Lebensgefährlich schön

  • Dryas
  • Erschienen: September 2018
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  • Ein Cornwall-Krimi mit Sandra Flemming 2

  • Frankfurt am Main: Dryas, 2018, Seiten: 318, Originalsprache
Lebensgefährlich schön
Lebensgefährlich schön
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Carola Krauße-Reim
50°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2019

Einfach gestrickter Cosy-Krimi

Sandra Flemming ist Managerin des Higher Barton Romantic Hotel in Cornwall. Dort soll die Wahl zur Miss South England stattfinden. Während sich die Kandidatinnen vorbereiten, wird die Organisatorin Sheila Brason ermordet. Obwohl ein junger Mann den Mord gesteht, sind die Umstände mysteriös.

Als ein weiterer Organisator der Misswahl ermordet wird, ermittelt Sandra Flemming auf eigene Faust. Denn nicht nur die Morde machen sie nervös, auch die Tatsache, dass ihr Job als Hotelmanagerin auf dem Spiel steht.

Cosy-Krimi – die gemütliche Variante des Kriminalromans

Wer einen Cosy-Krimi liest, sollte nicht auf dramatische Spannung gepaart mit atemraubender Mörderjagd aus sein. Hier vereint sich alles, was man mit dem guten alten England verbindet: Literweise Tee, enge Straßen, bilderbuchmäßige kleine Ortschaften mit ihren kauzigen Bewohnern, und natürlich auch Herrenhäuser in ausgedehnten Gärten. Oft ist ein Cosy-Krimi schon am heimelig lauschigen Cover mit bildhaft idyllischer Szenerie zu erkennen.

Der Leser wird in eine Welt à la Miss Marple entführt, die zwar immer für einen Mord gut ist, in der aber auch das Leben, vor allem im ländlichen England, eine ebenso tragende Rolle spielt. Also, Hektik ade und einlassen auf den kleinen Kosmos eines scheinbar paradiesischen englischen Dörfchens.

Lokalkolorit statt prickelnder Spannung

So auch in „Lebensgefährlich schön“. Zwar ist der Mord an Ex-Model Sheila Branson der Kern der Geschichte, doch gehen ganze 110 der insgesamt 319 Seiten ins Land, bis dieser tatsächlich passiert. Zuerst werden Umgebung, Landschaft, Hotel und die Leute vor Ort ausführlich geschildert. Der Leser befindet sich schnell an Cornwalls Küste, in Lower Barton bei der Dorftratsche oder im entlegenen Herrenhaus-Hotel.

Die Autorin schafft es, die besondere Atmosphäre dieser Gegend einzufangen und anschaulich zu schildern. Auch die Protagonisten sind gut getroffen, wobei hier weniger Wert auf Individualität, als auf ins Bild passende Klischees gelegt wurde. Der selbstverliebte französische Koch, die ehrgeizige junge Hotelmanagerin und der etwas schüchterne Polizist passen wunderbar in diesen Cosy-Krimi, in dem alles nicht so ist, wie in der rauen Wirklichkeit.

Allerdings wird dadurch eine eher verhaltene Spannung erzeugt. Selbst als die Tote dann endlich auf dem Friedhof liegt, geht es gemächlich weiter. Spätestens an diesem Punkt hätte Rebecca Michéle etwas mehr auf die Tube drücken können. Aber alles plätschert wie gehabt dahin und schon bald ahnt der Leser auch, wo der Hase läuft. Die Lösung ist dann auch nicht wirklich überraschend und im Umfeld der ganzen Geschichte auch nicht vordergründig. Zwar ist dieser Fall eindeutig gelöst, doch gekonnt schafft die Autorin ein offenes Ende für die Zukunft des Higher Barton Romantic Hotel und der Dorfgemeinschaft von Lower Barton.

Füllsätze bauschen die Geschichte auf

Auch wenn Cosy-Krimis nicht gerade als große Literatur zu bezeichnen sind, sollte doch auch hier ein gewisses sprachliches Niveau gehalten werden. Michéle schildert ihre Geschichte in einer sehr schlichten Sprache, ohne große Gewandtheit oder Raffinesse, was bei dieser Lektüre auch vertretbar ist. Aber, die übermäßig vielen Füllsätze machen dann wirklich keinen Spaß mehr. Man hat das Gefühl, die Geschichte wird damit auf ein vielfaches aufgeplustert. Darf ein Buch nicht weniger Seiten haben, dafür aber stilsicher geschrieben sein? Wenn mehr Fülle erreicht werden soll, dann bitte nicht so, sondern mit einer inhaltlich volleren Geschichte.

Fazit:

Mit diesem Cornwall-Krimi setzt Rebecca Michéle die Reihe rund um das Herrenhaus Higher Barton fort. In sechs vorhergehenden Bänden hat hier Hausherrin Mabel Clarence gewohnt und ermittelt, seit dem 2017 erschienen „Auf Eis gelegt“ tut das Sandra Flemming. Machen Sie es sich gemütlich, wenn Sie sich auf „Lebensgefährlich schön“ einlassen. Ein Tässchen Tee, Shortbread, eine warme Stube, wenn es draußen regnet, sind genau die richtigen Zutaten für die Lektüre dieses Krimis. Erwarten Sie keine literarischen Höhenflüge mit Spannung pur von vorne bis hinten, keine vielschichtige Geschichte auf verschiedenen Ebenen, sondern einen einfachen und leicht gestrickten, aber atmosphärisch dichten Krimi, dann werden sie nicht enttäuscht sein. Er ist etwas für zwischendurch, der dem Leser nicht viel Mitdenken abverlangt, was aber auch mal ganz erholsam sein kann. Vielleicht erliegen Sie dem Charme eines Cosy-Krimis und wollen dann auch wissen, wie es in Cornwall mit Sandra, Christopher und Higher Barton weitergeht.

Lebensgefährlich schön

Rebecca Michéle, Dryas

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