Fremde Hände

  • Appenzeller Verlag
  • Erschienen: Januar 2005
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  • Herisau: Appenzeller Verlag, 2005, Seiten: 443, Originalsprache
  • Zürich: Unionsverlag, 2009, Seiten: 445, Originalsprache
Fremde Hände
Fremde Hände
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Ines Dietzsch
35°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2010

Der Zweck heiligt die Mittel???

Fremde Hände titelt der erste Kriminalroman von Petra Ivanov, welcher bereits 2005 im Heimatland der Schriftstellerin erschienen ist. In kurzen Abständen hat die Schweizerin ihrem Debüt vier weitere Bände folgen lassen, die in Deutschland seit 2009 in der Reihe metro im Unionsverlag erscheinen. Ivanovs Ermittler heißen Regina Flint und Bruno Cavalli. Ihr erster gemeinsamer Auftritt führt die Bezirksanwältin und den Kantonspolizisten ins Zürcher Rotlichtmilieu.

In der Müllverbrennungsanlage Zürich Eschenholz durchkreuzt ein dienstbeflissener Mitarbeiter die Pläne eines skrupellosen Mörders, der sich der Leiche eines jungen Mädchens, eingeschäumt in einer Auto-Dachbox, für immer entledigen wollte. Den Fall bekommen die Bezirksanwältin Regina Flint und Kommissar Bruno Cavalli zugeteilt. Nach gescheiterter Beziehung treffen beide am Fundort der Ermordeten erstmals nach drei Jahren wieder aufeinander und müssen nun Hand in Hand arbeiten. Erste Hinweise führen in den Zürcher Stadtkreis Schwamendingen, wo eine neugierige Dame ihren Nachbarn ausspioniert und nächtens einen Schrei vernommen hat. Als die Ermittler die Wohnung durchsuchen, hat sich der fremdländische Bewohner aber längst aus dem Staub gemacht. Die Beamten finden Hinweise auf eine mögliche Zeugin des Verbrechens, doch auch von der fehlt jede Spur. Eine schwierige Aufgabe für die Ermittler, deren private Verwicklungen erschwerend hinzu kommen.

Die Entstehungsgeschichte des Romans ist bemerkenswert: Als Redakteurin beim Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS) reiste Petra Ivanov 2003 nach Albanien. Sie recherchierte zum Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution, sprach mit Betroffenen. "Wenn Du einen dunklen Mercedes siehst, renn weg!" zitiert Ivanov im Buch eine junge Frau, die sie in Tirana traf. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz stieß die Autorin auf mangelndes Interesse seitens der Schweizer Medien, ihre Eindrücke und Erfahrungsberichte zu veröffentlichen. Kurzerhand schrieb Petra Ivanov eben einen Kriminalroman, der auf ihren Erkenntnissen basiert.

Der Journalistin ist es ein wichtiges Anliegen, die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums auf die dramatischen Schicksale verschleppter und zur Prostitution gezwungener Frauen und Mädchen aus dem ehemaligen Ostblock zu lenken. Es muss an diesen ehrenvollen Absichten liegen, dass "Fremde Hände" fast durch die Bank mit wohl tönenden Resümees bedacht wurde, oder hat die Schweizer Presse etwas wieder gut zu machen? Natürlich hat Petra Ivanov in ihrem Text ein ernstes Thema aufgegriffen und die Geschichten der Opfer lösen Betroffenheit aus. Leider gelang es der Autorin nicht, um diese Problematik eine spannende und intelligente Kriminalgeschichte zu konstruieren.

Der kleine Prinz-Erfinder Antoine de Saint-Exupéry meinte: "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann". Diesen Ausspruch möchte man Petra Ivanov wärmstens an Herz legen. Fremde Hände quillt über an Beobachtungen der Banalitäten des Alltags. Es wird gegessen, getrunken, geliebt, gestritten, trainiert und telefoniert, dass die Seiten ächzen - tief getränkt in Zürcher Lokalkolorit. Den Protagonisten kommt man nicht nahe und die Figuren bleiben gesichtslose Statisten. Ihre nächsten Fälle ermitteln Flint & Cavalli ohne mich.

Fremde Hände

Petra Ivanov, Appenzeller Verlag

Fremde Hände

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