SOG

  • btb
  • Erschienen: Januar 2017
  • 11
  • Reykjavík: Veröld, 2015, Titel: 'Sogið', Seiten: 268, Originalsprache
  • München: btb, 2017, Seiten: 420, Übersetzt: Tina Flecken
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2017

 Auch der zweite Teil der Huldar-Freyja-Serie überzeugt

Der erste gemeinsame Fall von Kommissar Huldar und der Kinderpsychologin Freyja ("DNA") ging ordentlich daneben. Huldar ist infolgedessen kein Teamleiter mehr und wurde durch seine Kollegin Erla ersetzt. Freyja ging es nicht besser, sie verlor die Leitung des Kinderhauses. Eigentlich kann sich Huldar nicht beklagen, denn die teils bürokratische Arbeit eines Vorgesetzten war nicht unbedingt seins, doch dass er jetzt mit scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten betraut wird, gefällt ihm ebenso wenig. 2006 haben Schüler und Schülerinnen Aufsätze geschrieben, wie sie sich Island zehn Jahre später vorstellen.

Nun sollen diese in einer Ausstellung gezeigt werden, aber eine Durchsicht ergab, dass ein Aufsatz eine düstere Vorhersage enthält, welche sechs Personen im Jahr 2016 ermordet werden, wobei allerdings nur Initialen oder ein Anfangsbuchstabe genannt werden. Sind die Aussagen eines damals vierzehnjährigen Jugendlichen ernst zu nehmen und wer war besagter Schüler?

Wenig später finden sich in einem Garten eines pensionierten Staatsanwaltes zwei von einer Kettensäge durchtrennte Hände. Kurz darauf ist der Staatsanwalt selber Opfer eines perfiden Mordes. Huldar ist von den Ermittlungen ausgeschlossen und stellt derweil fest, dass der damalige Aufsatz von Pröstur stammt, dessen Vater als Kinderschänder und -mörder über zwölf Jahre im Gefängnis saß und kürzlich vorzeitig entlassen wurde.

Er vermutet einen Zusammenhang zwischen dem damaligen Mord und den aktuellen Geschehnissen, doch Erla will davon nichts wissen. Derweil erhält ein weiterer Staatsanwalt mysteriöse Drohmails von einem anonymen Absender. Es dauert nicht lange bis zum nächsten Mord...

Vielschichtiger Plot mit ausreichenden Einblicken in das Privatleben der Protagonisten

Rückblende: Der erste gemeinsame Fall von Huldar und Freyja begann mit einem zwischenmenschlichen Fiasko. Man lernte sich in einer Bar kennen und da Huldar die Erfahrung machte, dass seine Frauenbekanntschaften schnell das Interesse verloren, sobald er sich als Polizist outete, stellte er sich Feyja als Tischler Jónas vor und verbrachte eine Nacht mit ihr. 

Kurz darauf kam es jedoch zu einer beruflichen Zusammenarbeit und Huldar musste sich zu erkennen geben. Seitdem ist das Verhältnis der beiden Protagonisten - sagen wir - vorbelastet. Eigentlich fühlen sich beide zueinander hingezogen, bekommen es aber irgendwie nicht geregelt. So viel sei verraten: Im zweiten Fall leistet sich Huldar erneut einen folgenschweren Fehltritt.

"Das war einer der Polizisten, die von Bogarnes zu dem Sommerhaus geschickt wurden."
"Und? Was hat er gesagt?"
"Scheiße, das ist der Hammer, meine Fresse."

Freyjas Privatleben, sofern sie denn eines hat, wird nicht unwesentlich von ihrem Bruder Baldur bestimmt, der eine mehrjährige Haftstrafe absitzt. Im Gefängnis erhält er nicht selten Damenbesuch, dieses Mal mit weitreichenden Folgen - auch für Freyja.

Der aktuelle Fall ist ein Rache-Thriller, denn ein altes Verbrechen will endlich gesühnt werden. Es gibt ziemlich genau eine Handvoll verdächtiger Personen, so dass die Auflösung bezüglich des Täters der aktuellen Morde nicht alle Leser überraschen wird. Allerdings gibt es auf den letzten beiden Seiten noch mal einen fetten Paukenschlag.

Der Plot ist spannend und handwerklich solide aufbereitet

Yrsa Sigurdardottir hat sich von ihrer ersten Serienheldin, der Anwältin Dóra-Guðmundsdóttir, vor einigen Jahren (zumindest vorübergehend) verabschiedet. Seitdem gab es einige mehr oder wenige gelungene Stand-Alone-Thriller bevor mit "DNA" die vorliegende neue Serie startete. Wie beim Vorgänger ist der Plot spannend und handwerklich solide aufbereitet.

Wechselnde Szenarios, in denen nicht nur die beiden Protagonisten die Hauptrolle spielen, sorgen für Tempo und Nervenkitzel, wobei die hier aufgezeigten Verbrechen nichts für schwache Nerven sind. An die eingangs erwähnte Kettensäge sei erinnert. Das Privatleben nimmt natürlich einen gewissen Teil des Romans ein, ist aber im Seitenverhältnis akzeptabel und schließlich ist die "Beziehung" zwischen Huldar und Freyja, so es sie denn gibt, ja auch gewissermaßen ein bisschen wie das berühmte Salz in der Suppe beziehungsweise der Teil der Serie, der diese wie eine Klammer zusammenhält.

Für Freunde skandinavischer Krimikost ein Tipp!

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