Sieben minus eins

  • Osterwold
  • Erschienen: Januar 2016
  • 30
  • Hamburg: Osterwold, 2016, Übersetzt: Peter Lontzek, Bemerkung: ungekürzte Ausgabe
Sieben minus eins
Sieben minus eins
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Andreas Kurth
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2016

Dunkle Schatten der Vergangenheit verbreiten Angst und Schrecken

Kriminalkommissar Sam Berger und seine Kollegen durchsuchen eine Hütte, in der sie ein entführtes Mädchen vermuten. Ein Kollege wird durch eine Art Sprengfalle verletzt, und im Keller finden die Polizisten eindeutige Spuren, ansonsten ist die Hütte aber leer. Berger glaubt unbeirrbar an Zusammenhänge mit anderen Entführungsfällen, sieht gar einen Serien-Entführer und -Mörder am Werk, doch mit dieser Meinung stößt er bei seinen Vorgesetzten mehrfach auf Granit. Bei seinen Ermittlungen stößt er dann allerdings auf eine verdächtige Frau, der er aber nur äußerst mühsam auf die Spur kommt. Dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse, und Sam Berger steht überraschend ganz alleine da und muss seine Nachforschungen auf eigene Faust fortsetzen. Erst als er sich nach einigem Hin und Her und viel gegenseitigem Mißtrauen mit Molly Blom verbündet, einer Agentin der Sicherheitspolizei Säpo, weil beide glauben, den Täter aus ihrer Vergangenheit zu kennen, geht es voran - und wird für beide lebensgefährlich.

Hervorragend gelungener Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe

Vor einiger Zeit sagte Jan Arnald im Interview, das ich mit ihm für die Krimi-Couch in Hannover geführt habe: "Arne Dahl darf noch nicht sterben. Er hat noch zu viele Geschichten zu erzählen." Arnald hatte tatsächlich ernsthaft darüber nachgedacht, mit der Kriminal-Schriftstellerei aufzuhören - und sich glücklicherweise anders entschieden. Eine der Geschichten, die Arne Dahl noch erzählen will, liegt jetzt mit Sieben minus eins vor, und ist der hervorragend gelungene Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe des schwedischen Bestseller-Autors.

Nach dem Finale seiner vierteiligen "Op-Cop"-Reihe um ein Ermittlerteam von Europol hat sich der in Schweden und Berlin lebende Autor eine zweijährige schöpferische Pause gegönnt, bevor er jetzt den Auftakt-Band seiner neuen Reihe um die Ermittler Sam Berger und Molly Blom vorlegte. An der Konzeption scheint er lange gefeilt zu haben, denn der Auftakt ist wirklich lesenswert, und darin schildert Dahl ausführlich, wie sich Berger und Blom überhaupt erst - mit viel Mühe - zusammenraufen.

Zwei ebenbürtige und kompetente Ermittler

Arne Dahl ist bekannt dafür, seine Leser immer wieder zu überraschen, und das gelingt ihm auch in seinem neuen Buch - jedenfalls in meinen Augen. Das neue Ermittler-Duo hat am Anfang seiner Beziehung viel Konflikt-Potenzial, es wird aber auch in den kommenden Bänden kaum langweilig zwischen den beiden werden.

Sam Berger ist nicht der fehlerlose Überflieger, sondern ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten. Als Ermittler wirkt er glaubwürdig und durchaus authentisch. Der Umgang mit seinem Team und die Reaktionen auf die Vorgesetzten zeigen, dass er ein guter Polizist ist - auch wenn sein Weg am Ende eine andere Wendung nimmt.

Molly Blom trifft unter sehr speziellen Umständen auf Sam Berger, aber die beiden finden in der Ermittlungsarbeit unter einigen Mühen zueinander. Sie stellen fest, dass sie sich aus der Schulzeit kennen, und sind sich in der Leidenschaft, den Täter zu fassen, absolut ähnlich. Berger dominiert etwas, aber Blom ist auch eine interessante Protagonistin, über die man - offenbar vom Autor so gewollt - nicht ganz so viel erfährt, wie über ihren Partner. In ihren Beiträgen zu den Ermittlungserfolgen sind sich die zwei allerdings in meinen Augen ziemlich ebenbürtig und gleichermaßen kompetent.

Autoren sollte erzählerische Freiheit genießen

Der Entführer der Mädchen ist ebenfalls ein recht komplexer Charakter, auch wenn man dazu erst spät, und nur in Nuancen, einiges erfährt. Die gesamte Geschichte wird von Arne Dahl mit sehr viel Atmosphäre geschildert, was das Buch in meinen Augen mehr als lesenswert macht. Einige Kritiken kann ich daher nicht wirklich nachvollziehen.

Für Sam und Molly wird es an einigen Stellen der Geschichte gefährlich, was die Glaubwürdigkeit aber nicht mindert. Wie realistisch der ganze Plot ist, scheint bei den Lesern durchaus Kontroversen auszulösen, aber da halte ich es wie schon immer bei meinen Beurteilungen - Autoren habe für mich die absolute Freiheit, ihre Geschichte so zu erzählen, wie sie sie komponieren möchten. Wem das nicht gefällt, der mag das Buch zur Seite legen.

Der Cliffhanger, den Arne Dahl am Ende einbaut, ist ziemlich raffiniert gestaltet. Daraus den Vorwurf zu machen, das sei nur ein übler Marketing-Trick, damit man das nächste Buch auch kauft, halte ich für weit überzogen. Wenn ein Autor eine Serie konzipiert, ist es in meinen Augen völlig in Ordnung, wenn er im Auftakt-Band ungelöste Rätsel einbaut, um bereits Spannung für das nächste Buch zu erzeugen. Jan Arnald hat hier als Arne Dahl nach seiner schöpferischen Pause einen fesselnden Roman vorgelegt, mit guten Dialogen und zwei interessanten Protagonisten. Nach seinen beiden Reihen mit großen und differenziert besetzten Ermittler-Teams muss man sich daran erst gewöhnen - was bei der guten Geschichte aber mühelos gelingt.

Sieben minus eins

Arne Dahl, Osterwold

Sieben minus eins

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