Das falsche Spiel des Fischers

  • Edition Lübbe
  • Erschienen: Januar 2006
  • 3
  • Caltanissetta: Terzo millennio, 2001, Titel: 'Non crescere troppo', Originalsprache
  • Bergisch Gladbach: Edition Lübbe, 2006, Seiten: 269, Übersetzt: Katharina Schmidt
  • Bergisch Gladbach: BLT, 2007, Übersetzt: Katharina Schmidt
Das falsche Spiel des Fischers
Das falsche Spiel des Fischers
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Jörg Kijanski
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2007

Ständig rauchend,  Espresso trinkend und fluchend, was das Zeug hält

Villabosco, Sizilien. Drei Arbeiter der städtischen Müllabfuhr finden auf einer Mülldeponie die Leiche von Pietro Cannata, der mit einem schweren Gegenstand erschlagen wurde. Maresciallo Saverio Bonanno wird der Fall übertragen, da sein Capitano Basilio Colombo derweil anderweitig beschäftigt ist, nämlich mit einer liebeshungrigen Witwe, die seinen ganzen Einsatz fordert. Bonanno übernimmt nur höchst widerwillig die Ermittlungen, da er seiner jungen Tochter Vanessa versprochen hatte, mit dieser für ein paar Tage in Urlaub zu fahren.

Prompt hängt der Haussegen schief und auch sonst ist Bonanno alles andere als zufrieden. Seine selbstverordnete Diät schlägt nicht an, das tägliche Horoskop ist ein einziger Alptraum, die Kollegen bereiten mitunter mehr Probleme wie sie selber welche lösen und zum Schluss gibt es auch noch Stress mit dem Bürgermeister, da Bonanno kurzerhand die Mülldeponie schließen lies.

Die Ermittlungen laufen nur langsam und mühsam voran. Der Wagen des Toten ist zunächst nicht auffindbar und eher durch Zufall findet sich eine erste Spur. Diese führt geradewegs in einen elitären Spielclub. Verdächtige gibt es bald reichlich und Bonanno läuft lange diversen Blindspuren hinterher...

Roberto Mistretta hat mit Das falsche Spiel des Fischers einen zunächst recht gewöhnungsbedürftigen Helden in die italienische Krimilandschaft eingeführt. Ständig rauchend und Espresso trinkend, flucht er was das Zeug hält und neigt zu cholerischen Anfällen gegenüber seinen Kollegen. Auch seine Ermittlungsmethoden sowie die Art und Reihenfolge der Zeugenbefragungen sind nicht unbedingt alltäglich und irritieren zunächst den Leser. Neben diesem etwas ungewohnten Protagonisten, der einem im Laufe der Handlung aber mehr und mehr auf seine Art ans Herz wächst, garniert Mistretta den Fall mit einem humorvollen Erzählstil, an den man sich ebenfalls erst einige Seiten lang gewöhnen muss.

 

"Sie heißt Giuseppina Malacasa, genannt Rosina, vierunddreißig Jahre, Beruf Friseuse, ledig."
"Donnerwetter!"
"Wie Sie meinen, Maresciallo!"

 

Der Spannungsaufbau ist ordentlich und bleibt bis zum überraschenden Finale erhalten. Nebenbei wird noch eine zweite Geschichte erzählt, die natürlich zum Ende des Plots aufgelöst bzw. mit dem Mordfall in Verbindung gebracht wird. Dies gelingt überzeugend, was man von den aktuellen Ermittlungen nicht immer behaupten kann. So werden beispielsweise die Familienangehörigen des Toten nicht wie üblich als Erste befragt, sondern zu einem recht späten Zeitpunkt.

Die beruflichen und privaten Probleme von Bonanno werden sauber getrennt und liegen einem dank des plauderhaften Erzählstils nicht so schwermütig im Magen, wie man dies von skandinavischen Autoren kennt. Allerdings sind die Darstellungen der Nebenfiguren (Tochter, Kollegen, Zeugen) nicht besonders gelungen, da sie in keinem Fall greifbar werden.

Wer sich für Krimis interessiert, die in Italien spielen, sollte diesem unbefangen auftretenden Romanautor durchaus eine Chance geben. Bonanno hat das Zeug zum Serienhelden und der Leser erlebt einmal mehr, dass in Sizilien noch immer die "Omerta" gilt, das Gesetz des Schweigens.

Das falsche Spiel des Fischers

Roberto Mistretta, Edition Lübbe

Das falsche Spiel des Fischers

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