Versunkene Gräber

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2013
  • 10
  • München: Goldmann, 2013, Seiten: 448, Originalsprache
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Marcel Feige
88°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2013

Klug, flott & spannend – Herrmann!

Endlich: Nach wiederholten Ausflügen ins Thrillerfach hat Elisabeth Herrmann einen neuen Fall für Joachim Vernau geschrieben, ihren schlacksigen, liebenswert naiven Anwalt, der auch die ZDF-Verfilmungen mit Jan-Josef »Boerne« Liefers – sowas nennt man wohl: Idealbesetzung! – inzwischen so erfolgreich macht.

Und auch diesmal gerät Vernau eher zufällig an seinen neuen Fall, als nämlich seine polnische Kollegin Zuzanna Makowska ihm ihre Aufwartung macht: Sie ist auf der Suche nach der Alt-60er-Anwältin und Vernaus Ex-Partnerin Marie Louise, die angeblich Zeugin eines Mordes war, für den Vernaus alter Freund Jazek in polnischer Haft sitzt.

Logisch, dass Vernau seinen Freunden helfen möchte und sich auf den Weg über die Grenze macht. Er strandet auf einem verfallenen Friedhof, wo die Geister längst vergangener Tage geweckt worden sind.

 

Davon wissen wir nichts, denn es ist jenseits der polnischen Grenze passiert, und welches Schicksal die Leute dorthin verschlagen hat, ist hierzulande kaum bekannt ... Es sind Dinge geschehen, die man vielleicht verdrängen, aber nicht vergessen kann.

 

Aufgepasst: Ich bin ein großer Fan von Elisabeth Herrmann, weswegen die Berliner Autorin schreiben kann was sie will, sie kann fast nichts falsch machen.

Fast.

Auch in ihrem neuen Kriminalroman arbeitet sie sich an der deutschdeutschen Geschichte ab, wie gewohnt nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern fast immer klug, wenn längst vergangene Ereignisse auf die spannend erzählte Gegenwart treffen, fast immer flott bis zum Showdown, und dank Vernaus verschrobener Verwandtschaft phasenweise sogar amüsant.

Kein Zweifel, Herrmann versteht ihr Handwerk, was ihre Bücher zu einem Lesevergnügen macht, das sich vom üblichen Krimieinerlei abhebt.

So dass man ihr auch ihre Liebe zu Polen und den polnischen Weinen gerne verzeiht.

Im Nachwort zu Versunkene Gräber schreibt sie:

 

Wenn ich könnte, würde ich dieses Buch in Tüten stecken, auf denen nicht »Esst mehr Obst!« stehen würde, sondern: »Fahrt nach Polen!« Fahrt in unser Nachbarland. Bestaunt die Städte und Kirchen und Klöster, die Wälder, Seen und wilden Küsten. Trinkt den Wein von Cigacice und Zielona Góra. Seht, was sich dort an Neuem entwickelt und wie das Alte liebevoll bewahrt wird. Nicht immer und nicht überall, sicher. Doch es ist so viel geleistet worden, und es ist ein junges, lebendiges Land voller Überraschungen.

 

Für den Leser kommt Herrmanns Forderung wenig überraschend, denn schon auf den 440 Romanseiten zuvor hat sie wiederholt ihrer Zuneigung zu Land, den Leuten und deren Essen und Trinken Ausdruck verliehen, in schwelgerischer Opulenz, was die eigentliche Geschichte bisweilen leider etwas bremste.

Aber wie gesagt: Ein großer Fan verzeiht seiner Lieblingsautorin gerne.

Versunkene Gräber

Elisabeth Herrmann, Goldmann

Versunkene Gräber

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