Sterbekammer

  • Lübbe
  • Erschienen: September 2019
  • 2

- HC, 432 Seiten

- Bd. 3 [Elbmarsch]

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Carola Krauße-Reim
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2021

Gut inszenierter Krimi

Mit Sterbekammer hat Romy Fölck den dritten Band rund um Frida Paulsen und ihren Kollegen Bjarne Heverkorn geschrieben, alle haben sich zu Bestsellern gemausert. Es ist nicht notwendig, die Vorgänger zu kennen, um sich in diesem Krimi zurechtzufinden - jedoch kann es passieren, dass man es möchte, denn die beiden Polizisten sind ein sehr interessantes Ermittlerpaar, dessen Vorgeschichte man vielleicht kennenlernen will.

Das Grauen lauert in der alten Mühle

Der alte Josef Hader liegt tot in seiner einsam gelegenen und sehr baufälligen Mühle in den Elbmarschen. Hader war ein Eigenbrötler, der andere von sich und seinem Heim fernhielt - im Notfall auch mit Gewalt. Doch was Frida Paulsen unter seiner Küche entdeckt sprengt jede Vorstellungskraft: ein kleiner Raum mit Toilette, Waschbecken, Belüftungsanlage und einem Bett mit Metallkette. Wer war hier gefangen, und wie lange? Bald wird klar, dass es Anneke Jung gewesen sein muss, eine junge Frau und Mutter, die vor zehn Jahren verschwand und von der bis heute jede Spur fehlt.

Die Elbmarschen als Setting

Der vor den Toren Hamburgs gelegene Teil der Elbmarschen ist durch die Landwirtschaft geprägt. Auch Frida Paulsen entstammt einem alten Obsthof. Die Probleme der Elbvertiefung, die Klimaveränderung und die Frage der Nachfolge sind gekonnt in den Krimi eingebaut, ohne den Fokus zu sehr vom eigentlichen Geschehen abzulenken. Die Atmosphäre der Marsch mit ihrem platten Land, der Elbe vor der Haustür und der teilweise noch existierenden Einsamkeit hat die Autorin wieder einmal sehr gut eingefangen. Auch das Grauen in der alten Mühle ist greifbar, sobald die Kammer erwähnt wird - besonders aber, wenn Anneke in kurzen Abschnitten selbst von ihrem Martyrium erzählt. Hier sind starke Nerven gefragt! Von Anfang an ist dem Leser klar, was mit ihr geschehen ist, und man begleitet sie bruchstückhaft durch die Jahre ihrer Gefangenschaft. So ist die Spannung diesbezüglich sofort da.

Nicht alle Details bringen die Geschichte voran

Beim Rest der Geschichte hingegen wechseln sich kurze Höhepunkte mit ausgedehnten Erzählpassagen ab, in denen die Polizeiarbeit in unzähligen Tassen Kaffee ertrinkt oder private Probleme sehr in den Vordergrund rücken. Hier wäre weniger mehr gewesen, denn nicht jede Boxlehrstunde ist interessant und nicht jeder Kaffee muss in Echtzeit gebrüht werden. Eine weniger ausladende Nebenhandlung, aber vor allem eine geraffter dargestellte Ermittlungsarbeit hätte dem Krimi gutgetan und die Spannung hoch gehalten.Die Ermittlungen ziehen sich in die Länge und erhalten so gut wie keine Wendungen, was die Geschichte sehr linear macht. Der Schluss zeichnet sich schon relativ früh ab, ist aber dennoch erschreckend und auch ein bisschen weit hergeholt.

Frida muss sich beweisen

Das Fundament dieser Serie sind ihre Protagonisten, allen voran Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Während Bjarne kurz vor der Rente steht, beginnt für Frida erst die Laufbahn bei der Kriminalpolizei, die ihr durch einen neuen, ziemlich pedantischen Chef nicht gerade erleichtert wird. Die privaten Probleme der beiden sind ebenso Teil des Krimis wie die beruflichen. So hat Haverkorn mit seiner Ehe zu kämpfen und muss sich in die neue Rolle als Vater einer 40-jährigen Tochter einfinden. Frida ist eine selbstständige junge Frau, aber ihre Eltern sitzen ihr mit dem Hof im Nacken, und die Liebe ist natürlich auch ein Thema. Fölck bringt dem Leser das ungleiche Ermittlerpaar anschaulich so nahe, dass es nicht schwer fällt, sich auf die beiden einzulassen und sie während ihrer Arbeit und Freizeit zu begleiten. Vielleicht ist das Abhandeln ihrer Schwierigkeiten ein wenig zu seicht geraten, aber das beeinflusst die Qualität des Kriminalromans nicht, und man ist gespannt, wie es mit den beiden weiter geht.

Fazit

Romy Fölck ist in der Riege der deutschen Krimi-Bestsellerautoren angekommen. Mit Sterbekammer legt sie erneut einen atmosphärisch dichten, manchmal etwas langatmigen, aber dennoch gut erzählten Kriminalroman rund um das Ermittlerpaar Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn vor, der jetzt schon Lust auf seinen Nachfolger macht.

Sterbekammer

Romy Fölck, Lübbe

Sterbekammer

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