Höllische Küste
- Lübbe
- Erschienen: März 2025
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Wenn gesellschaftliche Strukturen das Leben vergiften.
Die Flensburger Kommissarin Liv Lammers ist gerade privat auf Sylt, als sich bei einem Tandemsprung ein schrecklicher Unfall ereignet. Der Fallschirm hat sich nicht geöffnet und die junge Hochzeitsplanerin Jaline Amundsen kommt dabei ums Leben. Der Tandemmaster wird schwer verletzt. Da Liv sich bereits auf der Insel befindet und die Anreise ihrer Kollegen vom Festland Zeit in Anspruch nimmt, wird sie hinzugezogen. Kollege Hennes hat sie bereits darüber informiert, dass Fremdverschulden nicht ausgeschlossen werden kann.
Viele Vorfälle – viele Täter?
Die Sylter Kollegen sind gerade mit einem mysteriösen Vorfall beschäftigt: In Mehltüten wurden Glassplitter gefunden. Sie sind froh, dass Kriminalkommissarin Liv Lammers einspringen kann. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Rechtsmediziner Sebastian Gerlich, nimmt sie einen ersten Augenschein an der Absturzstelle. Bereits bei der Besichtigung zeigt sich, dass die Ausrüstung manipuliert wurde. Erste Befragungen zeichnen das Bild einer lebenslustigen und risikofreudigen jungen Frau. Ganz offensichtlich gibt es aber keinen Grund, ihr nach dem Leben zu trachten. Das gilt auch für den erfahrenen Tandemmaster Steffen Stromsz.
Die Ermittlungen sind schwierig und zeitintensiv, gerade weil es plötzlich zahlreiche Verdächtige gibt. Es wird eine aufwendige und intensive Spuren- und Tätersuche. Als ob das nicht genug wäre, überschlagen sich die Ereignisse und es gibt weitere Tote zu beklagen. Für Kommissarin Lammers sieht das immer weniger nach Zufall aus. Sie sucht nach Verbindungen und vor allem nach einem Motiv.
Die zwei Seiten einer Medaille
Der neunte Band mit der Kommissarin Liv Lammers zeigt Sylt von einer ungewohnten Seite. Die Insel lebt von den Touristen und den Prominenten, die sie lieben. Die Kehrseite dieser Medaille ist jedoch nicht zu übersehen: Das Leben auf Sylt ist teuer geworden. Die Einheimischen ziehen aufs Festland, wo die Lebenshaltungskosten wesentlich günstiger sind. Diese Aspekte hat Sabine Weiss aufgegriffen und in die Handlung eingebunden. Zwischendurch richtet sie den Fokus auch auf Livs Privatleben. Denn neben der Mordermittlung hat sie auch persönlich mit sich zu kämpfen. Die Kommissarin durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, weil ihre Tochter für ein Austauschjahr ins Ausland geht. Hinzu kommt der Druck aus ihrem Umfeld, endlich die eigene Hochzeitsplanung in Angriff zu nehmen.
Obwohl sich in dieser Geschichte viele Ereignisse aneinanderreihen und immer wieder neue dazukommen, geht es am Ende um Rache, soziale Stellung und um Hilflosigkeit. Gleichzeitig verbindet Sabine Weiss diese menschlichen Eigenschaften mit wiederkehrenden Beschreibungen der bezaubernden Sylter Landschaft. Dies ergibt eine gute Mischung. Der Krimi ist unterhaltsam und gut verständlich geschrieben. Dennoch fehlt es mir in dieser Geschichte an Tiefe und Nähe zu den einzelnen Personen. Etliche Situationen werden nur kurz umrissen und dann geht es auch schon weiter. Schlussendlich sind es zu viele Vorfälle, die dann am Ende wie Perlen auf einer Kette aufgeführt werden. Der Schlussspurt bringt jedoch noch etwas Spannung.
Fazit
Die Geschichte profitiert eindeutig von den Beschreibungen der Sylter Landschaft – und vielleicht auch noch ein wenig vom Promileben. Die vielen Nebenschauplätze bremsen jedoch den Spannungsaufbau und es fällt schwer, eine emotionale Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Abwechslung bringen die wechselnden Perspektiven, und am Ende kann der Krimi dann doch noch punkten.

Sabine Weiss, Lübbe
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