Todesschiff

  • Fischer
  • Erschienen: Januar 2012
  • 8
  • Reykjavík: Veröld, 2011, Titel: 'Brakið ', Seiten: 346, Originalsprache
  • Frankfurt am Main: Fischer, 2012, Seiten: 409, Übersetzt: Tina Flecken
Todesschiff
Todesschiff
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Jörg Kijanski
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonOkt 2012

Packender sechster Fall für Anwältin Dora

Als die Motoryacht Lady K in Reykjavik einläuft macht sich bei den wenigen Schaulustigen schnell Entsetzen breit, denn das Schiff prallt ohne abzubremsen in die Kaimauer. Von den an Bord vermuteten Personen, den drei Besatzungsmitgliedern sowie einer vierköpfigen Familie, fehlt jede Spur. Das Schiff sollte von Lissabon nach Island gebracht und von dort auf dem internationalen Markt verkauft werden. Eine Bank hatte das Schiff zuvor konfisziert, da die Besitzer einen Kredit nicht mehr bedienen konnten. Zuständig bei der Bank war Aegir, der mit seiner Familie ein paar Tage in Lissabon verbrachte und, da ein Schiffsangestellter kurzzeitig ausfiel und er einen Sportsbootsführerschien hat, für diesen einsprang. Es sollten ein paar schöne Tage auf See werden, auf die sich seine Frau und die beiden Töchter freuten.

Nun beauftragen Aegirs Eltern die Anwältin Dora, den Ereignissen nachzugehen. Für den Todesfall steht ihnen eine große Versicherungssumme zu, die ihnen zumindest finanziell dabei helfen könnte, dass Sorgerecht für das einzig verbliebene Enkelkind zu erhalten. Dora übernimmt den Fall, welcher sie sehr bald vor große Herausforderungen stellt. Wie soll sie den Tod von Aegir und seiner Frau beweisen, solange von ihnen jede Spur fehlt? Geschah auf der Fahrt nach Island ein Unfall und konnten sie sich womöglich doch rechtzeitig in Sicherheit bringen? Dass auf der Lady K noch alle Rettungsboote vorhanden sind, lässt die Hoffnung auf Überlebende schwinden. Aber auch von der früheren Besitzerin des Schiffes fehlt jede Spur? Hat sie etwas mit den Vorkommnissen auf dem Schiff zu tun oder hängt ihr Verschwinden eher damit zusammen, dass sie sich von ihrem einst reichen Mann scheiden lassen wollte?

 

"Vielleicht gibt es ja eine natürliche Erklärung."

"Eine natürliche Erklärung? Es gibt keine natürliche Erklärung für eine Leiche, die in eine Plastiktüte gewickelt in einer Kühltruhe an Bord einer Yacht liegt."

 

Todesschiff ist bereits der sechste Fall für Anwältin Dora, nachdem sich die Autorin Yrsa Sigurdardottir zuvor mit dem Stand-alone-Thriller "Geisterfjord" quasi eine Auszeit von der Serie nahm. Glücklicherweise kehrt sie nun zu ihrer sympathischen Heldin zurück, die sich nicht nur einmal mehr mit ihrer gewöhnungsbedürftigen Gehilfin Bella rumärgern muss. Auch ihr Sohn Gylfi macht ihr unfreiwillig Sorgen, denn er möchte mit Frau und Sohn nach Norwegen ziehen, wo ihm sein Vater, Doras Ex-Mann, einen Job auf einer Bohrinsel vermitteln will. So plötzlich wollte sich Dora eigentlich nicht von ihrem Sohn und dessen Familie trennen und dass diese gleich in ein anderes Land ziehen möchte, verbessert Doras Laune keineswegs.

Zusätzlich macht ihr der neue Fall zu schaffen, denn nur mühsam findet sie heraus, was sich auf dem Schiff zugetragen haben könnte. So stellt die Polizei fest, dass offenbar der Funkkontakt im Verlauf der Fahrt zum Erliegen kam. Einer der letzten Funksprüche wurde von einem englischen Schiff aufgegriffen. Offenbar fand man eine Frauenleiche an Bord. Während so Dora Schritt für Schritt mühsam voran kommt begleiten die Leserinnen und Leser derweil Aegir und seine Familie bei der Schiffstour. Immer wieder wechseln die Szenen zwischen Gegenwart und den Ereignissen der letzten Tage. Schnell wird klar, dass die beiden Handlungsstränge auf ein Schreckensszenario zulaufen, bei dem sich vor allem die Frage stellt, ob es am Ende überhaupt Überlebende geben wird?

 

"Na ja, ich habe nur ihren Kopf gesehen, weil ich weggeschaut habe. Snaevar hat die Plane weggezogen und sich dann übergeben. Ich habe mit beidem so meine Schwierigkeiten, mit Erbrochenem und mit Leichen, besonders mit beidem zusammen, deshalb habe ich nur den Kopf gesehen. Das hat mir vollkommen gereicht. Falls ich das missverständlich formuliert habe, war das ungewollt."

 

Yrsa Sigurdardottir überzeugt auch in ihrem neuesten Fall mit der vertrauten Protagonistin, deren Privatleben weiterhin für Turbulenzen sorgt. Die Spannungskurve wird konstant hoch gehalten bis sich die Ereignisse letztlich in einem wahren Inferno zu überschlagen drohen. Die Auflösung ist ordentlich und so bleibt vor allem eins: Die Vorfreude auf den nächsten Fall.

Todesschiff

Yrsa Sigurðardóttir, Fischer

Todesschiff

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