Hannibal

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 1999
  • 43
  • München: Heyne, 1999, Seiten: 6, Übersetzt: Hansi Jochmann, Bemerkung: gekürzt
  • München: Heyne, 2001, Seiten: 541
  • Hamburg: Hoffmann & Campe, 2006, Seiten: 541
  • München: Heyne, 2013, Seiten: 541
Hannibal
Hannibal
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Peter Kümmel
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2003

Als anspruchslose Unterhaltungslektüre durchaus lesenswert

Sieben Jahre sind vergangen, seit Dr. Hannibal Lecter aus der Haft geflohen ist, sieben Jahre, seit FBI Special Agent Clarice Starling ihn im Hochsicherheitstrakt der Strafanstalt für geistesgestörte Straftäter inviewte. Im Austausch für Informationen über den Serienkiller Buffalo Bill mußte sie Dr. Lecter in Das Schweigen der Lämmer die Geheimnisse ihrer Seele offenbaren.

Seit dieser Zeit ging es mit ihrer Karriere beim FBI bergab. Ihr Gegenspieler im Justizministerium, die graue Eminenz Krendler, den sie damals ausgestochen hatte, will sie nach einer spektakulär mißratenen Razzia abservieren, da wird sie wieder auf den menschenfressenden Psychiater angesetzt, der sich, nachdem er 7 Jahre von der Bildfläche verschwunden war, plötzlich wieder brieflich meldet. Denn Clarice Starling ist die einzige, die ihn wirklich versteht.

Lecter hat sich mit neuem Gesicht als Kunstsachverständiger in Florenz niedergelassen, wo er seinen Genüssen für delikates Essen, exquisiten Wein und mittelalterliche Kunst ungehindert frönen kann. Dies jedoch weiß Clarice Starling noch nicht. Sie soll ihn finden. Und sie ist überzeugt, dies über Lecters Geschmacksvorlieben auch erreichen zu können.

Doch nicht nur die amerikanische Polizei sucht fieberhaft nach Hannibal Lecter. Auch der schwerreiche Mason Verger, eines seiner früheren Opfer, grausam verstümmelt, der nur noch von Maschinen und dem Wunsch, sich an Hannibal zu rächen, am Leben gehalten wird, verfolgt seine Spuren. Er hat ein Kopfgeld auf seine Ergreifung ausgesetzt und sich eine Rache ausgedacht, die Hannibals krankem Hirn in nichts nachsteht.

Das Treffen von Hannibal und Clarice findet schließlich statt, nur ganz anders als vom Leser erwartet und an Geschmacklosigkeiten kaum zu übertreffen.

Ich nehme an, dass ich mit meiner Meinung zu diesem Buch eine Aussenseiterrolle einnehme. Ich möchte jedoch vorausschicken, dass ich absolut nichts gegen dieses Genre habe und mir Ekelszenen (zumindest beim Lesen) nichts ausmachen.

Hannibal setzt jedoch das fort, was bei ´Schweigen der Lämmer´ schon begann. Gegenüber ´Schwarzer Sonntag´ und ´Roter Drache´, wo Hannibal Lecter seinen ersten Auftritt hatte, fallen diese Werke klar ab. ´Hannibal´ ist auf reine Effekthascherei ausgelegt und das ist für einen Thriller einfach zu wenig. Von Anfang an ist das Buch mit Szenen gespickt, die manch einem allein bei der Vorstellung den Appetit verderben können. So beginnt das Buch schon damit, dass einer Verbrecherin der komplette Hinterkopf weggeschossen wird. Und dies ist noch eine der harmloseren Szenen.

Das Buch kann fast originalgetreu als Drehbuch zu einem Film verwendet werden. Warten wir ab, wie die filmische Umsetzung einiger von Harris ausgedachten Perversitäten gelingt. Geöffnete Schädel, von Muränen abgefressene Nasen oder von Schweinen vertilgte Füße dürften aber wohl nicht jedermanns Sache sein. Jedoch hat der Roman auch angenehmere Seiten wie z.B. in dem Teil der in Florenz spielt. Die Schilderung der Stadt Florenz mit all ihren Schönheiten, aber auch korrupten Polizeibeamten und Politikern ist sehr interessant zu lesen.

Als anspruchslose Unterhaltungslektüre ist ´Hannibal´ für nicht allzu zart besaitete Gemüter jedoch durchaus lesenswert, da es sehr flüssig zu lesen ist. Und der Schluß lässt - ohne zuviel verraten zu wollen - mehr als erahnen, dass Thomas Harris bereits an einer Fortsetzung arbeitet.

Hannibal

Thomas Harris, Heyne

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