Traces – Gefährliche Spuren
(Staffel 1)

Serien-Spezial von Jochen König (07.2021) / Titel-Motiv: © polyband Medien GmbH

Eine Heimkehr mit Folgen

Die junge Emma Hedges kehrt nach dem Studium zurück in die Stadt ihrer Kindheit, das schottische Dundee, um dort eine Stelle als Laborantin am Institut für Anatomie und Forensik anzunehmen und sich weiterzubilden. Der erste Abend mit dem institutseigenen Onlinekurs wird zum Schockerlebnis.

Bildet doch augenscheinlich die Ermordung ihrer Mutter die Grundlage des Seminars. Obwohl Professor Gordon und ihre Mitarbeiter*innen die Ähnlichkeit eingestehen, wird ein realer Zusammenhang ausgeschlossen. Emma gibt sich mit der Erklärung zwar zufrieden, versucht aber neben ihrer regulären Arbeit, den Mord an ihrer Mutter aufzuklären. Zufallsfunde und unbedachte Äußerungen ehemaliger Weggefährten begünstigen die Wahrheitssuche. Und bringen Emma in Gefahr. Trotz diverser Warnungen verfolgt sie hartnäckig alle Spuren, auch wenn sie ihre eigene Familie kompromittieren sollten.

Ein Spiel mit Feuer, Drogen und Liebe

Gleichzeitig analysiert sie neumodische Partydrogen (die sie aus eigener Erfahrung kennt), die Dundee fluten und kann sich dabei als findige Mitarbeiterin profilieren.

Professorin Gordon und ihr Team untersuchen indes den Brand in einem Nachtlokal, der drei Todesopfer forderte, und stoßen bald auf Pfusch am Bau.  Derweil lernt Emma zufällig den smarten Daniel MacAfee kennen und schätzen. Seines Zeichens Bauunternehmer, der das florierende Geschäft seines Vaters übernommen hat. Wie sollte es anders sein, gehörte der runtergebrannte Nachtclub zu den Objekten, für deren Erhalt die MacAfees zuständig waren.

Ehe sie es sich versieht, ist Emma in eine satte Anzahl von Grabenkämpfen verwickelt. Hat der Geliebte drei Menschenleben auf dem Gewissen, wieso weiß die Mutter der besten Freundin über den Tod ihrer Mutter so viel, inwieweit ist der eigene Vater in den Mord involviert, und was hat der sinistere MacAfee Senior mit all dem zu tun?

What You See Is What You Get

Die Heimkehr von Emma Hedges wird zu einer Herausforderung für viele Menschen, für sie selbst aufreibend und partiell nicht ungefährlich. Worauf der rührige, in Professor Gordon verschossene, DI McKinven mehr als einmal hinweist. Die Rolle der Polizei geht diesmal, eher ungewohnt für einen britische TV-Serie, als Freund und Helfer glatt durch; weder menschliche Untiefen noch labile Psychen lauern am Wegesrand. Die Charakterzeichnungen in „Traces“ sind recht eindimensional.

Es mag ein paar Geheimnisse in der Vergangenheit gegeben haben, aber wahrhaft Doppelbödiges bleibt aus. Nette Menschen sind nett, zwiespältige zwiespältig, und wer wie ein Schuft auftritt, ist auch einer. Kleine Macken dürfen die guten Menschen wohl haben; so raucht die junge Emma (fast schon aufrührerisch in diesen nikotinabstinenten Zeiten) und hat ein Faible für kleine bunte Partypillen. Zumindest bis ihr Beruf ihr vor Augen führt, wie gefährlich diese lächelnden Stimmungsaufheller sind.

Val McDermid als Ideenlieferantin auf Sparflamme

Die Simplizität der Charaktere lässt bei der Mördersuche wenig Spannung aufkommen. Gepaart mit der generischen Story, deren Grundidee von Val McDermid stammt, die aber auch von Ede Erpel sein könnte, ziehen die sechs Teile wie am Schnürchen gezogen ihre vorbestimmte Bahn. Dank der unverbrauchten Darsteller*innen schaut man dem Personal aber recht gerne beim Abhaken der erforderlichen Stationen zu. Es gibt milden Beziehungsstress und -plänkeleien, ein Hauch Komik gesellt sich gelegentlich hinzu, und wenn sich gar nichts tut, helfen die stimmungsvollen Bilder und der atmosphärische Soundtrack über den Stillstand hinweg. Die Slow-Motion-Version des Klassikers „Don’t Let Me Be Misunderstood“ ist zudem eine sehr treffliche Wahl als Titelsong.

Der nicht ganz so heimliche Star der Serie: Dundee

Hauptgewinner der Serie ist eindeutig Dundee. Regie und Kamera wissen die schottische Stadt, die es popkulturell noch zu entdecken gilt, geschickt und visuell reizvoll in Szene zu setzen.  

So überzeugt „Traces – Gefährliche Spuren“ eher in der audiovisuellen und darstellerischen Kür, während die erzählerische Pflicht redlich, aber wenig bemerkenswert, erfüllt wird. Das scheint zu reichen, denn eine zweite Staffel ist bereits unterwegs.

Kleines Easter-Egg am Rande: Wer genau aufpasst, kann Val McDermid in einem Cameo-Auftritt entdecken.

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Cover und Fotos: © polyband Medien GmbH

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