Lachsblut

  • Emons
  • Erschienen: Januar 2010
  • 9
  • Köln: Emons, 2010, Seiten: 189, Originalsprache
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Wolfgang Weninger
38°1001

Krimi-Couch Rezension vonApr 2011

Brave Urlaubslektüre für Wismar-Besucher

Der Kölner Hermann-Josef Emons-Verlag hat mittlerweile eine beachtliche Zahl an Regio-Krimis im Programm und beschert uns mit Lachsblut den ersten Roman aus der Ole-Hansen-Krimireihe, der auf 189 Seiten das mörderische Geschehen in der Hansestadt Wismar, einer 45.000 Seelen-Stadt an der Ostsee beschreibt.

Eigentlich müsste in ein altgedienter Chefermittler, wie Olaf "Ole" Hansen, jeden einzelnen Einwohner kennen und dasselbe gilt auch für den Lokalreporter "Norbert "Nobbi" Strauß, der mit seiner mehr als kreativen Schreibweise versucht, die Auflage des Ostsee-Blick zu steigern.

Als in der früheren Seeräuberstadt plötzlich eine hübsche Touristin nach der anderen mit dem tödlichen Messer Bekanntschaft machen muss, beginnt der Journalist sich mit dem Psychogramm des Täters zu beschäftigen und versucht damit den Ostsee-Ripper aus der Reserve zu locken. Nicht ganz freiwillig wird er dabei vom frisch gebackenen Oberkommissar Hansen und dem Polizei-Profiler Sönke Knut unterstützt und bald fällt der Verdacht auf den Inhaber der Pension, in der die ermordeten Damen untergebracht waren. Aber was hat der damit zu tun, dass alle Leichen nach Fisch stanken?

Beim Lesen dieses Küsten-Krimis musste ich mich mehrfach fragen, ob der Autor dieser Kriminalgeschichte nur eine eigene Art von Humor hat oder ob das Buch nur eine misslungene Parodie auf langweilige Tatortkrimis ist. Wismar, nicht zum ersten Mal eine malerische Kulisse, wenn man an den Hansekrimi Der falsche Abt von Franz Goyke oder die TV-Serie "SOKO Wismar" denkt, wird hier genau so gezeigt, wie es sich der Wismar-Tourist vorstellt. Die Gaststätten und deren Angebot möchte man gerne sofort inspizieren, so erkennbar werden sie beschrieben, aber andrerseits brauchen der ortsansässige Reporter und sein Fotograf in solch einer Kleinstadt einen Faltplan, um sich zurecht zu finden.

Alles also nicht unbedingt plausibel für jemanden, der die Örtlichkeiten noch nicht kennt, aber im Endeffekt sind das Haarspaltereien, die nur aufzeigen, dass ein aufmerksames Lektorat vielleicht darauf hätte hinweisen können. Dass provinzielle Serienmörder kaum mehr einen Krimileser hinter dem Ofen hervor locken können, hat sich wohl nicht bis in den hohen Norden herumgesprochen. Einzig die Erzählweise aus der Ich-Perspektive und eine neue Methode der Seligmachung können die ansonsten eher brav konstruierte und dargebotene Handlung ein wenig vor den Tiefen des Blindgängertums retten.

Lachsblut ist im Wesentlichen Urlaubslektüre für Wismar-Besucher, wenn der große Regen während des Aufenthaltes kommt. An der Sprache gibt es nichts zu bemängeln, sie ist routiniert und unauffällig, was dem flüssigen Lesevergnügen sehr zugute kommt. Die Personen haben keinerlei Charisma und vor allem Ole Hansen ist so farblos, dass der Leser nach der Lektüre seinen Namen schon wieder vergessen hat. Lediglich das Duo Journalist und Fotograf bringen ein wenig Tempo ins Spiel, das nur durch die Tagebuchergüsse des Wismar-Rippers unterbrochen wird. Am Schluss gewinnt natürlich die Polizei, klärt den etwas überraschenden Tathergang und steht somit nicht als "Kriminalistenstadl" im Blickpunkt. Aber ein wenig mehr Professionalismus hätte man sich bei der Truppe schon vorstellen können und da hat der Autor auch noch einigen Nachholbedarf bei seinen Recherchen.

Die Lust auf weitere Ergüsse aus der Feder des Autors ist nach Lachsblut nicht unbedingt gestiegen, die Lust auf Wismar hat dafür deutlich zugenommen. Und das ist ja auch schon ein Erfolg für einen Regionalkrimi.

Lachsblut

André Bawar, Emons

Lachsblut

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