Ein Job in Taschkent

  • dtv
  • Erschienen: Januar 2009
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  • New York: Bantam, 2005, Titel: 'Private Wars', Seiten: 412, Originalsprache
  • München : dtv, 2009, Seiten: 427, Übersetzt: Philipp Stern
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Thomas Kürten
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2009

Mit Raketen auf Spatzen

Tara Chace ist wieder da. Wer hätte gedacht, dass die britische Agentin nach ihrem Debüt in "Dschihad" noch Lust auf den Geheimdienst gehabt hätte? Oder etwa der Geheimdienst noch Lust auf Tara Chace? Denn die ist zwar wieder heimgekehrt, hat jedoch einen Kollegen (noch dazu den von ihr heiß geliebten Tom Wallace) tot in Saudi Arabien zurück lassen müssen. Ihr "Job in Taschkent" beginnt dann auch erst mal damit, dass sie kalt gestellt wird. Zu allem Überfluss hat sie von ihrem toten Freund auch noch ein Abschiedsgeschenk mitgebracht: Tara ist schwanger. Sie zieht sich nach Nordengland aufs Land zurück und beginnt ein Leben zwischen Dauerwelle und Kaffeeklatsch.

Derweil wird beim Geheimdienst in London am Stuhl des D-Ops, Paul Crocker, heftig gesägt. Der Chef des Geheimdienstes will ihn loswerden. Dessen Stellvertreterin plant jedoch ein Komplott gegen ihren Chef und braucht dafür Crocker. Der soll - um seine eigene Haut zu retten - einen inoffiziellen Auftrag aus dem Außenministerium ausführen: Ruslam, der Sohn des usbekischen Präsidenten Malikov, will außer Landes gebracht werden, um vor seiner Schwester und deren Geliebten, den brutalen Geheimdienstchef Sahidov, in Sicherheit zu sein. Beide haben nämlich gerade erst Ruslams Frau gefoltert und ermordet und er will sich und seinen Sohn vor solchen Blutgelüsten schützen. Das Dumme daran ist, dass Ruslam unter Hausarrest steht und erst von einem Einsatzkommando befreit werden müsste. Tara Chace, die seit gut anderthalb Jahren nicht mehr im Dienst ist, ist deshalb Crockers erste und einzige Wahl für den Job.

Knüppelharte Action

Schon früh kommt Greg Rucka zur Sache: Während Tara Chace sich in ihrem neuen Spießerleben einrichtet, schwenkt er ins blutige Usbekistan, wo ein Geschwisterkampf um die Macht im Lande entbrennt. Während sodann das Techtelmechtel um strategische Allianzen in der Londoner Geheimdienstzentrale etwas ermüdend ist, greift Tara Chace in knallharter Agentenmanier ins Geschehen ein. Ihr Überfall auf die streng bewachte und abgeschottete Villa von Ruslam Malikov ist ein Genuss für sich.

Hier zeigt sich auch, worin sich der Autor besonders versteht. Zwar malt er ein beeindruckendes Geflecht an Verstrickungen zwischen den Geheimdiensten auf, was letztlich jede Tat der Agenten unterschiedlicher Couleur erklären kann, richtig begeistern kann er aber eigentlich nur in den Kapiteln, wo es rummst und kracht. "Ein Job in Taschkent" ist ein ordentlicher Action-Thriller, der in einer der gefährlichsten Gegenden der Erde spielt. Sobald Rucka jedoch die politischen Beziehungen zwischen verschiedenen Geheimdiensten, Ministerien und Botschaften bemüht, wirkt er weniger souverän.

Da einige seiner Figuren zudem mit Widersprüchen gezeichnet sind - insbesondere Sohn und Tochter von Präsident Malikov - und der ein oder andere Zufall nach dem Prinzip "zu schön um wahr zu sein" vorkommen (warum nimmt der usbekische Geheimdienstchef einen Raketenwerfer in seinem Privatwagen mit zu einem Rendezvous?) sollte man den Tiefgrund bei diesem Roman lieber nicht zu intensiv suchen und ihn als das sehen, was er ist: ein kerniger Action-Thriller. Nicht mehr und nicht weniger.

Ein Job in Taschkent

Greg Rucka, dtv

Ein Job in Taschkent

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