Der zweite Schöpfer

  • Droemer
  • Erschienen: Januar 2006
  • 8
  • New York: Jove, 2002, Originalsprache
  • München: Droemer, 2006, Seiten: 427, Übersetzt: Reinhard Tiffert
  • München: Knaur, 2007, Seiten: 427
Der zweite Schöpfer
Der zweite Schöpfer
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Wolfgang Weninger
78°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2006

Eine plausibel gesponnene Story, die sich dreht und windet

Ganz schön deftig fängt Der zweite Schöpfer an, denn auf den ersten siebzehn Seiten präsentiert uns der britische Autor Michael Marshall zur Einstimmung neunundsechzig Leichen. Zwei Männer betreten einen Fast-Food-Imbiss und ballern wie verrückt durch die Gegend, aber keiner weiß warum und Mr. Marshall hat vorerst auch gar keine Lust sich damit weiter aufzuhalten und beginnt die eigentliche Geschichte zehn Jahre später.

Ward Hopkins hat der CIA den Rücken zugekehrt. Die Nachricht vom Verkehrsunfall bei dem Mom und Dad ihr Leben lassen mussten, hat ihn zurück nach Dyersburg in Montana geführt, wo er erstens dem Begräbnis beiwohnt und zweitens vom Anwalt der Familie erfährt, dass ihm die lieben Eltern 1,8 Millionen Dollar hinterlassen haben. Und trotzdem ist er ganz schön sauer, denn der Vater, um den er sich zeitlebens nicht sonderlich gekümmert hat, hatte nichts Besseres zu tun, als die von ihm aufgebaute Immobilienfirma zu liquidieren, anstatt sie dem missratenen Sohn als Lebenswerk zu spendieren. Ward Hopkins weiß, dass da mehr dahinter stecken muss und beginnt das Haus der Eltern zu filzen, wobei er eine versteckte Mitteilung seines Vaters findet, die besagt: "Wir sind nicht tot." Auch ein geheimnisvolles Videoband fällt Ward in die Hände, die sein Leben schlagartig ändert.

Derweil treibt in Santa Monica, Kalifornien, ein Psychopath sein finsteres Spiel. Er entführt hübsche, langhaarige Mädchen, schneidet ihnen die Haare ab, bestickt damit einen Pullover und schickt diesen den verzweifelten Eltern, die zumeist ihr Kind nur mehr als Leiche wieder zu Gesicht bekommen. Eines dieser bedauernswerten Kinder war die Tochter des Polizisten Zandt, der auf den "Upright Man" Jagd gemacht hat und dabei den falschen Mann zur Strecke und unter die Erde brachte. Zandt quittierte den Dienst. Jetzt aber schlägt der "Upright Man" nach langer Pause wieder zu und die FBI-Agentin Nina aktiviert den verbitterten Zandt.

Es bleibt natürlich nicht aus, dass sich die Wege aller Beteiligten kreuzen, denn es gibt ein dunkles Geheimnis und eine finstere Wahrheit, die zum selben Mann führen ...

Der Droemer-Verlag bewirbt Michael Marshalls Thriller Der zweite Schöpfer mit dem Kommentar von Stephen King: "Ein Meisterwerk" und dem Zitat aus dem Guardian: "eine atemberaubende Reise durch die Dunkelheit des Verbrechens." Sowohl Stephen King, als auch der Rezensent der britischen Zeitung dürften hier allerdings mindestens ein Auge zugedrückt haben, denn so absolute Klasse ist auf den 427 Seiten nicht zu finden.

An der Übersetzung aus dem Englischen von Reinhard Tiffert dürfte der Qualitätsunterschied allerdings nicht liegen, denn grundlegend ist die flüssige, sprachliche Umsetzung zu loben und am Schreibstil von Mr. Marshall lässt sich partout nichts aussetzen. Der Autor springt im Laufe der Handlung vehement von einem Schauplatz zum nächsten, verquickt wenigstens drei Handlungsfäden und lässt genügend Raum, um den Leser mitraten zu lassen. Wer allerdings schon Des Todes dunkler Bruder von Jeff Lindsay gelesen hat, der ahnt spätestens im Mittelteil, wie der Hase läuft.

Die großen, schaurigen Momente, wenn der große Unbekannte das arme, entführte Mädchen quält, oder ein Mitwisser nach dem Anderen beinhart liquidiert wird, sind allerdings so schaurig nicht und wenn sich dazwischen Zandt und Hopkins das Hirn zermartern, dann hat man sowohl den abgehalfterten Ermittler, als auch den undankbaren Sohn, der nicht weiß, warum und weshalb, schon dichter charakterisiert erfahren. Sympathisch werden die Figuren ohnehin nicht gezeichnet und da fehlt dem Leser dann ganz einfach eine Person, mit der er mitfiebern kann.

Bei aller Kritik muss man dem Autor und seinem Werk aber bescheinigen, zu den besseren Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt zu zählen. Wenn auch der große Kick fehlt, so bleibt doch eine plausibel gesponnene Story, die sich dreht und windet und über genügend Action und Spannung verfügt, um einige Stunden zu fesseln.

Der zweite Schöpfer

Michael Marshall, Droemer

Der zweite Schöpfer

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