Schwarzer Fluch

  • Knaur
  • Erschienen: Januar 2007
  • 4
  • München: Knaur, 2007, Seiten: 320, Originalsprache
Schwarzer Fluch
Schwarzer Fluch
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Thorsten Sauer
55°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2006

Aborigine-Romantik und eine seichte Krimihandlung

Wer auf den Einband von Schwarzer Fluch schaut und Alex Winter nicht kennt, der könnte auf den naheliegenden Gedanken kommen, dass da ein waschechter Australier den Leser ins australische Outback entführen will. Wer den Klappentext liest, erlebt da eine Überraschung, Alex Winter ist Schweizer und Schwarzer Fluch ist sein mittlerweile dritter Roman um den australischen Detective Daryl Simmons.

Ein langer Marsch durch die Wüste

Dr. John Hooker, Zoologe an der University of Queensland ist nicht nur wegen seiner unkonventionellen Lehrmethoden bei den Studenten so beliebt. Wesentlich zu seiner Beliebtheit tragen auch die alljährlichen Studienreisen ins australische Outback bei, die er mit seiner Frau unternimmt und zu der er regelmäßig auserlesene Teilnehmer seiner Vorlesung einlädt. In diesem Jahr soll es zu einem bisher scheinbar völlig unerforschten Billabong - einer Wasserstelle im Outback - gehen. Doch bereits kurz nach Ankunft der Gruppe überschlagen sich die Ereignisse. Dr. Hooker wird ermordet und die restlichen Forscher verschwinden spurlos.

Wenig später findet sich der Jeep der Gruppe zweihundert Kilometer entfernt in der Wüste. Da einiges dafür spricht, dass Aborigines in den Fall verwickelt sind, wird Daryl Simmons mit den Ermittlungen betraut. Der Detective ist bei einem alten Aborigine aufgewachsen und wie kein Zweiter mit den Sitten und Gebräuchen der australischen Ureinwohner vertraut. Diese Kenntnisse hat er kurze Zeit später auch bitter nötig, als er am Billabong nicht nur die Leiche von Dr. Hooker findet, sondern auch Spuren zweier Ureinwohner, denen er in die Wüste folgt.

Abenteuerroman, Krimi oder beides?

Alex Winter hat sich bereits mit den ersten beiden Romanen eine Leserschaft erworben, die ihn für das lieben, was er auch in seinem dritten Roman wieder praktiziert: die Verbindung eines Kriminalfalls mit viel Abenteuer und einer Prise Aborigine-Romantik mit den dazu gehörenden Eingeborenenritualen. Die treuen Fans werden damit auch dieses Mal nicht enttäuscht. Anders dürfte es aber mit jenen Lesern aussehen, die sich eine spannende Krimihandlung mit exotischer Kulisse und ungewöhnlichen Protagonisten, etwa im Stile eines Eliot Pattison, erhoffen. Pattisons Romane spielen zwar in Tibet aber ihn verbindet mit Winter, dass auch er sich durch detaillierte Kenntnisse einer anderen Kultur neue Erzählmöglichkeiten schafft und seinen Romanen eine unverwechselbare Atmosphäre gibt. Doch während es Pattison gelingt, neben der Romantik einer fremden Welt, stets auch fesselnde Krimihandlungen zu entwicklen,scheitert Winter.

Die Ermittlungen beginnen streng genommen erst auf den letzten vierzig der 330 Seiten und enden reichlich vorhersehbar. Davor muss Simmons in der Wüste ums nackte Überleben kämpfen, um sich später einem Eingeborenenrat und einigen bizarren Ritualen zu stellen, bei denen es ebenfalls um Leben und Tod geht. Das alles ist nicht wirklich schlecht geschrieben. Alex Winter verbrachte einige Jahre seines Lebens in Australien und kennt offensichtlich die traditionelle Lebensweise der Aborigines. Ihm gelingen gute Beschreibungen der Landschaft und insbesondere die detaillierten Darstellungen der Tiere und Pflanzen wirken sehr gekonnt und glaubwürdig. Dennoch hat er die richtige Mischung für einen ausgewogenen Kriminalroman nicht gefunden, so dass angesichts der Abenteuerromantik, die stellenweise ins Kitschige oder allzu Phantastische abgleitet, schnell Langeweile aufkommt. So bleibt am Ende eine nur für Fans interessante Fortsetzung der vielversprechend begonnenen Serie um den australischen Detective.

Schwarzer Fluch

Alex Winter, Knaur

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