Sibirisch Rot

  • Droemer Knaur
  • Erschienen: Januar 2014
  • 1
  • London: Faber, 2012, Titel: 'Siberian red', Seiten: 318, Originalsprache
  • München: Droemer Knaur, 2014, Seiten: 384, Übersetzt: Karl-Heinz Ebnet
Sibirisch Rot
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Jörg Kijanski
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonNov 2013

Der dritte Fall für Stalins Sonderermittler führt in den Gulag.

Kurz nach Beginn der Revolution soll Oberst Koltschak einen riesigen Schatz der Romanows, das sogenannte Zarengold, in Sicherheit bringen. An seiner Seite steht Isaak Ryabow, Rittmeister der zaristischen Kavallerie. Doch der Transport wird an die Bolschewiken verraten und fällt später der Tschechoslowakischen Legion in die Hände. Ryabow wird von den Revolutionsgarden verhaftet und wandert in das sibirische Straflager Borodok, wo er seitdem einsitzt.

September 1939: Inspektor Pekkala bekommt von Stalin einen neuen Auftrag. In Borodok wurde Ryabow ermordet, der kurz zuvor als Gegenleistung für seine Freilassung dem Lagerkommandanten anbot, diesem den aktuellen Aufenthaltsort von Koltschak zu verraten. Aber woher soll Ryabow nach so vielen Jahren diese Information besitzen? Stalin gibt sich unbeirrt, fürchtet zu sehr, dass Koltschak noch leben und ihm gefährlich werden könnte, und so schickt er sein "Smaragdauge" nach Sibirien, um den Todesfall zu untersuchen.

 

"Aber selbst wenn wir Koltschak finden sollten, dürfte er doch kaum mehr eine Gefahr sein. Er ist doch nur ein Einzelner."
"Das ist mir kein Trost. Auch ein Einzelner kann sehr gefährlich sein. Ich weiß das, denn ich bin auch nur ein Einzelner, und ich bin sehr gefährlich."

 

Pekkala ist alles andere als begeistert, denn er war in Borodok mehrere Jahre selbst als Gefangener, da er nach dem Sturz des Zaren als dessen Sonderermittler ebenfalls verhaftet wurde. Kaum angekommen muss Pekkala feststellen, dass ihm einige "alte Bekannte" nach dem Leben trachten und stößt zudem auf die Comitati, die letzten Getreuen von Oberst Koltschak.

 

"So landet man hier, und alles, worum es geht, ist, am Leben zu bleiben. Etwas, was sich in Ihrem Fall schwierig gestalten könnte, weil hier viele sind, die Ihretwegen ins Lager geschickt wurden."
"Nein." Pekkala schüttelte den Kopf. "Sie sind wegen der Verbrechen hier, die sie begangen haben."
"Eine Unterscheidung, die diesen Leuten nicht recht einleuchten will, Inspektor."

 

Der dritte Fall Sibirisch Rot führt Inspektor Pekkala geradewegs in den Gulag. Das Gefängnis Borodok liegt abgeschieden mitten im sibirischen Nirgendwo und sollte einem Gefangenen tatsächlich die Flucht gelingen, so hat er kaum Überlebenschancen. Die rettende Grenze Chinas ist rund hundert Kilometer entfernt und dazwischen leben die Ostjaken, ein asiatischer Nomadenstamm, der unter anderem davon lebt, die Leichen entflohener Häftlinge wieder in Borodok abzuliefern. Lagerkommandant Klenowskin gehört zu den alten Feinden Pekkalas, denn er war schon zu dessen Lagerzeit der Kommandant und will den Sonderermittler schnellstmöglich wieder loswerden. Folglich kommt er auf die Idee, Pekkala bei Stalin anzuschwärzen und auf dessen Jähzorn zu setzen.

Stalin wird gelungen als Despot gezeichnet, der bei jeder Kleinigkeit die Fassung zu verlieren droht und überall nur Verräter wittert. Ganz besonders hat Wladimir Leonowitsch Poskrjobyschew, Stalins Sekretär, unter den Gefühlsausbrüchen des Diktators zu leiden.

 

"Nervös sah er zu Stalins Büro. Es braute sich ein Sturm zusammen, dachte Poskrjobyschew. Und wenn er losbrach, würde er genau durch diese Tür kommen."

 

Die Handlung spielt abwechselnd in Borodok (mit Pekkala) und Moskau, wo neben Stalin und Poskrjobyschew auch der aus den bisherigen Romanen bekannte Major Kirow, Pekkalas rechte Hand, wirken. Ebenfalls nicht neu, wechselt die aktuelle Geschichte sich immer wieder mit Rückblenden in Pekkalas spannende Vergangenheit ab, in der Pekkala als Sonderermittler von Zar Nikolaus II. tätig war und auf illustre Personen wie den Mystiker Rasputin traf.

 

"Tausende werden sterben, vielleicht Zehntausende. Zahlen spielen keine Rolle."

 

Hatte Pekkala bislang schon ein leidgeprüftes Leben, so ist auch jetzt die Situation im Straflager hochexplosiv und beklemmend. Wie schon zur Zeit des Zaren erkennt Pekkala fast zu spät, dass er auch von Stalin als Marionette für dessen ganz eigene Ziele missbraucht werden soll. Neben der spannenden Handlung trägt das ungewöhnliche Setting zum positiven Gesamteindruck bei, das nicht nur Lesern von Tom Rob Smith gefallen wird.

Sibirisch Rot

Sam Eastland, Droemer Knaur

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