Auftritt einer Dame

  • Macmillan
  • Erschienen: Januar 1982
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  • London: Macmillan, 1982, Titel: 'Enter a Gentlewoman', Seiten: 218
Auftritt einer Dame
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Jörg Kijanski
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2003

Nur für Kriminostalgiker

Elizabeth Coke will sich von ihrem Mann Edward scheiden lassen und beauftragt Sir Nicholas Harding mit dieser Angelegenheit. Da Elizabeth und Edward aber noch nicht drei Jahre verheiratet sind, ist eine vorzeitige Scheidung nur dann möglich, wenn eine ungewöhnliche Verdorbenheit nachgewiesen werden kann, die den unwiderruflichen Bruch der Ehe zur Folge hätte. Da Elizabeth nach eigener Aussage von ihrem Mann gezwungen wurde, zu dessen Unterhaltung vor seinen Augen mit ihrem gemeinsamen Bekannten David Barrie Verkehr zu haben, scheint der Fall ein leichtes Spiel für Sir Nicholas. Wäre da nicht sein Neffe Antony Maitland, der von Edward Coke den Auftrag erhält, seine Frau wegen Verleumdung zu verklagen.

Maitland wegen seiner eher ungewöhnlichen Methoden berüchtigt, stellt sich der Herausforderung gegen seinen Onkel, auch wenn er weis, dass er keine Chance haben dürfte, den Prozess zu gewinnen, da David Barrie die Aussage von Elizabeth bestätigt hat. Doch nach einigen Zeugenbefragungen ergibt sich ein anderes Bild von Elizabeth, denn diese heiratete Edward offensichtlich nur, weil dieser eine große Erbschaft in Aussicht hatte. Ehelichen Verkehr gab es nie und nachdem die Erbschaft ausblieb hat Elizabeth offenbar schon mit Davids Vater Owen den nächsten reichen Mann an der Angel und will daher die schnelle Scheidung. Maitland versucht vor Gericht diesen Punkt hervor zu heben, noch nach der letzten Zeugenvernehmung wird klar, dass der Prozess für Edward Coke verloren ist. Es fehlen also nur noch die Schlussplädoyers am nächsten Tag, die sowohl Sir Nicholas wie auch Maitland bereits geschrieben haben. Da erhält Maitland die Nachricht, dass David Barrie und Elizabeth Coke erstochen wurden und erhält kurzerhand einen neuen Mandanten: Owen Barrie, der wenig später werden Mordes verhaftet wird...

Inhaltlich mittlerweile etwas befremdlich

Sara Woods Kriminalromane spielen üblicherweise im Gerichtssaal, in Maitlands oder Sir Nicholas Arbeitszimmer und in den Wohnungen der Zeugen bzw. Verdächtigen. Mit Action in jeder Form ist hier nicht zu rechnen, stattdessen wälzen sich Dialoge über Dialoge durch die Story. Wen das nicht stört, findet durchaus kurzweilige und spannende Unterhaltung, die nicht zuletzt von den zänkischen Plänkeleien zwischen Onkel und Neffe lebt. Dummerweise räumt Onkel Nicholas nämlich seinem Neffen nur begrenzte juristische Fähigkeiten ein und äußert dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Schade also im vorliegenden Fall, dass Maitland keine Chance hat, es in dem Prozess seinem Onkel mal so richtig zu zeigen, denn da sozusagen eine der beiden prozessführenden Parteien vor der Urteilsverkündigung stirbt, wird das Verfahren kurzerhand eingestellt.

Die Story enttäuscht ein wenig, was vielleicht daran liegen mag, dass sie einige aus heutiger Sicht irritierende Passagen enthält. Dass man sich erst nach drei Jahren scheiden lassen darf, erscheint schon ein wenig befremdlich, aber vielleicht war dies ja mal so im Königreich. Doch spätestens der Scheidungsgrund der "ungewöhnlichen Verdorbenheit" - allein die Formulierung raubt einem den Atem - lässt einen zusammenzucken. Auch die Art und Weise wie einige Zeugen mit dem Thema umgehen, erscheint doch reichlich altbacken und wirkt - wie gesagt heutzutage - recht weltfremd. Folgender Dialog mag dies beispielhaft belegen:

"Und danach waren Sie ihre Vertraute?"
"Wir haben über alles gesprochen."
"Auch über ihre Beziehung zu ihrem Mann?"
"Darüber natürlich nicht."

Klar, darüber reden beste Freundinnen "natürlich nicht", ist klar. Auf Dauer ebenfalls störend, ist die ständige Erwähnung des Solicitors. Eine Übersetzung ins Deutsche wäre womöglich für einige Leser/innen hilfreich gewesen, zumal dies der einzige "Fachbegriff" ist, der ständig in der Originalsprache Verwendung findet.

Die Sprache, das Verhalten der handelnden Personen und der Aufbau des Plots wirken wenig zeitgemäß und stellen die Leserinnen und Leser des 21. Jahrhunderts vor gewisse Verständnisprobleme. Der Krimiplot selber einschließlich der Auflösung vermag zu überzeugen, obwohl kaum mehr als eine Hand voll Personen mitspielen und daher von vornherein die Anzahl der Verdächtigen arg begrenzt ist. Ein eher schwacher Roman einer grundsätzlich lesenswerten Krimiautorin, jedenfalls für alle Kriminostalgiker.

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Sara Woods, Macmillan

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