • München: Goldmann, 2003, Seiten: 218, Originalsprache
  • München: DVA, 2011, Seiten: 111, Originalsprache, Bemerkung: Graphic novel
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2004

Atmosphärisch dichter Auftakt der Kajetan-Reihe

1919: Bayern ist noch nicht lange Republik, da wird bei einem Attentat der Ministerpräsident erschossen. Aber war es wirklich ein Einzeltäter? Und was ist dran an dem Gerücht, dass Kurt Eisner in Wirklichkeit ein geflohener Bankrotteur und sein eigentlicher Name Schmuel Koslowski sei? Es handelt sich um reine Verleumdung, doch der junge und ehrgeizige Journalist Eugen Meininger, der neu in München ist, nimmt einen Auftrag einer Zeitung an, diesem Gerücht nachzugehen. Kann er dessen Richtigkeit beweisen, erhält er einen Job. Einige Tage später kommt es zu einem schweren Brand in dem Haus, in dem Meininger wohnt. Ein alter Mann stirbt, von dem Journalisten fehlt zunächst jede Spur. Inspektor Paul Kajetan übernimmt den merkwürdigen Fall, denn wenn Meininger unschuldig ist, warum stellt er sich dann nicht als Zeuge zur Verfügung? Als wenig später die Leiche Meiningers gefunden wird, scheint sich die Geschichte in eine gefährliche Richtung zu wenden, denn offenbar hat er etwas herausgefunden, was unmittelbar mit der Ermordung des Ministerpräsidenten zu tun haben muss. Kajetan will der Sache nachgehen, doch die aktuellen politischen Ereignisse bringen ihn selbst in höchste Gefahr…

 

"Auf welcher Seite steht die Polizei eigentlich? Ist es möglich, daß zu ihr noch nicht durchgedrungen ist, daß die Wittelsbacher Zeiten vorbei sind? Daß der alte Millibauer von Leutstetten und seine ganze Sippschaft längst aus der Mod sind? Bayern ist keine Monarchie mehr! Es ist ein Freistaat, eine Republik! Soll ich Ihnen das Wort buchstabieren?"

 

Robert Hültner nimmt sich beim Start seiner preisgekrönten Paul-Kajetan-Reihe, der vorliegende Roman erhielt 1996 den Deutschen Krimipreis, zunächst sehr viel Zeit beim Handlungsaufbau. Das Leben der Bauernfamilie Riemer aus Hallberg wird ausführlich dargestellt, wobei im Vordergrund die Sorge der Eltern um ihre beiden Söhne steht, die - zu Beginn der Handlung - im Kriegseinsatz sind. Ein Sohn fällt, der andere kommt psychisch angeschlagen nach Hause, das bis dahin unbeschwerte Familienleben erfährt weitere Schicksalsschläge und zerfällt schließlich ganz. Erst gegen Ende des Romans wird der Leser erfahren, wie dieser Teil der Geschichte mit den Ermittlungen des Inspektors Kajetan im Fall Meininger zusammenhängt. Nach einem längeren Anlauf startet also der aktuelle Fall und Kajetan kann die Ermittlungen aufnehmen.

 

"Was möcht der?"
"Mich ausfragen."
"Dann geb ich ihm gleich den Rat, sich zu schleichen, und zwar auf der Stell."

 

Dabei hat er nicht nur mit unwilligen Zeugen zu kämpfen, sondern auch mit der prekären politischen Lage in München, die sich täglich zu ändern droht. Gerüchte, die Polizei solle abgeschafft werden, halten sich hartnäckig; die Präsenz der Militärs nimmt spürbar zu. Diverse politische Gruppierungen kämpfen um die Macht, es herrscht ein grandioses Chaos. Nahezu aussichtslos erscheint die Beantwortung der Frage, wer Freund und Feind ist?

 

"Ich mein allerweil, daß den Münchnern für eine richtige Revolution das Bier viel zu gut schmeckt. Und erst, wenn das einmal ausgeht, dann denkens darüber nach, daß sich was verändern müßte."

 

…die Sache Koslowski ist ein zeitlos-spannender Krimi, der besonders an Geschichte interessierte Leser begeistern wird. Zudem gibt es reichlich bayrischen Lokalkolorit und viel Sprachwitz, der in zahlreichen unterhaltsamen Dialogen endet. Eine rundum gelungene Mischung, die zu Recht den Deutschen Krimipreis erhielt.

Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski

Robert Hültner, Simader

Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski

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