Staub im Paradies

  • Grafit
  • Erschienen: Januar 2009
  • 1
  • Dortmund: Grafit, 2009, Seiten: 222, Originalsprache
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Thomas Kürten
64°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2008

Der Kampf der Tigers

Wenn es in der Krimiszene heißt Staub im Paradies, dann wissen Kenner, dass Adam und Eva keinesfalls bei ihrem Auszug aus dem Paradies vergessen haben aufzuräumen und auch nicht, dass seitdem keine Putzfrau mehr Frühjahrsputz gemacht hat. Vielmehr hat Fred Staub von der Züricher Polizei wieder einen neuen Fall und er darf dazu im Paradies ermitteln. Nachdem er schon im Feuer, im Wasser und im Schnee war, befindet er sich nun auf Sri Lanka und macht dort eigentlich mit seiner ganzen Familie Urlaub.

Doch ein Polizist hat niemals frei. Eigentlich befindet sich Staub mit seiner Tochter, die schon seit geraumer Zeit als Forscherin auf Sri Lanka lebt, auf dem Weg zu deren Malariastation, als im vorausfahrenden Wagen der Fahrer erschossen wird. Da es sich bei den Getöteten um einen Schweizer Eidgenossen handelt, springen Staubs Ermittlersensoren spontan an die Lage zu peilen. Das schnelle Auftauchen der Militärs, die die tamilische Guerilla-Armee der Tamil Tigers für den Anschlag verantwortlich machen, sorgt bei Staub für Skepsis.

Eine Leiche kommt selten allein

Zeitgleich in Zürich: Staubs ehemaliges Team muss den Mord an einem Tamilen untersuchen. Das fällt schwer, da es für die Polizei keinen Zugang zu den Immigranten gibt und diese außerdem einen starken Zusammenhalt pflegen. Bei den Vernehmungen von vermeintlichen Zeugen und Bekannten des Opfers beißen die Beamten auf Granit. Erst ein Telefonat mit dem im Urlaub weilenden Staub sorgt für einen Durchbruch bei den Untersuchungen.

Und da wir uns hier im Roman befinden und gerade hier so manches mal die Dinge zu schön sind um wahr zu sein, haben die Morde auf Sri Lanka und in Zürich natürlich auch noch was gehöriges miteinander zu tun. Wie heißt es so schön: eine Leiche kommt selten allein. Aber leider auch: eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Staub, zum vierten und letzten

Staub im Paradies wird der letzte Fall von Fred Staub sein, denn er erscheint posthum. Autor Ernst Solèr verstarb im Juli 2008 viel zu früh nach einer schweren Krankheit. Doch so viel versprechend locker und leicht geschrieben die ersten drei Romane der Serie sind, so wenig kann dieser Roman an die Vorgänger anknüpfen. Das Zusammenspiel von Staub und seinem Team war in den ersten Fällen elementarer Bestandteil der Handlung. Dies wird nun durch die räumliche Distanz der Protagonisten zunichte gemacht. Die wechselseitigen Beziehungen im Team - manchmal mit Sprengkraft - wirken in Abwesenheit des Chefs wie weichgespült. Im Paradies steht Staub ein einheimischer Polizist gegenüber, der viel zu folgsam ist, um ein eigenes Profil zu haben.

Die Liebe zu Sri Lanka und seinen Menschen sind spürbar ein Herzensthema für Autor Ernst Solèr gewesen. Gerade in den Einstiegskapiteln kann er viel davon vermitteln. Mit voranschreitender Handlung verliert der Roman jedoch diese Strahlkraft. Schweizer bleiben auch in den Auslandskapiteln Triebfeder der Handlung. Und genauso wenig, wie diese in die Gesellschaft des Inselstaats integriert sind, gelingt es dem Autor, Spannungen und Konflikte des Landes zu beschreiben. Es überrascht nicht, dass er im Nachwort zugesteht, den Krieg der rebellischen Tamil Tigers nicht zu verstehen. Schade, denn an dieser Stelle hätte das Buch eventuell Alleinstellungscharakter erlangen können. So aber bleibt Staub im Paradies einer von diesen Krimis, in denen zu viele Zufälle die Suppe versalzen erscheinen lassen und ist leider nicht der krönende Abschluss einer zu früh beendeten Serie.

Staub im Paradies

Ernst Solèr, Grafit

Staub im Paradies

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