Victim

  • Rowohlt
  • Erschienen: Januar 2007
  • 53
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2007, Seiten: 377, Übersetzt: Michael Windgassen
  • Hamburg: Hörbuch Hamburg, 2008, Seiten: 4, Übersetzt: Irsi Böhm
  • Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2010, Seiten: 377
Victim
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Jörg Kijanski
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2007

Solider Mainstream-Thriller, leider mit vorhersehbarem Ende

1984: Die jugendlichen Freundinnen Darby, Stacey und Mel gehen in ein kleines Waldstück, um mit einem verbotenen Bierchen auf Mels Geburtstag anzustoßen. Dabei bemerken sie plötzlich seltsame Geräusche in ihrer Nähe und beoachten aus einem Versteck, wie eine Frau ermordet wird. Darby verständigt die Polizei, doch als sie mit einem Detective zurück zum Tatort fährt, ist die Frau spurlos verschwunden. Wenige Tage später versucht ein maskierter Mann in Darbys Haus einzudringen und hat dabei Stacey und Mel in seiner Gewalt. Darby gelingt zwar die Flucht, doch Stacey wird ermordet und Mel verschwindet spurlos. Einige Zeit später teilt FBI-Agent Evan Manning Darby mit, dass der Täter, dem auch andere Frauen zum Opfer gefallen sind, sich kurz vor seiner Festnahme erschossen hat. Mel aber bleibt verschwunden.

2007: Die 17-jährige Carol Cranmore wird nachts aus ihrem Elternhaus entführt, ihr Freund Tony kaltblütig erschossen. Darby, mitlerweile beim Erkennungsdienst des kriminaltechnischen Labors in Boston tätig, findet bei der Durchsuchung des Grundstückes in einem Mülltonnenverschlag versteckt eine völlig verängstigte Frau. Abgemagert, apathisch und mit zahllosen Narben und Wunden versehen, wird die junge Frau in ein Krankenhaus gebracht. Dort erfährt Darby lediglich von ihr, dass sich mindestens zwei weitere Frauen in der Gewalt des Entführers befinden. Das FBI wird zu dem Fall hinzugezogen und so gibt es ein Wiedersehen zwischen Darby und Manning, der inzwischen die Bostoner Abteilung für Sonderermittlungen leitet. Die Ermittlungen kommen jedoch nicht recht voran, immer scheint der Täter den Beamten einen Schritt voraus zu sein. Erst recht spät bemerkt Darby, dass es zwischen dem aktuellen Fall und den damaligen Ereignissen auffällige Parallelen gibt. Wurde vor über 20 Jahren der falsche Mann verdächtigt?

Natürlich wurde 1984 der falsche Mann verdächtigt, sonst hätte man sich das "Intro" ja gleich schenken können und weil dies so dermaßen offensichtlich ist, fackelt Autor Chris Mooney auch gar nicht lange herum. Bereits auf Seite 90 erfährt der Leser die Identität des Täters und nur wenig später, dass gleich zwei Psychopathen am Werk sind. Daniel Boyle und sein Vetter Richard Fowler. Nun könnte man eigentlich erwarten, dass alles wie immer läuft. Ein paar Seiten Polizeiermittlungen, dann ein paar Seiten über die Vorgehensweise des/der Psychopathen und danach das Ganze wieder von vorne bis zum actionreichen Höhepunkt. Auch hier enttäuscht Mooney nicht, denn in der Tat hält er sich sehr eng an dieses altbekannte Schema (Vorsicht: Ironie!).

Immer wieder zwischen den Ermittlern und dem "Haupttäter" Boyle wechselnd, nimmt die Story zunächst ordentlich Tempo auf und kann durchaus als Pageturner bezeichnet werden, denn allein die jeweilige Kürze der insgesamt 76 Kapitel (auf 375 Seiten) treiben voran. Spannung kommt zwar zeitweise ebenfalls auf, allerdings enttäuscht die Auflösung dann doch. Die "wahre" Identität Richard Fowlers dürften routinierte Krimileser lange vor Darby herausfinden und so gibt es nur eine wirkliche Überraschung (auf den letzten 10 Seiten, nachdem der aktuelle Fall schon lange abgeschlossen ist). Übrigens, nein, Mel hat es nicht überlebt.

Routiniert schreibt Mooney sein Debüt herunter und wer einfach für ein paar Stunden abschalten will, liegt hier durchaus richtig. Was mit den entführten Frauen im Detail passiert, wird weitgehend verschwiegen und so spielt der Autor hier ein ums andere Mal mit der Fantasie seiner Leser. Da ging sein Kollege Cody Mcfadyen in seinem Debüt "Die Blutlinie" schon ganz anders zur Sache. Aber bei der allgemeinen Entwicklung, möglichst immer schockierendere Details an die Leser zu bringen, ist "Victim" in dieser Hinsicht eine wohltuende Erholung. Allerdings hätte man aus der Idee - zwei Psychopathen entführen unzählige Frauen und mißhandeln diese - mehr herausholen müssen. So bleibt ein kurzweiliger Mainstream-Thriller (Marke "Baukasten") mit vorhersehbarem Ende in Erinnerung.

Victim

Chris Mooney, Rowohlt

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